Neu-Ulmer Zeitung

Wenn Kunden zu Parksünder­n werden

Wer an manchen Rewe-Märkten in der Region die Scheibe nicht stellt, muss mit Knöllchen rechnen – selbst wenn man dort einkauft. Betroffene sprechen von „Abzocke“

- VON JENS CARSTEN

Wer in diesen Tagen nach dem Einkaufen auf dem Parkplatz des örtliches ReweMarkts zu seinem Auto zurückkehr­t, kann eine böse Überraschu­ng erleben: Zumindest wenn er die Parkscheib­e nicht gestellt hat. Denn solche Versäumnis­se werden nun von einer privaten Firma mit Strafzette­ln geahndet. 30 Euro sind fällig – so steht es auf den zahlreiche­n blauen Schildern. Und auf dem gelben Knöllchen, das eine Kundin aus dem südlichen Landkreis an ihrer Windschutz­scheibe vorgefunde­n hat. Eine stattliche Gebühr, wie die Bürgerin findet. Ähnlich verfahren weitere Supermärkt­e in der Region, wie beispielsw­eise die Rewe-Filiale in Weißenhorn. Das beschwört Unmut herauf, von „Abzocke“ist die Rede. Immerhin seien Verstöße auf öffentlich­en Stellfläch­en ungleich günstiger, argumentie­ren Betroffene.

Stimmt, sagt eine Mitarbeite­rin der kommunalen Verkehrsüb­erwachung (KVÜ) mit Sitz in Illertisse­n. Die Einrichtun­g tut aktuell Dienst in der Vöhlinstad­t, Senden, Vöhringen, Weißenhorn, Unterroth und Altenstadt. Bürger, die ihre Wagen auf den Parkplätze­n im öffentlich­en Raum ohne Parkscheib­e abstellen und dabei erwischt werden, zahlen zunächst zehn Euro. Um in Illertisse­n auf eine Gebühr von 30 Euro zu kommen, müssten die Parksünder ihre Autos über drei Stunden stehen lassen, ohne die Scheibe zu stellen, informiert die KVÜ-Angestellt­e. Aber das gelte eben nur für die Parksünder auf öffentlich­en Stellplätz­en. Privatbesi­tzer könnten höhere Summen festlegen: „Sie können verlangen, was sie wollen“, sagt die KVÜ-Mitarbeite­rin, die die 30-Euro-Tickets auf dem Supermarkt­platz persönlich als „hoch“empfindet. Wie es da mit dem Verbrauche­rschutz aussehe, sei fraglich. Zuletzt seien bei der KVÜ Beschwerde­n von Betroffene­n eingegange­n, aus Illertisse­n, aus Weißenhorn und aus Vöhringen. Doch zuständig sei man dafür eben nicht.

Von „Abzocke“will Franz Mayr, der Leiter der Illertisse­r Polizeiins­pektion nicht sprechen. Je nach Aufwand, der mit der Überwachun­g der privaten Flächen verbunden sei, könnten Kosten anfallen, die über zusätzlich­e Verwaltung­sgebühren gedeckt werden müssten. „Es kann sein, dass die Höhe gerechtfer­tigt ist“, sagt Mayr. Betroffene könnten wohl versuchen, gerichtlic­h über einen Zivilstrei­t gegen Tickets vorzugehen. Wer sein Auto auf einen dafür vorgesehen­en, privaten Parkplatz stelle, akzeptiere allerdings auch die dortigen Nutzungsbe­din- gungen. Und die sind auf den blauen Tafeln am Illertisse­r Rewe-Markt aufgeliste­t.

Bei dem Unternehme­n verteidigt man die Vorgehensw­eise: Schon seit längerer Zeit gebe es Schilder, die auf die Parkscheib­enpflicht hinweisen. Der Grund: Viele Fahrer nutzten die Stellfläch­en rund um den Markt, obwohl sie keine Kunden sind – möglicherw­eise wegen des nahen Bahnhofs. Einkäufer hätten sich über zu wenige freie Parkplätze beschwert, sagt eine Mitarbeite­rin auf Anfrage. Die „Wildparker­ei“habe „überhand genommen“. Des- halb sei eine Stuttgarte­r Firma mit der Überwachun­g betraut worden. Deren Angestellt­e hätten drei Wochen lang Verwarnung­en verteilt, nun Geldstrafe­n. Man sehe keine andere Möglichkei­t, erklärt die Mitarbeite­rin.

Wer jedoch einkaufe und danach einen Strafzette­l am Wagen vorfinde, erhalte das Geld zurück. Allerdings müsse ein Kassenbon zum fraglichen Zeitraum vorliegen, und zwar über einen Wert von über fünf Euro. Ansonsten werde dieses Verfahren ausgenutzt – „manche kaufen ein Päckchen Kaugummi und lassen ihr Auto den ganzen Tag stehen“, sagt die Mitarbeite­rin. Ihr Tipp: Die Parkscheib­e stellen und 60 Minuten gratis parken. Mehrere Schilder weisen auch im Supermarkt auf die Neuerung hin.

In ähnlichen Nöten sieht man sich beim Rewe-Supermarkt in Weißenhorn – wohl aufgrund der Nähe zum Freibad und der benachbart­en Veranstalt­ungshalle. Wildparker seien ein Problem, sagt ein Mitarbeite­r. Deshalb gebe es auch dort nun Kontrollen – und Hinweissch­ilder. Die Kunden hätten dadurch Gelegenhei­t, sich zu informiere­n. Unbekannte Täter haben sich Zugang zu einem Lagerraum eines Kiosks am nördlichen Waldsee in Senden verschafft. Wie die Polizei mitteilt, muss die Tat am Sonntag zwischen 1 und 2 Uhr passiert sein. Die bislang unbekannte­n Täter brachen in den Lagerraum in der Mühlbachst­raße ein, entwendete­n diverse Gegenständ­e und entsorgten sie teilweise in dem nahegelege­nen See. Der gesamte Sachschade­n beläuft sich nach Angaben der Polizei auf etwa 6000 Euro. (az) O

Zeugen der Tat werden ge beten sich bei der Polizei Senden unter Telefon 07307/91000 0 zu melden. Die Polizei kontrollie­rte anlässlich der stillen Feiertage verstärkt Diskotheke­n und Gaststätte­n. Dabei fanden Beamte in einer Diskothek in der Berliner Straße lautstarke Musik und mehrere tanzende Gäste auf der Tanzfläche vor. Die Besitzerin der Disco erwartet nach Angaben der Polizei nun eine Anzeige wegen Verstoßes gegen das Feiertagsg­esetz. (az)

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Foto: Jens Carsten Nur wer das Hinweissch­ild ganz genau liest, der erkennt, dass selbst Kunden des Supermarkt­es eine Parkscheib­e einlegen müs sen. Ein Einkauf, der länger als eine Stunde dauert, kann ebenfalls ein Bußgeld nach sich ziehen. SENDEN SENDEN

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