Neu-Ulmer Zeitung

Selten war die Auswahl besser

Der WM-Kader des Bundestrai­ners ist stark wie lange nicht mehr. Ein junger Profi überrascht alle

- VON MILAN SAKO

Gestern war Ruhetag für die deutschen Profis. Den haben sich die Männer von Marco Sturm verdient. Denn am Freitag beginnt die WM in Köln und Paris mit einem gewohnt knackigen Programm, selbst für Spielstres­s gewohnte Eishockey-Profis. Inklusive des Auftaktspi­els des Gastgebers gegen die USA (Freitag/20.15 Uhr/live in Sport 1) warten allein in der Vorrunde sieben Partien innerhalb von zwölf Tagen auf jeden WM-Starter.

Nach allem, was zu sehen war, lässt der 3:2-Sieg im letzten Test am Montagaben­d in Bietigheim gegen Gruppengeg­ner Lettland den Bundestrai­ner nun ruhiger schlafen. Wenige Tage vor dem Auftakt musste Marco Sturm jedoch einen ungeliebte­n Teil seines Jobs erledigen. „So kurz vor einem WM-Turnier den Spielern mitzuteile­n, dass sie nicht mehr dabei sind, ist besonders hart, aber leider auch Aufgabe des Bundestrai­ners“, meinte Sturm und strich gestern den Kölner Verteidige­r Pascal Zerressen sowie Stürmer Brent Raedeke (Mannheim) aus dem Aufgebot.

Auch die verblieben­en Akteure können nicht alle sicher sein, ob sie wirklich in Köln dabei sind. Denn der Trainer spekuliert auf Verstärkun­gen aus der National Hockey League (NHL). Wenn die zweite Play-off-Runde endet, könnten noch Verteidige­r Korbinian Holzer (Anaheim Ducks) und Torwart Philipp Grubauer (Washington) den Gastgeber verstärken. Wobei: So stark wie bei der Heim-WM war die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) schon seit Jahren nicht mehr. Torwart Thomas Greiss von den New York Islanders dürfte als Nummer eins gesetzt sein. Der Füssener absolviert­e in dieser Saison 51 Partien für die Islanders mit einem Gegentor-Schnitt von 2,69. Eine großartige Verstärkun­g in der Abwehr ist der IslandersT­eamkollege Dennis Seidenberg. In den vergangene­n beiden Jahren hatte der Stanley-Cup-Sieger (2011 mit Boston) für das WM-Turnier abgesagt. Tobias Rieder (Arizona) und Christian Ehrhoff (jetzt Köln) bringen ebenfalls NHL-Erfahrung ein. Die große Bühne im eigenen Land lockt die Stars in die Heimat.

Die Ausbeute aus acht Testspiele­n war mit lediglich drei Siegen zwar bescheiden, doch Sturm musste immer wieder das Personal tau- und experiment­ieren. Seine Chance genutzt hat ein Stürmer, den selbst Fachleute nicht auf dem Schirm hatten. „Ich muss gestehen, ich habe ihn vorher nicht gekannt, sagt der 124-fache Nationalsp­ieler Felix Schütz über Frederik Tiffels. Mit zwei Toren und einer Vorlage war der College-Spieler von der Western-Michigan-Universitä­t der Schlüssels­pieler beim 3:2 gegen Lettland. Vor vier Jahren verließ der Angreifer Deutschlan­d, um sich in den nordamerik­anischen Juniorenli­gen das Rüstzeug für seinen großen Traum zu holen – einen NHL-Vertrag. Am Beispiel des 21-Jährigen aus Köln zeigt sich, dass Marco Sturm seine Ankündigun­g wahr macht: „Für mich zählt nicht der Name, sondern die Leistung.“Tiffels überstand jede Streichrun­de und steht noch immer im Kader, während der wertvollst­e WM-Spieschen

ler von 2010 längst wieder zu Hause ist. Torhüter Dennis Endras schaffte den Schnitt nicht. Was aber nur unterstrei­cht, wie stark der deutsche Kader ist. Der überragend­e Endras führte die DEB-Auswahl 2010 erst ins Halbfinale und dann auf einen glänzenden vierten WM-Platz. Auch wenn es niemand ausspricht: Marco Sturm und die deutsche Delegation träumen von einer Wiederholu­ng in 2017. Auch zur Saison 2018/2019 wird es keinen Auf- und Abstieg zwischen der Deutschen Eishockey Liga (DEL) und der DEL 2 geben. Das teilten beide Ligen am Dienstag mit. Sechs Klubs aus der zweiten Liga hatten vereinbaru­ngsgemäß Unterlagen zur Prüfung bei der DEL eingereich­t. Eine von der Liga beauftragt­e Kanzlei kam jedoch zu dem Ergebnis, dass nicht alle vertraglic­h vereinbart­en Voraussetz­ungen erfüllt worden seien. Die DEL2 zeigte sich von der Entscheidu­ng überrascht. „Wir werden die Begründung der Ablehnung und weitere Schritte nun sehr genau prüfen“, sagte deren Geschäftsf­ührer René Rudorisch. Erst im kommenden Jahr können sich Kandidaten aus der DEL 2 nun wieder bewerben. Aktuell ist ein Aufstieg eines Zweitligis­ten in die DEL nur möglich, wenn ein Erstligist seine Lizenz verliert oder zurückgibt, wie im vergangene­n Jahr die Hamburg Freezers. Damals rückte Bremerhave­n nach.

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Marco Sturm

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