Einbrecher aus Südamerika auf Beutezug in Langenau
Zwei Männer aus Chile stahlen in großem Stil Geld, Schmuck und Kleidung. Vor Gericht in Ulm erzählen sie eine abenteuerliche Geschichte, wie es dazu gekommen sei
Mit gefälschten Pässen sind zwei Männer aus Chile nach Deutschland gereist und sind in mehreren Städten in Wohnungen und Häuser eingebrochen, um wertvollen Schmuck und hochwertige Kleidungsstücke zu stehlen. Weil sie auch in Langenau im Alb-DonauKreis ihr Unwesen trieben, mussten sie sich vor der ersten Kammer des Landgerichts Ulm verantworten. Nach zwei Tagen zügiger Verhandlung wurde jetzt das Urteil gesprochen: Wegen gemeinschaftlichen Einbruchdiebstahls sind die beiden 26 und 33 Jahre alten Einbrecher aus Südamerika zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren und drei Monaten verurteilt worden. Das Landgericht schnürte dabei ein Gesamtstrafenpaket aus Verurteilungen in Crailsheim und München, wobei das Ende der Verfahren noch nicht abzusehen ist. Demnächst werden die Chilenen mit dem Gefängnisbus nach Bayreuth gebracht, wo ein weiterer Prozess auf sie wartet.
Es ist eine ungewöhnliche Geschichte, die die Angeklagten den deutschen Richtern erzählten und mit der sie erklärten, warum sie nach Europa gekommen seien. In ihrer Heimat hatte einer der Angeklagten ausgerechnet bei einer kriminellen Vereinigung Kredite aufgenommen, um sich als Kleiderverkäufer selbstständig zu machen. Als er mit den Rückzahlungen in Verzug kamen, seien er und seine Familie bedroht worden. So sei er nach Europa gereist, um zu arbeiten. Mit dem Geld habe er die Restschulden begleichen wollen. Aber in Italien gab es nur Hungerlöhne auf dem illegalen Arbeitsmarkt und in Deutschland fanden er und sein Komplize, den er angeblich in Mailand kennenlernte, ohne Papiere gar keine Beschäftigung. Obdachlos tourten er und der Mitangeklagte voriges Jahr mit einem dritten unbekannten Landsmann in einem Transporter mehrere Wochen lang durch Deutschland. Einer der Männer soll in dieser Zeit eine schreckliche Nachricht erhalten haben: Sein Vater sei in Chile von seinem Kreditgeber erschossen worden. Die Angst um das Leben des eigenen Sohnes trieb ihn nach eigenen Angaben zu den Straftaten, die nun folgten.
Immer wieder insistierte das Gericht, um Hintergründe zu erfahren. Gab es eine Organisation, welche die Einbrecher nach Europa schickte und zu den Tatorten lenkte? Wie in den anderen Prozessen sagten die Angeklagten auch in Ulm aus, sie hätten alles selbst organisiert, obwohl sie sich in Deutschland nicht auskannten. In Hamburg begann die Diebestour. Warum die beiden Angeklagten später ausgerechnet in Langenau Station machten, konnten sie nicht erklären. Die Anwälte wiesen im Gerichtssaal daraufhin, dass die beiden Beschuldigten und ihre Familien einer permanenten Gefahr ausgesetzt seien, wenn sie Einzelheiten berichteten. Nachdem die Angeklagten die fünf Diebstähle in Langenau gestanden hatten, vereinfachte sich die Beweisaufnahme erheblich. In den fünf Wohnungen im Alb-Donau-Kreis war Diebesgut im Wert von insgesamt 18 000 Euro zusammen gekommen, darunter teurer Schmuck, wertvolle Uhren und elegante Kleidungstücke. Die Wertsachen verstauten die beiden Chilenen in ihrem Transporter. In München gerieten sie mit ihrer Beute in eine Polizeikontrolle. Sie flüchteten zu Fuß. Der eine Chilene wurde wenig später von einem Baum geholt, wo er sich versteckte, den anderen erwischte die Polizei, als er mit einem gestohlenen Fahrrad wegfahren wollte. Nur der dritte im Bunde konnte auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Schwierig gestaltete sich für die Kriminalpolizei, das Diebesgut aus den zahlreichen Einbrüchen zuzuordnen. Doch über Internetdaten und Funkzellenauswertungen gelang es nach und nach, die Bestohlenen in ganz Deutschland zu identifizieren, sodass die Ware zurückgegeben werden konnte – im Gegensatz zu mehreren Tausend Euro Bargeld, das nicht gefunden wurde.
