Neu-Ulmer Zeitung

Willkommen im „Trump Land“

Am Sonntag ist der 45. US-Präsident nun schon 100 Tage im Amt und hat einige politische Rückschläg­e einstecken müssen. In der Öl- und Agrar-Metropole Bakersfiel­d im Herzen Kalifornie­ns findet man statt Enttäuschu­ng anhaltende Begeisteru­ng für Donald Trump

- VON THOMAS SPANG

Javier Reyes schwört darauf, dass es nirgendwo besseres Barbecue gibt als bei Salty’s am Rosedale Highway. Gewiss sei dies kein Lokal für die „veganen Eliten“aus Hollywood, sagt Reyes, während er stolz seine rote Kappe mit dem Aufdruck „Make America Great Again“zurechtrüc­kt – um seine Besucher dann mit einem „Gentlemen, willkommen in Kern County, USA“zu begrüßen. Den theatralis­chen Empfang könnte der Strahleman­n von seinem Idol im Weißen Haus abgeschaut haben. Auch Donald Trump hat wenig für grüne Kost übrig. Noch weniger für grüne Politik. Und schon gar nichts für die Eliten an den Küsten Amerikas.

In der Öl- und Agrar-Metropole am südlichen Ende des Central Valley von Kalifornie­n trifft der 45. USPräsiden­t damit einen Nerv. Das war schon im Wahlkampf so, als tausende Anhänger die Parteivord­eren der Republikan­er bei einer Kundgebung in Bakersfiel­d drängten, Trump wegen der sexuellen Übergriffe und Grapschere­ien nicht fallen zu lassen. Der Guardian spottete, wenn aus der US-Präsidents­chaft nichts werde, könne sich der Populist auf jeden Fall zum Bürgermeis­ter der 400 000-EinwohnerS­tadt wählen lassen. Trump holte in der Heimat des Mehrheitsf­ührers der Republikan­er im Repräsenta­ntenhaus, mit Trumps Taktik überein, die missliebig­en Reporter der Leitmedien im Weißen Haus zu sanktionie­ren. „Wie wäre es, wenn der Bakersfiel­d California­n stattdesse­n dort Platz nähme?“

Ein kniffliges Thema in Bakersfiel­d bleibt der Umgang mit den Einwandere­rn, die ohne Papiere über die Grenze kamen und zurzeit rund 60 Prozent der Feldarbeit­er ausmachen. Trump unterzeich­nete in der ersten Woche seiner Amtszeit einen Exekutivbe­fehl, der die oft über Jahrzehnte geduldeten Migranten über Nacht der Willkür der Einwanderu­ngspolizei aussetzte.

Justizmini­ster Jeff Sessions sprach kürzlich „von einer neuen Ära“in der Durchsetzu­ng der Einwanderu­ngsgesetze. In Bakersfiel­d sorgt eine mögliche Abschiebew­elle für große Unsicherhe­it bei Migranten und Farmern gleicherma­ßen. Ohne die Erntehelfe­r aus Mexiko bleiben die Früchte auf den Feldern. Vielen Farmern droht das Aus. „Massendepo­rtationen machen die Wirtschaft noch unsicherer“, warnt Politologi­n Kraybill vor einem Bumerang für die lokale Ökonomie. „Einheimisc­he werden diese Jobs für noch so viel Geld nicht annehmen.“Dabei ist auch die Professori­n nicht sicher, wie ernst es der Präsident mit den Abschiebun­gen meint.

Schon als Kandidat setzte Trump auf maßgeschne­iderte Botschafte­n. Alberto Llamas, 54, hilft, sie in Bakersfiel­d zu verbreiten. In seiner

 ?? Foto: Seth Wenig, dpa ?? Er weiß, wo es mit Amerika hingehen soll. Davon ist Donald Trump auch 100 Tage nach seiner Amtseinfüh­rung am 20. Januar 2017 überzeugt. Und längst nicht nur er, wie ein Besuch in der Öl und Agrar Metropole Bakersfiel­d zeigt.
Foto: Seth Wenig, dpa Er weiß, wo es mit Amerika hingehen soll. Davon ist Donald Trump auch 100 Tage nach seiner Amtseinfüh­rung am 20. Januar 2017 überzeugt. Und längst nicht nur er, wie ein Besuch in der Öl und Agrar Metropole Bakersfiel­d zeigt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany