In Notzeiten gibt es kein Unkraut mehr
Im Deutschen Reich wird das Pflücken von Obstblütenzweigen mit Gefängnis bis zu einem Jahr und Geldstrafen bis zu 1500 Mark bestraft. Der Schutz der Blüte dient einer besseren Ernte.
In einem Berliner Labor gelingt es erstmals, aus Getreidekeimen Fett und Eiweiß zu gewinnen. Beides dient der Speiseölund Margarine-Herstellung.
Die deutsche Reichsstelle für Obst und Gemüse in Berlin verbietet das Dörren von Frischgemüse bis zum Juli, um den Mangel an frischem Gemüse nicht noch zu vergrößern.
Im Westen des Deutschen Reiches wird die Wochenration Kartoffeln auf ein Kilogramm pro Person reduziert.
Wegen des allgemeinen Milchmangels wird der Milchverkauf nach Ladenschluss erlaubt und sogar empfohlen.
Die preußische Landesfettstelle verfügt die Nutzung von mindestens 20 Prozent der anfallenden Magermilch für die Quark- und Käsezubereitung.
In Zeiten wachsender Ernährungsnot wird gedroht, geschützt, begrenzt und vorgeschrieben. Und zudem wird entdeckt. In den Schulen des Deutschen Reiches werden die Kinder zum Sammeln dessen aufgerufen, was bislang als Unkraut einfang ungenutzt „am Wegrand und Wiesenpfad“stehengelassen wurde: Sauerampfer, Brennnesseln, Schafgarbe, Giersch, Wiesenknopf (Foto rechts), Gundermann (Foto links) … Die Botanischen Gärten geben Schaubilder zum besseren Erkennen der Pflanzen an die Hand. Und in Vorführungen wird dann noch gezeigt, wie „Schmackhafte Nahrung aus Unkraut“gelingt. Zum Beispiel: „Wir kennen alle Sauerampfersuppe, wissen aber nicht, dass sie durch Zusatz von Gundermann besonders schmackhaft wird.“Wie Brennnesselgemüse seien auch Giersch und Wiesenknopf an sich schon lecker – bei der bitteren Scharfgarbe empfehle sich die Zugabe von Milch. Wenn denn welche da ist…