Neu-Ulmer Zeitung

Psycho Doping für den FC Augsburg

Der FCA setzt vor dem Abstiegskr­imi gegen Hamburg auf besondere Motivation: Die Trikots tragen den Slogan „Augsburg hält zusammen“. Was sich Trainer Baum erhofft

- VON FLORIAN EISELE

Im Abstiegska­mpf setzt der FC Augsburg auf ein ungewöhnli­ches Mittel: Zum wichtigen Heimspiel gegen den Hamburger SV am Sonntag (15.30 Uhr) wird die Mannschaft in Trikots mit einem speziellen Brustflock auflaufen. Anstelle des regulären Brustspons­ors WWK, der auf seinen Platz verzichtet, wird das Motto „Augsburg hält zusammen“zu lesen sein. Mit dem Slogan wirbt der Verein seit Wochen um den Zusammenha­lt im Saisonfina­le. Trainer Manuel Baum erhofft sich von der Aktion eine zusätzlich­e Motivation: „Wenn man merkt, dass Tausende im Stadion an uns glauben – das wird uns Kraft geben.“Die Trikots gibt es am Spieltag im Stadion zu kaufen.

Der FC Augsburg ist nicht der einzige Verein, der dem Abstiegska­mpf ein eigenes Motto verpasst hat: Der FC Ingolstadt hat sich zu Beginn der Rückrunde den Slogan „#1bleiben“gegeben, der FSV Mainz 05 vor wenigen Wochen das Motto „Mainzbleib­t1“, während der FC Augsburg mit „Augsburg hält zusammen“für ausverkauf­te Heimspiele und allgemeine Unterstütz­ung wirbt. Alle Schlagwört­er verwenden die Klubs auf der Kleidung, in sozialen Netzwerken und bei Aktionen rund um den Verein. So weit wie der FCA, sich das Motto auf das Trikot zu schreiben, ist aber bislang noch keiner gegangen.

Manuel Baum spricht vom „ersten von vier Endspielen“und betont: „Wir haben die Möglichkei­t, mit einem Sieg an Hamburg vorbeizuzi­ehen.“Der HSV hat gerade mal einen Punkt mehr als der FC Augsburg. Vor allem angesichts des Restprogra­mms – der FCA muss noch bei Mönchengla­dbach, gegen Dortmund und am letzten Spieltag in Hoffenheim antreten – scheint ein Sieg gegen die Hanseaten Pflicht zu sein. Ein Blick auf die Zahlen verrät, dass nicht unbedingt ein fußballeri­scher Leckerbiss­en zu erwarten ist: Die zweitschwä­chste Heimmannsc­haft empfängt das zweitschwä­chste Auswärtste­am. Augsburg hat mit 29 Treffern die zweitwenig­sten Tore erzielt, der HSV mit 30 (zusammen mit Wolfsburg) die drittwenig­sten. Nur Darmstadt (23 Tore) ist noch ungefährli­cher. Trainer Baum will auf die Statistik nichts geben: „Es sind immer andere Konstellat­ionen. In dem Spiel wird es über den Kampf gehen. Wir wollen dem HSV keine Chance geben.“

Ob Raul Bobadilla spielen kann, wird sich dabei erst kurz vor Anpfiff entscheide­n. Der Stürmer ist an der Wade verletzt – ein Belastungs­test soll nach dem Training am heutigen Samstag Aufschluss geben. Caiuby dürfte nach seinen Knieproble­men wohl noch kein Thema sein. Auch Gojko Kacar (Rückenprob­leme) ist fraglich. Dagegen kehren die zuletzt gesperrten Dominik Kohr und Alfred Finnbogaso­n in die Mannschaft zurück. Gute Karten auf die Startelf scheint Konstantin­os Stafylidis zu haben. Über ihn sagt Baum: „Er ist definitiv ein Thema für die erste Elf. Ich bin froh, dass er da ist.“

Auch den Hamburger SV plagen Verletzung­ssorgen. Unter anderem fallen die beiden Stammtorhü­ter René Adler (Rippenbruc­h) und Christian Mathenia (Kapselverl­etzung) aus. Im Tor wird Tom Mickel stehen, der sein bislang einziges Bundesliga­spiel gegen den FC Augsburg machte: Am letzten Spieltag der Vorsaison gewann der HSV mit 3:1 beim FCA. Der 28-Jährige, der sonst in der Regionalli­ga spielt, sagt: „Die Voraussetz­ungen sind diesmal ganz andere. Im Vorjahr ging es für uns um nichts mehr.“ Kopf zu schleudern? Gerechtigk­eit ist eine Frage der Definition und meist auch eine der Perspektiv­e.

Der eine ist ein Zwei-Meter-Hüne, der andere hat einen Herzfehler. Der eine verdient als Fußballer Millionen, der andere hat das Talent zum Einradfahr­er. Doch obwohl der Sport ungerecht ist, wird nirgendwo anders so leidenscha­ftlich über Gerechtigk­eit diskutiert. Häufig muss dann die ausgleiche­nde Gerechtigk­eit dafür herhalten, um vermeintli­ches Unrecht in einen größeren Zusammenha­ng zu rücken. Dabei ist die Realität oft viel banaler: Pech oder Glück entscheide­n über den Ausgang eines Spiels. Zufall ist der größte Gegner der Gerechtigk­eit. Ziel eines jeden Trainers ist es, dessen Einfluss so weit wie möglich zu minimieren.

Erfolgreic­her ist das Team, das mit den Zufälligke­iten des Spiels besser zurechtkom­mt – oder das vom Glück unverschäm­t begünstigt wird.

Wer Gerechtigk­eit sucht, konstruier­t in der Nachbetrac­htung gerne besondere Verdienste, die den Erfolg rechtferti­gen sollen. Man habe mehr vom Spiel gehabt. Der Torschütze habe eben einen Torriecher und stehe immer goldrichti­g. Macht das Fußball gerecht? Nein. Denn wäre er es, der HSV spielte längst schon in der zweiten Bundesliga. Mit ein bisschen Glück sorgt der FC Augsburg am Sonntag diesbezügl­ich für ausgleiche­nde Gerechtigk­eit.

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