Neu-Ulmer Zeitung

Das Dilemma der Büroküche

- VON MELANIE LIPPL redaktion@nuz.de

In allen Büroküchen der Welt geht es vermutlich ähnlich zu: Keiner reißt sich um die Arbeit. Das Einund Ausräumen der Spülmaschi­ne ist dabei eine besonders „beliebte“Aufgabe, um die sich so mancher gerne drückt. Das kann bei den Kollegen zu nervigen Szenarien am Ende der Mittagspau­se führen: Da will man nur schnell den benutzten Teller in die Spülmaschi­ne stellen und stellt dabei fest, dass sie voll ist – mit sauberem Geschirr. Statt mit einer Aufgabe, die nur wenige Sekunden dauert – Geschirrsp­üler auf, Teller rein, Geschirrsp­üler zu –, ist man minutenlan­g damit beschäftig­t, Tassenunte­rseiten trocken zu tupfen, ineinander­gesteckte Gabeln aus dem Besteckkor­b zu befreien und Teller in Schränke zu sortieren.

Neulich, am Anfang der Mittagspau­se, wartete ich darauf, dass mein Essen warm wird. Die Geschirrsp­ülmaschine stand offen, die Körbe waren etwas herausgefa­hren. „Perfekt“, dachte ich. „Nutze ich die Wartezeit für etwas Sinnvolles und räume das saubere Geschirr aus.“Die Tassenunte­rseiten waren schon trocken und so konnte ich Stück für Stück in den Schrank stapeln, stets in der Hoffnung, allen damit eine Freude zu machen. Ich will mich gerade über die untere Schublade hermachen, da fällt mir ein Teller mit Essensrest­en auf. Hatte den doch tatsächlic­h jemand unter das frisch gespülte Geschirr gestellt?! Mein Puls stieg. Da fiel mein Blick auf den Besteckkor­b. Benutzte Gabeln. Benutzte Messer.

Sie können es sich sicher denken: Ich habe die Tassen, die ich zuvor ohne großes Ansehen in die Schränke sortiert hatte, wieder in die Maschine geräumt. Keine Einzige war innen sauber. Immerhin: Bis ich meine Aktion beendet hatte, war mein Essen warm genug ...

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