Schnappschüsse im Schnee
Aprilwetter bringt den Blitzmarathon der Polizei mächtig durcheinander: Messstationen müssen teilweise geändert werden. Raser sind nur wenige unterwegs
Zu schnell ist der Mofafahrer eigentlich nicht unterwegs, trotzdem winkt ihn der Polizist auf den Parkplatz neben der Bushaltestelle „Marienfriedstraße“in Pfaffenhofen. Der Grund: Das Mofa ist zu laut, der Auspuff könnte manipuliert sein. Am Ende stellt sich heraus, dass es sich lediglich um einen Sportauspuff handelt. Bezahlen muss der junge Mann trotzdem: Er war mit Kopfhörern unterwegs, außerdem sind die Reifen abgefahren. 25 Euro macht das am Ende. Es wird eine der geringsten Strafen sein, die die Polizei beim Blitzmarathon am Mittwoch an dieser Messstation verhängen wird.
Nur wenige Minuten, nachdem Hauptkommissar Steffen Maresch von der Polizei Weißenhorn und seine Kollegen ihre Position in Pfaffenhofen bezogen haben, müssen sie schon das erste Fahrverbot verhängen: Eine junge Frau war statt mit Tempo 30, die in der HermannKöhl-Straße wegen einer Dauerbaustelle gelten, mit 68 Stundenkilometern unterwegs. Sie bekommt zwei Punkte, muss zudem 160 Euro zahlen. Viele der Autofahrer, die an diesem Nachmittag angehalten werden, verabschieden sich jedoch gut gelaunt von den Polizisten. „Ich habe schon das Gefühl, dass die Autofahrer verständnisvoller geworden sind“, sagt Hauptkommissar Maresch. Viele wüssten vom Blitzmarathon, hätten ihn aber vergessen. Dass aber jemand zugebe, einfach zu schnell unterwegs zu sein, passiere immer noch selten, so Maresch. Manche würden die Messung stattdessen infrage stellen und nachprüfen wollen. „Das dürfen sie natürlich.“
Die natürliche Tarnung der Polizei an der Bushaltestelle ist gut: Der Laser und Alwin Endler, stellvertretender Leiter der Sendener Polizei, der durch das Messgerät schaut, sind hinter Mülleimer, Strauch und Bushaltestellenschild kaum zu sehen. Eigentlich sollten Hauptkommissar Maresch und seine Kollegen hier heute aber gar nicht stehen. Stattdessen wollten sie am südlichen Ortseingang von Pfaffenhofen kontrollieren. Doch wegen des Aprilwetters haben sie ihren Plan ändern müssen. Bei der Bushaltestelle gibt es wenigstens einen Unterstand – auch wenn sich das Wetter zwischenzeitlich wieder aufgehellt hat.
Schon am Morgen droht das Wetter der Polizei einen Strich durch die Rechnung zu machen: An manchen Orten im Landkreis, darunter auch Neu-Ulm, herrscht dichtes Schneetreiben. Günter Hohenwarter, Leiter der Verkehrspolizei Neu-Ulm, ist zu diesem Zeitpunkt an der Messstation in der Leipheimer Straße in Pfuhl. Kurz vor Beginn der Messung ist Hohenwarter noch skeptisch: „Wir könnten Fotoprobleme bekommen.“Denn nicht an jeder Messstation werden Raser herausgewinkt, und auf Fotos der Radarfallen könnte der Schnee das Kennzeichen unlesbar machen. Auch die Lasermessung werde gestört. „Das macht bei solchem Wetter dann alles keinen Sinn“, sagt Hohenwarter. Außerdem fuhren die meisten Autofahrer bei solchen Verhältnissen generell langsamer. „Viele haben ja auch schon Sommerreifen.“Ein paar Stunden sieht sich Hohenwarter in seiner Vermutung bestätigt: „Die Fahrer waren wegen der Witterung diszipliniert unterwegs.“Außerdem gebe es ja eine permanente Berichterstattung über den Blitzmarathon im Radio.
Gegen 17 Uhr zieht Hohenwarter eine erste allgemeine Bilanz: 3200 Fahrzeuge wurden im Stadtbereich Neu-Ulm sowie in Nersingen und Elchingen kontrolliert, 69 waren zu schnell unterwegs. Spitzenreiter ist bislang ein Autofahrer, der statt mit 50 Stundenkilometern mit Tempo 83 unterwegs war. Hohenwarter stellt fest: „Heute hat das Rasertum gefehlt, aber nicht weil sich die Leute von heute auf morgen gebessert haben, sondern wegen des Wetters.“Dennoch sei er mit der Aktion zufrieden – auch, weil die Polizei trotz des schlechten Wetters draußen gewesen sei und Präsenz gezeigt habe. Er fügt hinzu: „Wenn dabei ein schwaches Ergebnis heraus kommt, soll es uns Recht sein.“