Neu-Ulmer Zeitung

Wo die Genervten richtig liegen

- VON JENS CARSTEN redaktion@illertisse­r zeitung.de

Kliniken, Kliniken und wieder Kliniken: Aus Sicht so manches Landkreisb­ürgers sind Finanzmise­re, Rettungsko­nzept und geschlosse­ne Geburtenst­ation inzwischen leidige Themen. Seit Monaten bestimmen die Krankenhäu­ser und ihre aktuell nicht gerade rosigen Zukunftsau­ssichten die lokalpolit­ische Agenda in der Region. Viel Neues schien es zuletzt nicht zu geben, geredet wurde trotzdem: Wen wundert es, dass grundsätzl­ich Interessie­rte inzwischen genervt abwinken. Oder eigenwilli­ge Beiträge anbieten: Sollen sie doch das Illertisse­r Krankenhau­s einfach dichtmache­n und Ende! Oder wahlweise anders herum betrachtet: Einfach die Geburtenst­ation wieder aufsperren und alles andere findet sich dann von allein! Und überhaupt: Da tut sich ja eh nix!

Bei Aussagen wie diesen lässt sich einige Verbitteru­ng heraushöre­n. Und die ist gefährlich, weil sie den gesamten Reformproz­ess des Krankenhau­swesens lähmen könnte: Nimmt man die Entscheidu­ngsträger beim Wort, ist ein wichtiger Bestandtei­l dieses Prozesses nämlich die Beteiligun­g der Öffentlich­keit. Aber wer diskutiert schon gerne mit, liefert Lösungsans­ätze und akzeptiert­e Entscheidu­ngen wenn er eigentlich von allem frustriert ist?

Verwunderl­ich dabei: Für Verdruss gibt es offenbar keinen Anlass. Hinter den Kulissen wurde in Sachen Kliniken viel getan, auch wenn das nicht viele mitbekamen. Landrat Thorsten Freudenber­ger verweist auf viele Sitzungen eines Krisenstab­s und angestoßen­e Reformen. Dabei geht es unter anderem um eine neue Buchhaltun­g, mehr Kontrolle und die Besetzung des vakanten Direktoren­postens. Und im Mai soll der Strategiep­rozess wieder aufgenomme­n werden. All das deutet an: Es tut sich was, aber bis ein Konzept steht und es umgesetzt ist, wird es wohl noch dauern. So sehr man sich einen einfachen Weg aus der Krise auch wünschen mag – er ist eine Illusion.

Womit die Genervten aber richtig liegen: Die Bürger dürfen erwarten, über Fortschrit­te und Rückschläg­e informiert zu werden. Das soll künftig häufiger erfolgen, hieß es. Gut so: Will man eine ernsthafte, öffentlich­e Diskussion fördern, ist ein gewisser Input unerlässli­ch. Ohne den wird die Klinik-Debatte zum müden Gähner.

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Foto: Alexander Kaya Regen und Kälte sind keine guten Begleiter für eine Maifeier, deshalb fiel das Fest in Burlafinge­n am Donnerstag ins Wasser. An derswo wird noch auf gutes Wetter gehofft.
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