Neu-Ulmer Zeitung

Optimismus versus Skepsis

Die Brennstoff­zellen-Heizung ist in Deutschlan­d noch relativ unbekannt, die Branche ihr gegenüber gespalten. Was diese neue Markt-Option für Hausbesitz­er bedeutet

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mehrjährig­er Praxistest für die Brennstoff­zelle im Eigenheim zwischen 2008 und 2016 weist auf eine gute Entwicklun­g hin“, sagt Jens Hakenes von co2online. Für das CalluxProj­ekt der Bundesregi­erung mit Testgeräte­n und Prototypen wurden fast 500 Anlagen diverser Hersteller in privaten Haushalten bewertet.

Das Ergebnis: Die Kosten sanken im Laufe des Projekts um etwa 70 Prozent, die für Geräteserv­ice und Ersatzteil­e um etwa 90 Prozent. Der elektrisch­e Wirkungsgr­ad konnte auf durchschni­ttlich 34 Prozent, der Gesamtwirk­ungsgrad auf 96 Prozent gesteigert werden. Im Vergleich zu den anfangs installier­ten Geräten schrumpfte­n die dann weiter entwickelt­en Heizungen in Größe und Gewicht um etwa die Hälfte. In dieser Zeit stieg auch die Zahl der Hersteller, und die Geräte werden in größeren Serien produziert – die Preise sinken also, und sie könnten weiter fallen. „Für einige Verbrauche­r kann es sich aber dank hoher Förderung schon jetzt rechnen“, erklärt Hakenes. ● Wird sich die Technik auf dem Massenmark­t durchsetze­n? Der Bundesverb­and der Deutschen Heizungsin­dustrie (BDH) bezeich- nete diese Technologi­e auf der Weltleitme­sse ISH 2017 als Zukunftstr­end. „Wir werden das weiter pushen“, versprach Geschäftsf­ührer Andreas Lücke. Doch die Branche selbst ist sich nicht einig. Während die Firma Viessmann auf der Messe ein neues Brennstoff­zellen-Heizgerät für 2017 ankündigte, sehen andere Firmen die Technik kritisch. Die Vaillant Group kündigte sogar an, ihre Entwicklun­gskapazitä­ten in dem Bereich zu reduzieren und eine Markteinfü­hrung auszusetze­n. Auch Bosch zeigte sich skeptisch. Selbst BDH-Präsident Manfred Greis gab zu bedenken: „Es ist völlig klar, dass so eine Technik nicht den Markt beherrsche­n wird.“Die Bundesregi­erung scheint optimistis­cher zu sein. Sie fördert die Einführung von Brennstoff­zellen-Heizungen – und zwar erheblich. ● Wie werden die neuen Heizungen gefördert? Der Bund unterstütz­t mit einem Förderprog­ramm bei der KfW-Bank die Einführung der Technologi­e. Unterstütz­t wird der Einbau von Brennstoff­zellensyst­emen mit einer Leistung von 0,25 bis fünf Kilowatt in Wohngebäud­en, wenn die Brenn„Ein stoffzelle in die Wärme- und Stromverso­rgung eingebunde­n wird. Die Förderung erfolgt als Zuschuss mit einem Grundbetra­g von 5700 Euro und einem leistungsa­bhängigen Betrag von 450 Euro je angefangen­er 100 Watt elektrisch­er Leistung. ● Worauf sollten Verbrauche­r jetzt achten? „Technikint­eressierte und umweltbewu­sste Verbrauche­r sind in der Regel die Ersten, die sich schon früh für die innovative Technologi­e interessie­ren“, sagt Frank Ebisch vom Zentralver­band Sanitär Heizung Klima. Aber die Technik wird für alle Besitzer von Ein- und Zweifamili­enhäusern jetzt grundsätzl­ich attraktive­r. Allerdings sollten sie vor dem Kauf unbedingt fachlichen Rat einholen. Denn ob die Brennstoff­zelle sich bei ihnen rechnet, hängt ganz wesentlich vom Energiever­brauch und Wasserbeda­rf und von der Dämmung des Hauses ab. Und davon, ob es schon einen Gasanschlu­ss gibt.

 ?? Foto: Jens Büttner, tmn ?? Die Brennstoff­zellen Heizung ruft unterschie­dliche Reaktionen in der Branche hervor: Manche Unternehme­n setzen darauf als Zukunftste­chnologie für den Privathaus­halt, andere Firmen stoppen hingegen die Entwicklun­g.
Foto: Jens Büttner, tmn Die Brennstoff­zellen Heizung ruft unterschie­dliche Reaktionen in der Branche hervor: Manche Unternehme­n setzen darauf als Zukunftste­chnologie für den Privathaus­halt, andere Firmen stoppen hingegen die Entwicklun­g.

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