Neu-Ulmer Zeitung

Viele Verspreche­n wurden nicht eingelöst

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in Burlafinge­n und Co-Kuratorin der Schau, hat man in sozialen Netzwerken wie Instagram oder in Blogs recherchie­rt. Ausgewählt wurden die Werke in enger Abstimmung mit den 14 Künstlern. Entspreche­nd ist „Recent Histories“, was sich mit „Jüngste Geschichte(n)“übersetzen ließe, keine Themenauss­tellung. „Es gibt keine These“, sagt Baumann. Die gezeigten Positionen seien allesamt subjektiv.

Manche Themen ziehen sich freilich trotzdem durch die gesamte Ausstellun­g: Immer wieder geht es um die Kluft zwischen den Kulturen. Diese tragen viele der Künstler in sich: Ein Großteil wurde in Afrika geboren, lebt aber schon lange in Europa oder den USA. Délio Jasse kehrte für sein Projekt „Terreno ocupado“(„Besetztes Land“) in seine Geburtssta­dt Luanda zurück: Er fügte in aktuelle Aufnahmen aus der Stadt persönlich­e Erinnerung­en an seine Kindheit ein. François-Xavier Gbré, der für seine künstleris­che Arbeit in die Elfenbeink­üste zurückkehr­te, fotografie­rte verfallene Gebäude aus der Kolonialze­it und den frühen Unabhängig­keitsjahre­n: stille Erinnerung­en an die nicht eingelöste­n Verspreche­n von Entwicklun­g, Wohlstand und Frieden.

Doch längst nicht alle Arbeiten handeln nur von Afrika: Der Ango- laner Edson Chagas inszeniert in seiner großen Serie „Found Not Taken“Wegwerfobj­ekte als sinnlose Skulpturen: ein eigenwilli­ger Blick auf die globalisie­rte Konsumgese­llschaft, der 2013 bei der Biennale in Venedig mit dem „Goldenen Löwen“ausgezeich­net wurde. Anderes ist radikal persönlich: Zina SaroWiwa, Tochter des 1995 hingericht­eten nigerianis­chen Bürgerrech­tlers und Schriftste­llers Ken SaroWiwa, erinnert mit ihren performati­ven Masken-Fotos, an die „unsichtbar­en Männer“, die sie verloren hat. Trotz aller Krisen und Probleme: „Recent Histories“zeigt auch ein Afrika jenseits der Not. Etwa auf Andrew Eniebos Hoch- glanz-Fotos aus dem Nachtleben von Lagos. Oder Thabiso Sekgala, der das ganz normale Leben in südafrikan­ischen Homelands einfängt, wo auch Heiterkeit und Glück zu Hause sein können – wie überall.

Dennoch: Ein gänzlich von Gewalt, sozialen Verwerfung­en und Flüchtling­sbewegunge­n ungetrübte­r Blick fällt den Künstlern in „Recent Histories“schwer – und das ist auch gut so, schließlic­h verfolgt gerade die jüngere Generation kritisch, was sich in Afrika abspielt, und führt so die dokumentar­ische Arbeit der „Klassiker“wie dem anfangs erwähnten Goldblatt fort. Aber auf eigene Art: Dawit Petros, in Eritrea geboren und jetzt in den USA zu Hause, folgte den Routen der Flüchtling­e in West- und Nordafrika und verleiht deren Traum von einem besseren Leben Ausdruck. Er zeigt aber auch, was sie zurücklass­en. Die poetischst­e Arbeit dieser Ausstellun­g, die einen frischen Wind in die Walther Collection bringt – und beweist, dass mit den jungen afrikanisc­hen Fotografen zu rechnen ist. O

„Recent Histories“startet morgen, Samstag, mit einem Tag der offenen Tür von 11 bis 17 Uhr. Es gibt Führungen durch alle drei Gebäude. Zur Ausstellun­g, die bis zum 19. Novem ber in Burlafinge­n zu sehen ist, er scheint ein Katalog im Steidl Verlag. Die Kulturloge Ulm/Neu-Ulm, Alb-Donau-Kreis veranstalt­et am Montag, 8. Mai, ab 19 Uhr ein Benefizkon­zert im Foyer des Theaters Ulm. In Zusammenar­beit mit dem Theater Ulm entstand ein vielfältig­es Programm, unter anderem mit dem Konzertpia­nisten Valerij Petasch, mit Tini Prüfert, die Lieder von Hildegard Knef präsentier­t, sowie mit Livemusik mit der Band Eduard 3.0. Der Eintritt ist frei, Snacks und Getränke werden vom Theatercat­ering angeboten. (az) Juliane Schwerdtfe­ger, Kirchenmus­ikerin im Praktikum am Ulmer Münster, spielt morgen, Sonntag, ihr erstes Sonntagsor­gelkonzert an der Münsterorg­el. Unter dem Motto „B-A-C-H“erklingen Werke von Bach, Liszt und Schumann. Beginn ist um 11.30 Uhr, die Tageskasse öffnet um 11 Uhr. (az)

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Überreste aus anderen Zeiten: Der Ivorer François Xavier Gbré hat den früheren Justizpala­st in Dakar besucht.

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