Ulmer zeigen Flagge für Menschenrechte
Eine neue Stiftung will Jugendliche und Erwachsene in der Region über das Thema aufklären. Auch ein Preis ist geplant
Wenn Stefan Drößler und seine Mitstreiter sich an Schulen, aber auch bei Erwachsenen umhören, stellen sie oft fest, dass es beim Thema Menschenrechte enorme Defizite gibt. Viele wissen wenig darüber, können mit dem Begriff nichts anfangen oder haben falsche Vorstellungen davon. Dem will die Ulmer Stiftung Menschenrechtsbildung, die jetzt nach längerer Vorbereitungszeit ihre Arbeit aufnimmt, entgegenwirken. „Unser Ziel ist es, Menschenrechte bekannt zu machen“, sagt Drößler, Vorsitzender des Stiftungsrats. Grundlage der Stiftungsarbeit ist die im Dezember 1948 von den Vereinten Nationen verkündete Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, in der beispielsweise das Recht auf Leben und Freiheit, das Verbot der Folter und das Asylrecht niedergeschrieben sind. „Darüber wollen wir aufklären und über strittige Fragen diskutieren“, so Drößler.
„Wir gehen zum Beispiel in Schulen oder in Einrichtungen der Erwachsenenbildung, mit Referenten, vermitteln Wissen und diskutieren mit Jugendlichen und Erwachsenen, sie eröffnen aber auch über Theater, Musik und Malerei Zugang zu dem Thema Menschenrechte. Sie beschränken sich dabei nicht auf Ulm, sondern sind auch im Kreis Neu-Ulm und im Alb-Donau-Kreis unterwegs.
Das alles passiert auf ehrenamtlicher Basis. „Was wir haben, sind Kreativität und personelle Ressourcen“, sagt Urs M. Fiechtner, Bezirkssprecher von Amnesty International Ulm. „Finanzieren können wir Projekte im Moment noch nicht.“Die Einrichtung ist bislang eine Treuhandstiftung unter dem Dach der Volksbank-Stiftung UlmBiberach. Das Geldinstitut hat das Gründungskapital in Höhe von 10 000 Euro zugeschossen und unterstützt die Menschenrechtsbildung mit einem kostenlosen Spendenkonto. Außerdem stellt die Volksbank ihr Forum am Olgaplatz 1 für eine Vortragsreihe der Stiftung zur Verfügung. Diese soll eine Plattform für Bürger bieten, sich einmal im Monat kritisch mit Menschenrechtsthemen auseinanderzusetzen. Erster Termin ist am Donnerstag, 11. Mai, um 18.30 Uhr. Bei der Veranstaltung mit dem Titel „Vor Reisen nach Afghanistan wird dringend gewarnt“analysieren der Journalist und Autor Marc Thörner und der Asylrechtsexperte Wolfgang Grenz die aktuelle Abschiebepraxis.
Im Dezember will die Stiftung zum ersten Mal den Ulmer Menschenrechtspreis verleihen. Vorschläge dafür können bis Mitte November eingereicht werden. Der Preis soll mit 3000 Euro dotiert werden. Dazu braucht die Stiftung aber noch Sponsoren. Ein anderes Ziel, das aber noch in weiter Ferne liegt: ein eigenes Ulmer Haus der Menschenrechte.
Die Stolpersteininitiative Ulm startet heute, am Samstag, eine Putzaktion. Alle Stolpersteine, die in der Innenstadt bisher verlegt wurden, werden gereinigt. Treffpunkt ist in der Küfergasse 1 (Stolperstein für Berta Rabausch) um 16 Uhr. Von dort aus werden drei Touren – auch bei Regenwetter – unternommen. Die Anwohner wurden per Brief informiert und eingeladen, mitzumachen. Die auf Gehwegen in den Boden eingelassenen Stolpersteine des Kölner Künstlers Gunter Demnig sollen an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern. Die Gedenksteine gibt es in vielen Städten, seit 2015 auch in Ulm und Neu-Ulm. (az)