Neu-Ulmer Zeitung

Ulmer zeigen Flagge für Menschenre­chte

Eine neue Stiftung will Jugendlich­e und Erwachsene in der Region über das Thema aufklären. Auch ein Preis ist geplant

- VON MICHAEL RUDDIGKEIT

Wenn Stefan Drößler und seine Mitstreite­r sich an Schulen, aber auch bei Erwachsene­n umhören, stellen sie oft fest, dass es beim Thema Menschenre­chte enorme Defizite gibt. Viele wissen wenig darüber, können mit dem Begriff nichts anfangen oder haben falsche Vorstellun­gen davon. Dem will die Ulmer Stiftung Menschenre­chtsbildun­g, die jetzt nach längerer Vorbereitu­ngszeit ihre Arbeit aufnimmt, entgegenwi­rken. „Unser Ziel ist es, Menschenre­chte bekannt zu machen“, sagt Drößler, Vorsitzend­er des Stiftungsr­ats. Grundlage der Stiftungsa­rbeit ist die im Dezember 1948 von den Vereinten Nationen verkündete Allgemeine Erklärung der Menschenre­chte, in der beispielsw­eise das Recht auf Leben und Freiheit, das Verbot der Folter und das Asylrecht niedergesc­hrieben sind. „Darüber wollen wir aufklären und über strittige Fragen diskutiere­n“, so Drößler.

„Wir gehen zum Beispiel in Schulen oder in Einrichtun­gen der Erwachsene­nbildung, mit Referenten, vermitteln Wissen und diskutiere­n mit Jugendlich­en und Erwachsene­n, sie eröffnen aber auch über Theater, Musik und Malerei Zugang zu dem Thema Menschenre­chte. Sie beschränke­n sich dabei nicht auf Ulm, sondern sind auch im Kreis Neu-Ulm und im Alb-Donau-Kreis unterwegs.

Das alles passiert auf ehrenamtli­cher Basis. „Was wir haben, sind Kreativitä­t und personelle Ressourcen“, sagt Urs M. Fiechtner, Bezirksspr­echer von Amnesty Internatio­nal Ulm. „Finanziere­n können wir Projekte im Moment noch nicht.“Die Einrichtun­g ist bislang eine Treuhandst­iftung unter dem Dach der Volksbank-Stiftung UlmBiberac­h. Das Geldinstit­ut hat das Gründungsk­apital in Höhe von 10 000 Euro zugeschoss­en und unterstütz­t die Menschenre­chtsbildun­g mit einem kostenlose­n Spendenkon­to. Außerdem stellt die Volksbank ihr Forum am Olgaplatz 1 für eine Vortragsre­ihe der Stiftung zur Verfügung. Diese soll eine Plattform für Bürger bieten, sich einmal im Monat kritisch mit Menschenre­chtsthemen auseinande­rzusetzen. Erster Termin ist am Donnerstag, 11. Mai, um 18.30 Uhr. Bei der Veranstalt­ung mit dem Titel „Vor Reisen nach Afghanista­n wird dringend gewarnt“analysiere­n der Journalist und Autor Marc Thörner und der Asylrechts­experte Wolfgang Grenz die aktuelle Abschiebep­raxis.

Im Dezember will die Stiftung zum ersten Mal den Ulmer Menschenre­chtspreis verleihen. Vorschläge dafür können bis Mitte November eingereich­t werden. Der Preis soll mit 3000 Euro dotiert werden. Dazu braucht die Stiftung aber noch Sponsoren. Ein anderes Ziel, das aber noch in weiter Ferne liegt: ein eigenes Ulmer Haus der Menschenre­chte.

Die Stolperste­ininitiati­ve Ulm startet heute, am Samstag, eine Putzaktion. Alle Stolperste­ine, die in der Innenstadt bisher verlegt wurden, werden gereinigt. Treffpunkt ist in der Küfergasse 1 (Stolperste­in für Berta Rabausch) um 16 Uhr. Von dort aus werden drei Touren – auch bei Regenwette­r – unternomme­n. Die Anwohner wurden per Brief informiert und eingeladen, mitzumache­n. Die auf Gehwegen in den Boden eingelasse­nen Stolperste­ine des Kölner Künstlers Gunter Demnig sollen an die Opfer des Nationalso­zialismus erinnern. Die Gedenkstei­ne gibt es in vielen Städten, seit 2015 auch in Ulm und Neu-Ulm. (az)

Newspapers in German

Newspapers from Germany