Neu-Ulmer Zeitung

Das Handwerk boomt

Die Auftragsbü­cher der Betriebe sind voll und die Wartezeite­n lang. Wie es gelingt, einen Handwerker zu finden

- VON CHRISTINA HELLER

Wie heißt es immer so schön: Jede Medaille hat zwei Seiten. Der aktuelle Konjunktur­bericht des Handwerks verdeutlic­ht dieses Sprichwort ziemlich gut. Die Handwerker – vor allem in der Baubranche – jubilieren. Ihre Auftragsbü­cher sind so voll, wie schon seit Jahren nicht mehr. Das ist die eine Seite. Die andere Seite sind die Kunden. Denn die müssen deshalb mitunter ziemlich lange warten, bis ein Handwerker einen Termin für sie findet.

90 Prozent der schwäbisch­en Handwerksb­etriebe gehen davon aus, dass sich ihr Umsatz in den kommenden Monaten gut entwickelt oder zumindest gleich bleibt. Besonders gut geht es gerade den Betrieben, die in der Baubranche arbeiten, das fand die Handwerksk­ammer für Schwaben heraus (HWK). 60 Prozent aller Baubetrieb­e in Bayern bezeichnen ihren Auftragsbe­stand als gut oder sehr gut. Im Vorjahr waren es noch 45 Prozent. Bis zu 13 Wochen im Voraus sind sie ausgebucht. Das steht im aktuellen Konjunktur­barometer der Landesvere­inigung der Bauwirtsch­aft Bayern. Holger Seit, Sprecher der Vereinigun­g, sagt: „Wir machen diese Erhebung seit 2004, und das ist der absolute Höchstwert.“

Das heißt, wer das Bad sanieren, den Garten umgestalte­n oder die Fenster sanieren möchte, muss vorausscha­uend planen. „Es ist empfehlens­wert, rechtzeiti­g mit seinem Handwerker in Kontakt zu treten und die Vorhaben zu besprechen“, sagt Ulrich Wagner, Hauptgesch­äftsführer der HWK.

Im Schnitt sind die Handwerker in der Region über alle Branchen hinweg laut HWK acht Wochen im Voraus ausgebucht. In der Baubranche sind es sogar fast zehn. „Das sind natürlich Durchschni­ttswerte“, sagt Bauwirtsch­aftssprech­er Seit.

Hinter den Wartezeite­n stecke ein Bau- und Sanierungs­boom, sagt HWK-Mann Wagner. „Wenn die Konjunktur weiter anzieht, dann kann sich dieser Trend verstärken.“Dazu kommt, dass den Firmen manchmal das Personal fehlt, um Aufträge schneller abzuarbeit­en. Denn sie tun sich schwer, Fachkräfte am Arbeitsmar­kt zu finden.

Seit von der Landesvere­inigung der Bauwirtsch­aft empfiehlt Kunden, die lange warten müssen, bei mehreren Betrieben nachzufrag­en. Vielleicht findet sich einer, der nicht ganz so ausgebucht ist.

Christian Fußner ist Architekt aus Friedberg. Er bestätigt, dass sich gerade private Bauherren momentan schwertun, Handwerker zu finden. „Wir haben aber keine besonders langen Wartezeite­n“, sagt er. Denn er habe sich über Jahre ein Netzwerk aufgebaut. Sein Tipp lautet also: sich an Architekte­n halten.

Im Internet gibt es zudem verschiede­ne Portale, auf denen Betriebe ihre Leistungen anbieten. Sie können helfen, einen Handwerker zu finden. Allerdings rät Seit, genau hinzuschau­en, wer hinter dem Angebot steckt, und sich über die Referenzen zu informiere­n, um auch Qualität zu bekommen.

Im Notfall – also etwa bei einem Wasserrohr­bruch oder wenn ein Sturm das gesamte Dach abdeckt – würden die Wartezeite­n nicht gelten, sagt HWK-Mann Wagner. Viele Betriebe hätten eigene NothilfeSe­rvices. Sie kommen in der Regel schnell, sagt HWK-Sprecherin Monika Treutler-Walle.

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 ?? Foto: Maurizio Gambarini, dpa ?? Maler, Fliesenleg­er und andere Handwerker sind zurzeit ziemlich gefragt. Denn die Baubranche boomt. Wer vorhat, ein größeres Projekt anzugehen, muss deshalb im Voraus planen.
Foto: Maurizio Gambarini, dpa Maler, Fliesenleg­er und andere Handwerker sind zurzeit ziemlich gefragt. Denn die Baubranche boomt. Wer vorhat, ein größeres Projekt anzugehen, muss deshalb im Voraus planen.

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