Ausführlich wies der Vorsitzende Richter in seiner Urteilsbegründung auf die psychischen Schäden hin, die die Angeklagten bei ihren Einbrüchen in Langenau angerichtet hätten, obwohl sie in den Wohnungen keinen der Geschädigten antrafen. So litten die Opfer in der Folge beispielsweise unter Schlafstörungen. Eine Betroffene musste sich längere Zeit in ärztliche Behandlung begeben. Nach Auskunft der Verteidigerin warten jetzt noch fünf weitere Prozesse auf das Einbrecher-Duo. So werden wohl noch Jahre vergehen, bis die Chilenen ihre Heimat wieder sehen können.
Noch immer ist der Baumfrevel in Pfuhl ungeklärt. Wie berichtet, hat ein unbekannter Täter dort Anfang März die über 50 Jahre alte Linde angesägt und eine Substanz injiziert – mit dem böswilligen Plan, den Baum zu töten. Die Polizei und die Stadtverwaltung riefen Bürger auf, sich zu melden, die etwas Auffälliges gesehen haben. Doch bislang Fehlanzeige.
Wie Michael Wecker von der Neu-Ulmer Polizei mitteilt, sind bislang keine Hinweise eingegangen. Offenbar hat niemand den Unbekannten mit Säge am Baum hantieren sehen – oder schweigt eisern. Denn die Polizei vermutet, dass es sich bei dem Täter womöglich um einen Anwohner handeln könnte. „Vielleicht stört sich jemand an dem Baum, sei es weil er Allergiker ist oder weil er Schatten auf seinem Grundstück hat“, sagt Wecker. Das alles seien jedoch nur Vermutungen, konkret verdächtigt werde niemand. Dennoch bittet die Polizei die Anwohner, weiterhin wachsam zu sein und verdächtige Beobachtungen sofort zu melden.
Wie berichtet hat der Unbekannte den Baum zum einen rundherum angesägt und zudem mehrere Löcher hineingebohrt und eine Substanz in den Baum gespritzt.
Für sachdienliche Hinweise, die zur Ermittlung der Täter führen, setzt die Stadtverwaltung nach wie vor eine Belohnung von einhundert Euro aus. (kat) O
Zeugen bittet die Polizei, sich unter der Telefonnummer 0731/80130 zu melden.
Ein Lastwagen hat am Mittwoch nach einem Unfall die A 8 bei Nellingen (Alb-DonauKreis) blockiert. Es kam zu erheblichen Verkehrsbehinderungen. Laut Polizei stauten sich die Autos zeitweise bis in den Kreis Neu-Ulm zurück. Der Lastwagen fuhr gegen 6.30 Uhr in Richtung Stuttgart. Auf Höhe von Nellingen fuhr er auf einen Laster vor ihm auf. Der hatte Stahlträger geladen. Diese bohrten sich regelrecht in den Lastwagen, der auf der rechten Spur stehen blieb. Der Fahrer blieb unverletzt. Die Höhe des Totalschadens an seinem Lastwagen schätzte er auf rund 25 000 Euro. Der Lastwagen mit den Stahlträgern hielt einige Meter weiter an. Der Fahrer hatte den Unfall erst später bemerkt. Schäden wurden an seinem Laster keine festgestellt. Kurz vor 11 Uhr war die Autobahn wieder frei befahrbar. (az)