So wohl fühlen sich Schüler heute
Bildungswissenschaftler haben zum ersten Mal untersucht, wie glücklich Deutschlands Jugendliche sind. Der Großteil von ihnen lernt gern. Doch jeder Sechste leidet
Ich bin zufrieden mit meinem Leben: Man könnte meinen, dass eine gewisse Lebenserfahrung notwendig ist, um diesen Satz auszusprechen. Die Organisatoren der Pisa-Studie haben für ihre neue Statistik aber 15-Jährigen die Frage nach ihrer Zufriedenheit gestellt. Das Ergebnis: Etwa drei Viertel fühlen sich in der Schule wohl und sind auch sonst ziemlich einverstanden mit ihrem Leben. Damit liegt Deutschland etwas über dem Durchschnitt der mehr als 70 teilnehmenden Länder. Unterstützung durch Eltern und Lehrer begünstigen den Forschern zufolge die Zufriedenheit – genauso wie Sport und Unternehmungen mit Freunden.
Eine Erkenntnis aber macht den Bildungsforschern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) Sorgen: Studienleiter Andreas Schleicher sagte gestern bei der Präsentation der Ergebnisse in Berlin, dass 16 Prozent der deutschen Schüler regelmäßig Opfer irgendeiner Form von Mobbing würden. Ein kleiner Teil von zwei Prozent der Jugendlichen gab an, schon geschlagen oder herumgeschubst worden zu sein. Sieben Prozent berichteten, dass andere Schüler Gerüchte über sie verbreitet hätten. Neun Prozent litten darunter, dass andere sich über sie lustig gemacht hätten. Bildungsforscher Schleicher sagt, dass das Problem in Deutschland an den Rand gedrängt werde. Der OECD-Direktor fordert, im Kampf gegen Mobbing Schulleitungen, Lehrer, Eltern und Kinder an einen Tisch zu bringen, statt es einfach Schulpsychologen und Sozialarbeitern zu überlassen und damit wegzuschieben.
Susanne Eisenmann, die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, verweist angesichts der Zahlen darauf, dass Demokratiebildung an den Schulen immer wichtiger wird. Die Fähigkeiten, „reflektiert zu handeln, Konflikte zu lösen und mit anderen Menschen konstruktiv und sozial zusammenzuleben“, sei aktueller denn je. In Bayern war Demokratiebildung gerade erst bei der Reform des Gymnasiums ein Thema. Das G9 soll im Lehrplan mehr Zeit schaffen, um Schüler zu demokratisch denkenden und politisch mündigen Mitgliedern der Gesellschaft heranreifen zu lassen.
Während der OECD-Fragebogen zum Thema Mobbing ganz konkrete Fragen enthält und das Problem genau definiert, ist die Frage nach der Zufriedenheit weitaus allgemeiner. Worin Glück und Unglück der Schüler begründet liegt, lasse sich mithilfe der Fragebögen nicht endgültig klären, hieß es gestern aus der deutschen OECD-Zentrale in Berlin. „Zufriedenheit ist ein subjektives Empfinden“, erklärt Pressesprecher Peter Rumpf auf Nachfrage. Auch kulturelle Unterschiede würden eine Rolle bei der Bewertung des eigenen Lebens spielen.
Genau diese mangelnde Vergleichbarkeit bemängeln die Kritiker der Pisa-Studie. „Komplett überflüssig“sei sie, hört man etwa aus dem Deutschen Philologenverband. Einer der größten Gegner ist Josef Kraus, Präsident des Deutschen Lehrerverbands: „Zufriedenheit kann man nicht messen“, sagte er gestern im Gespräch mit unserer Zeitung. Kraus nennt ein Beispiel: „In Mexiko sind die Schüler deutlich zufriedener als in Deutschland, obwohl die Lebensstandards viel niedriger sind.“Für ihn sind die Ergebnisse nicht mehr als eine „08/15-Statistik“, die man sich sparen könne. Die PisaStudie alle drei Jahre zu konzipieren und durchzuführen, koste das Land Millionen. „Der Lehrer in der Klasse hat davon aber überhaupt nichts.“Man solle mit dem Geld besser Lernmethoden direkt an den Schulen untersuchen. „Und die OECD soll sich lieber um ihre Wirtschaftsfragen kümmern, statt sich als Erzieher aufzuspielen.“
Das Geheimnis der mysteriösen Päckchen an ostfriesischen Inselstränden ist nach tagelangem Rätseln gelüftet. In den elf ziegelsteingroßen Paketen mit schwarzer Plastikfolie steckte Kokain. Die Drogen waren in den letzten Tagen auf Borkum, Baltrum und Norderney entdeckt worden. Über die Herkunft sei bisher nichts bekannt, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft Aurich mit.
Bei einem Grammpreis von rund 80 Euro wird der Straßenverkaufswert auf dem Rauschgiftmarkt auf mehrere tausend Euro geschätzt. Die Polizei schließt weitere Funde an den Inselstränden nicht aus. „Die Strömung könnte noch weitere Päckchen antreiben, aber das ist hier kein großes Thema“, sagt Bürgermeister Berthold Tuitjer auf der kleinsten ostfriesischen Insel Baltrum. Auch auf der Nachbarinsel blieb alles ruhig: „Es wurden keine auffälligen Sammler am Strand gesichtet“, sagte Herbert Visser vom Staatsbad Norderney. Wer dort Päckchen aufsammelt und nicht bei der Polizei abgibt, müsse mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen, warnten die Behörden.
Die Ermittler prüfen einen Bezug zu ähnlichen Funden in Belgien. Dort hatte die Polizei Anfang April mehr als eine Tonne Kokain in zwei Dutzend Sporttaschen aus der Nordsee gefischt. Der Wert soll im Milliardenbereich liegen.
Über die großen Containerhäfen komme immer mehr Rauschgift nach Europa, heißt es von den Zollfahndern. Allein in Bremerhaven und Hamburg wurden im vergangenen Jahr 976 Kilogramm Kokain sichergestellt. Doch nur ein Bruchteil der geschmuggelten Ware wird entdeckt, obwohl Röntgengeräte die Container durchleuchten.