Seit dem Demjanjuk Urteil gibt’s mehr Verfahren
möglich sei. „Dann kann man vielleicht eine Bewertung vornehmen.“
Im KZ Stutthof starben mehr als 60 000 Menschen. Die Zentrale Stelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg hatte den Fall nach München abge- geben. Die Juristen, die Vorarbeit für staatsanwaltliche NS-Ermittlungen in ganz Deutschland leisten, hatten sich nach der Verurteilung des Ex-Wachmannes John Demjanjuk 2011 nochmals systematisch Verbrechen in KZs und Vernichtungslagern vorgenommen. Das Landgericht München hatte Demjanjuk wegen Beihilfe zum Mord an mehr als 28000 Menschen in Sobibor verurteilt, obwohl er nicht direkt an ihrer Tötung mitgewirkt hatte. Das Urteil, das wegen Demjanjuks Tod nicht rechtskräftig wurde, war als neue Wende in der Rechtsprechung gewertet worden. Es folgten Verfahren gegen andere Wachmänner, etwa den 95-jährigen Oskar Gröning und den gleichaltrigen Reinhold Hanning. Allein 2016 leitete Ludwigsburg 30 neue Vorermittlungsverfahren ein und gab sie zumeist an die zuständigen Staatsanwaltschaften ab. Viele der früheren Nazi-Helfer sind allerdings tot – oder nicht verhandlungsfähig, wie eine ehemalige Funkerin aus Auschwitz. Sie war wegen Beihilfe zum Mord an mehr als 260 000 Juden angeklagt. Doch sie war schon 2016 zu gebrechlich für einen Prozess.