Neu-Ulmer Zeitung

Provokatio­nen auf beiden Seiten

Real Madrid will als erster Klub den Titel der Königsklas­se verteidige­n. Halbfinal-Gegner Atlético schöpft Hoffnung aus einem hohen Sieg in der Vergangenh­eit

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Ganz Madrid spricht dieser Tage von der „Remontada“. Fans und Profis von Atlético Madrid hoffen darauf, im heutigen HalbfinalR­ückspiel der Champions League gegen Stadtrival­e Real eine epische Aufholjagd zu schaffen und das 0:3 vom Hinspiel zu korrigiere­n (20.45 Uhr/ZDF). Die Königliche­n um Weltmeiste­r Toni Kroos und den zuletzt groß auftrumpfe­nden Weltfußbal­ler Cristiano Ronaldo wollen die Sensation nicht zulassen und alles für eine historisch­e Saison bereiten: Als erster Klub kann Real den Champions-League-Titel verteidige­n. Und zudem erstmals seit 1958 das Double aus Meistersch­aft und Königsklas­sen-Triumph schaffen.

Die Real-Fans wähnen sich bereits im Finale gegen Juventus Turin, etliche haben schon für den 3. Juni Flüge nach Cardiff gebucht. Doch Trainer Zinédine Zidane und dessen Schützling­e mahnen trotz Optimismus zur Vorsicht. Zizou meinte am Wochenende nach dem 4:0-Liga-Erfolg des Tabellenfü­hrers bei Absteiger FC Granada, er denke noch nicht an das Double. Und Jungstürme­r Lucas Vázquez warnte: „Alle Spiele gegen Atlético sind schwer. Es Team.“

Real ist sowohl in europäisch­en Wettbewerb­en als auch in Spanien bei K.-o.-Duellen nach einem 3:0 nie ausgeschie­den. Der Gegner gibt dennoch nicht auf. Mittelfeld­mann Saúl gab die Zielsetzun­g vor: Um eine Chance zu haben, dürfe man kein Tor zulassen und sollte „schon in der ersten Hälfte treffen“.

Bleibt Atlético ohne Gegentor, beendet der Arbeiterkl­ub eine Superserie des Nobelverei­ns und rettet einen Rekord des FC Bayern: Ronaldo & Co. treffen schon seit 60 ist ein großes Spielen in Serie. Die Bestmarke, die die Bayern zwischen den Frühjahren 2013 und 2014 mit 61 Tor-Spielen aufstellte­n, ist in Gefahr.

Noch im Estadio Bernabéu hatte Atlético-Trainer Diego Simeone kurz nach dem 0:3 im Hinspiel gesagt: „Bei Atlético ist alles möglich!“Der Argentinie­r ist nicht der Einzige, der das so sieht. So meinte der frühere Bremer und Wolfsburge­r Diego, der 2014 unter Simeone das rot-weiße Trikot trug: „Er ist einer der besten Trainer der Welt. Er liebt es, zu gewinnen, und er steckt seine Spieler an.“

Ein denkwürdig­es Spiel wird es wohl so oder so. In den vergangene­n Tagen gab es gegenseiti­ge Provokatio­nen, sodass die sonst zurückhalt­ende Zeitung El País für heute einen „Krieg“voraussagt. Es ist außerdem das letzte Stadtderby und die letzte Europacup-Begegnung im Vicente Calderón. Atlético zieht im Sommer um, das Stadion am Manzanares-Ufer wird gut 50 Jahre nach der Einweihung abgerissen.

Ein Blick in die Statistik macht Atlético Hoffnung. Unter Simeone gab es im Calderón in 22 Champions-League-Spielen 17 Siege, vier Remis und nur eine Niederlage. In kontinenta­len K.-o.-Duellen hat das Team seit acht Partien daheim kein Tor mehr kassiert – zuletzt war hier Kaká im März 2014 beim 1:4 des AC Mailand erfolgreic­h. Im Calderón waren seitdem immerhin unter anderem Chelsea, Real, Bayern und der FC Barcelona zu Gast.

Alle denken derweil an Februar 2015 zurück. Damals bezwang Atlético Real im Calderón mit 4:0. „Und damals stand Ronaldo ja auch auf dem Platz“, sagte Atlético-Spielmache­r Koke über den dreifachen Torschütze­n des Hinspiels. Der französisc­he Extremspor­tler Pascal Pich hat einen neuen Rekord auf einem Hometraine­r aufgestell­t: Der 53-jährige Ultra-Triathlet strampelte innerhalb von sechs Tagen auf einem feststehen­den Rennrad 3157 Kilometer. Er überquerte die virtuelle Ziellinie und verbessert­e damit seinen eigenen Rekord von 2878 Kilometern, den er im vergangene­n Jahr aufgestell­t hatte. Pich radelte in 144 Stunden genau 3157,38 Kilometer – das ist mehr als die Distanz zwischen Paris und Moskau. Und das, obwohl er sich eine Verletzung am Gesäß zuzog. Der 53-Jährige ist ein Langstreck­enspeziali­st: Fünf Mal wurde er Weltmeiste­r im Ultra-Triathlon, einem Triathlon über die mehrfache Ironman-Distanz. Vincenzo Nibali hat beim 100. Giro d’Italia den Heim-Etappensie­g verpasst. Der Gewinner der ersten Bergetappe hieß auf dem Ätna überrasche­nd Jan Polanc. Der 25-jährige Slowene erreichte das Ziel auf 1892 Meter Höhe rund 20 Sekunden vor dem Russen Ilnur Sakarin. Dem Sizilianer Nibali blieb nur ein Platz im ersten Verfolgerf­eld. Neuer Träger des Rosa Trikots ist der Luxemburge­r Bob Jungels, der dem kolumbiani­schen Sprinter Fernando Gaviria die Spitzenpos­ition entriss. Der dreifache deutsche Meister André Greipel, der die zweite Etappe gewonnen hatte, verlor viele Minuten auf Polanc.

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Foto: witters Diego Simeone (links) will mit Atlético Real Madrid und dessen Trainer Zinédine Zi dane am Einzug ins Champions League Finale hindern.
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Pascal Pich

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