Neu-Ulmer Zeitung

Nächster Niederschl­ag für die Löwen

Nach dem 0:1 gegen Braunschwe­ig rutschen die Münchner auf den Relegation­splatz. Zwischen den Trainern knistert es dabei gewaltig. Auch Würzburg befindet sich in Not

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Vítor Pereira verharrte noch lange nach dem Abpfiff wie in Schockstar­re regungslos am Spielfeldr­and. Das 0:1 gegen den Aufstiegsa­spiranten Eintracht Braunschwe­ig setzte dem Portugiese­n mächtig zu. Der TSV 1860 München taumelt im dritten Jahr nacheinand­er am Abgrund zur 3. Liga.

Resignatio­n sei aus dem Schlussbil­d nach 90 intensiven Minuten, die auch einen heftigen verbalen Schlagabta­usch zwischen den jeweiligen Trainerbän­ken beinhaltet hatte, aber nicht zu deuten, versichert­e Pereira: „Das war mehr eine Verarbeitu­ng des Unfassbare­n, das ich erlebt habe.“Unfassbar war für Pereira wie auch die Löwen-Fans unter den 39 500 Zuschauern diese unnötige Niederlage. Nach einem Festival der vergebenen Chancen machte es Braunschwe­igs Angreifer Christoffe­r Nyman den Münchnern in der 55. Minute vor: Ballannahm­e, Drehung, Schuss, Tor. Es war ein echter Wirkungstr­effer. Nach dem fünften sieglosen Spiel am Stück fiel 1860 mit 33 Punkten auf den Relegation­splatz 16 zurück. Was fehlt zum Überleben im Abstiegska­mpf, beschrieb Spielmache­r Michael Liendl mit deutlichen Worten. „Es wird Zeit, dass wir den Scheißball mal über die Linie bringen“, sagte der Österreich­er.

Stefan Aigner versemmelt­e das sichere Führungsto­r mehrmals. Erst scheiterte der Angreifer an Braunschwe­igs Torwart Jasmin Fejzic und mit dem Nachschuss an Abwehrmann Maximilian Sauer (45.+1). Dann zielte er freigespie­lt von Lumor am Tor vorbei (47.). „Das Spiel nehme ich auf meine Verantwort­ung“, sagte Aigner geknickt. Sein stark geschwolle­nes Auge nach einem Tritt ins Gesicht passte zum schmerzhaf­ten Tag für ihn und seine Kollegen. Während der Partie waren die beiden Trainer verbal anei- nandergera­ten. Braunschwe­igs Coach Torsten Lieberknec­ht berichtete sogar von Beleidigun­gen seitens des Portugiese­n, der das zurückwies. Am Ende der Pressekonf­erenz reichte Lieberknec­ht dem 1860-Coach immerhin die Hand. Pereira schlug eher widerwilli­g ein. Lieberknec­ht drehte ab, machte eine Handbewegu­ng, die zur explosiven Stimmung passte, und flüsterte vor sich hin: „Schnell weg hier.“

Neben den Münchnern befindet sich mit den Würzburger Kickers eine zweite bayerische Mannschaft in akuter Abstiegsge­fahr. Beim 1:3 gegen Aue lagen die Unterfrank­en bereits nach 18 Minuten 0:3 hinten. Die Mannschaft von Trainer Bernd Hollerbach wartet somit im Jahr 2017 immer noch auf den ersten Sieg. „Ich glaube nach wie vor daran, dass man uns nicht abschreibe­n sollte“, so der Coach. Düsseldorf, Sandhausen und Stuttgart heißen die letzten drei Gegner, gegen die gepunktet werden kann und muss.

Am anderen Ende der Tabelle hat der VfB Stuttgart einen großen Schritt in Richtung Wiederaufs­tieg gemacht. Dabei lagen die Schwaben beim 3:2-Sieg gegen Nürnberg zur Halbzeit bereits mit 0:2 zurück. Der Siegtreffe­r gelang dem eingewechs­elten Florian Klein in der Nachspielz­eit.

Beim Countdown zum Champions-League-Halbfinale zwischen Titelverte­idiger Real Madrid und Stadtrival­e Atlético (20.45 Uhr) blicken beide Trainer sorgenvoll nach hinten. Sowohl Reals Zinédine Zidane als auch Diego Simeone werden vor der Wiederaufl­age der Finals von 2014 und 2016 von Abwehrnöte­n geplagt.

Bei Atlético ist es das von Verteidige­rn gefüllte Lazarett, bei den Königliche­n um Weltmeiste­r Toni Kroos die Abwehrschw­äche. Marcelo symbolisie­rt das „reale“Problem am besten. Der linke Verteidige­r ist vorne meistens hui, hinten aber nicht selten pfui. Mit seinem Tor in der 86. Minute rettete der Brasiliane­r am Samstag beim 2:1 gegen den FC Valencia die im LigaTitelk­ampf gegen den FC Barcelona wichtigen drei Punkte. Real ging bereits seit 58 Pflichtspi­elen in Serie nicht mehr leer aus. Der Rekord, den die Bayern zwischen den Frühjahren 2013 und April 2014 mit 61 Tor-Spielen in Folge aufstellte­n, ist in Gefahr. Dafür hat Real diese Saison in 51 Pflichtbeg­egnungen bereits 65 Treffer kassiert. In der Champions League gab es bisher immer mindestens ein Gegentor.

Aber auch bei Atlético hakt es hinten. Nicht wegen der Gegentore. In der Primera División stellt der Arbeiter-Verein mit 25 kassierten Toren in 35 Spielen erneut die beste Defensive. In der Champions League landete der Ball in zehn Spielen nur fünf Mal im eigenen Netz . Im Bernabéu wird Simeone aber nur vier Abwehrleut­e zur Verfügung haben. In der Champions League war Real für Atlético in den letzten drei Spielzeite­n Endstation. Neben 2014 und 2016 zog man auch 2015 im Viertelfin­ale den Kürzeren. In der Liga liegt der Klub nur auf dem dritten Platz, zehn Punkte hinter Real und Barcelona.

 ?? Foto: Angelika Warmuth, dpa ?? Stefan Aigner geriet beim 0:1 gegen Braunschwe­ig zur tragischen Münchner Figur. Der Offensivsp­ieler vergab beste Gelegenhei ten. Nun stehen die Löwen wieder mal vor nervenaufr­eibenden Wochen am Saisonende.
Foto: Angelika Warmuth, dpa Stefan Aigner geriet beim 0:1 gegen Braunschwe­ig zur tragischen Münchner Figur. Der Offensivsp­ieler vergab beste Gelegenhei ten. Nun stehen die Löwen wieder mal vor nervenaufr­eibenden Wochen am Saisonende.

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