650 Tonnen fest im Griff
Laura Goetz macht eine Ausbildung zur Verfahrensmechanikerin. Dabei hatten Familie und Freunde andere Pläne für sie
Der Weg zum Traumberuf führt für viele junge Menschen über eine Ausbildung. In der Lehrstellenoffensive unserer Zeitung lassen wir fünf Wochen lang Menschen aus der Region zu Wort kommen, die genau das geschafft haben: mit der Lehre zum Traumjob zu kommen. das liegt daran, dass ich mich wirklich für das interessiere, was ich dort lerne.“Sie ist froh, eine Stelle gefunden zu haben, die zu ihr passt. Wäre es nach ihrem Vater gegangen, hätte sie wohl möglich eine Ausbildung zur Kauffrau gemacht. Hätte Goetz auf ihre Freundinnen gehört, wäre sie wahrscheinlich Bankkauffrau oder Arzthelferin geworden. Doch die 18-Jährige aus Siebenbrunn hat ihren eigenen Kopf. Dass sie einmal einem handwerklichen Beruf nachgehen wird, war für sie immer klar. „Einfach nur im Büro rumsitzen kann ich nicht“, sagt sie „Ich bin eine hibbelige Person.“
Unter ihren Ausbildungskollegen ist Goetz die einzige Frau. Ihr Ausbilder Sebastian Böhler spricht von einer „Männerdomäne“in der Verfahrensmechanik. Natürlich sei es da nicht immer leicht, sich als zierliche Frau zu behaupten. „Laura hat aber von Anfang an überzeugt. Sie steht ihren männlichen Kollegen in nichts nach“, sagt Böhler. Anfangs sei ihr die körperliche Arbeit, das Bestücken der Maschinen, noch etwas schwer gefallen, doch inzwischen habe sie mehr Muskeln als so mancher ihrer männlichen Kollegen, sagt Goetz: „Die Arbeit hier ist besser als ein Fitnessstudio.“Dass die 18-Jährige auch in ihrer Freizeit beim Basketballspielen regelmäßig den Ton angibt, verwundert da nicht.
Zusammen mit ihrem Ausbilder und ihrer Chefin, Melissa Wenig, läuft Goetz durch die große Fertigungshalle in Gersthofen. Es ist laut und riecht nach Plastik. „Hier in Gersthofen haben wir die größeren Maschinen“, erläutert Wenig. Neben den Scheinwerferabdeckungen produzieren die bis zu 1500 Tonnen schweren Spritzgussmaschinen auch Motorabdeckungen für BMW oder Armaturen für VW oder Volvo. Kleinere Teile stellt das Unternehmen Borscheid und Wenig im Werk in Diedorf (Kreis Augsburg) her. Insgesamt hat das Familienunternehmen rund 450 Mitarbeiter. 27 davon in Ausbildung. Wenig sagt: „Wir bilden jedes Jahr etwa zehn junge Menschen aus.“Im Regelfall werden alle Auszubildenden übernommen. Doch es sei nicht einfach, geeignete Azubis zu finden, meint Wenig: „Die Qualität der Bewerber nimmt ab.“Vielleicht, meint Wenig, liegt das daran, dass der Beruf des Verfahrensmechanikers kaum bekannt ist. Das zeige auch die Tatsache, dass es in Bayern nur zwei Berufsschulen für Verfahrensmechaniker gibt. Wenig ist deshalb glücklich, mit Goetz eine regelrechte Überfliegerin ausbilden zu dürfen. An ihr Bewerbungsgespräch kann sich Goetz noch gut erinnern. „Ich war ein bisschen erkältet und aufgeregt“, sagt sie. Doch trotz Hustenreiz konnte Goetz ihre Chefs mit ihrer Erfahrung überzeugen. Heute sagt sie: „Ich habe meinen Traumberuf gefunden.“O
ist eine Aktion mit den Arbeitsagenturen der Region, der Industrie und Handelskam mer Schwaben und der Handwerks kammer für Schwaben. Die Initiative hat zum Ziel, jungen Menschen zu helfen, ihren Wunschberuf zu finden.