Wo die Genervten richtig liegen
Kliniken, Kliniken und wieder Kliniken: Aus Sicht so manches Landkreisbürgers sind Finanzmisere, Rettungskonzept und geschlossene Geburtenstation inzwischen leidige Themen. Seit Monaten bestimmen die Krankenhäuser und ihre aktuell nicht gerade rosigen Zukunftsaussichten die lokalpolitische Agenda in der Region. Viel Neues schien es zuletzt nicht zu geben, geredet wurde trotzdem: Wen wundert es, dass grundsätzlich Interessierte inzwischen genervt abwinken. Oder eigenwillige Beiträge anbieten: Sollen sie doch das Illertisser Krankenhaus einfach dichtmachen und Ende! Oder wahlweise anders herum betrachtet: Einfach die Geburtenstation wieder aufsperren und alles andere findet sich dann von allein! Und überhaupt: Da tut sich ja eh nix!
Bei Aussagen wie diesen lässt sich einige Verbitterung heraushören. Und die ist gefährlich, weil sie den gesamten Reformprozess des Krankenhauswesens lähmen könnte: Nimmt man die Entscheidungsträger beim Wort, ist ein wichtiger Bestandteil dieses Prozesses nämlich die Beteiligung der Öffentlichkeit. Aber wer diskutiert schon gerne mit, liefert Lösungsansätze und akzeptierte Entscheidungen wenn er eigentlich von allem frustriert ist?
Verwunderlich dabei: Für Verdruss gibt es offenbar keinen Anlass. Hinter den Kulissen wurde in Sachen Kliniken viel getan, auch wenn das nicht viele mitbekamen. Landrat Thorsten Freudenberger verweist auf viele Sitzungen eines Krisenstabs und angestoßene Reformen. Dabei geht es unter anderem um eine neue Buchhaltung, mehr Kontrolle und die Besetzung des vakanten Direktorenpostens. Und im Mai soll der Strategieprozess wieder aufgenommen werden. All das deutet an: Es tut sich was, aber bis ein Konzept steht und es umgesetzt ist, wird es wohl noch dauern. So sehr man sich einen einfachen Weg aus der Krise auch wünschen mag – er ist eine Illusion.
Womit die Genervten aber richtig liegen: Die Bürger dürfen erwarten, über Fortschritte und Rückschläge informiert zu werden. Das soll künftig häufiger erfolgen, hieß es. Gut so: Will man eine ernsthafte, öffentliche Diskussion fördern, ist ein gewisser Input unerlässlich. Ohne den wird die Klinik-Debatte zum müden Gähner.