Neu-Ulmer Zeitung

Milliarden Deal im Mobilfunkm­arkt

Die beiden Telekommun­ikationsun­ternehmen United Internet und Drillisch schließen sich zum viertgrößt­en Anbieter zusammen. Was heißt das für den Verbrauche­r?

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Deutschlan­ds Telekommun­ikationsma­rkt ist klar aufgeteilt: Erst mal kommen die drei großen Netzbetrei­ber Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica Deutschlan­d (O2), dann kommt lange nichts. Konkurrent­en wie 1&1, Smartmobil, Freenet oder AldiTalk sind nicht nur auf die Mobilfunkn­etze der großen drei angewiesen – sie können ihnen auch umsatzmäßi­g nicht das Wasser reichen. Doch das soll sich jetzt zumindest ein Stück weit ändern.

United-Internet-Chef Ralph Dommermuth will das Mobilfunku­nternehmen Drillisch schlucken und mit dem Milliarden-Deal eine starke vierte Kraft schmieden. „1&1 verfügt über eine starke Marke, einen riesigen Kundenstam­m und enorme Vertriebsk­raft. Drillisch ist ein schnell wachsender Mobilfunka­nbieter mit einem attraktive­n Produktpor­tfolio“, sagte Dommermuth.

Ob der Zusammensc­hluss allerdings den seit der Fusion von E-Plus und O2 im Jahr 2014 etwas abgeschwäc­hten Preiswettb­ewerb im deutschen Mobilfunkm­arkt mehr Schwung gibt, erscheint ungewiss. Dommermuth will zwar bei den Mobilfunkp­reisen nicht allzu weit in die Zukunft schauen. Doch ließ er durchblick­en, dass er eher davon ausgehe, dass die Preise nicht weiter sinken. Beide Unternehme­n befänden sich schon auf einem sehr günstigen Preisnivea­u.

Ähnlich sieht das der Branchenex­perte und Analyst Maurice Patrick von der britischen BarclaysBa­nk. Im preisgünst­igen Segment des deutschen Mobilfunkm­arktes dürfte der Deal den intensiven Wettbewerb nun wahrschein­lich eindämmen, meint er sogar. Schließlic­h machten sich beide Unternehme­n bislang vor allem im unteren Preissegme­nt Konkurrenz. Nicht ganz so pessimisti­sch ist Thorsten Gerpott von der Universitä­t Duisburg Essen. Er geht davon aus, dass auch das neue Unternehme­n am Markt eher preisaggre­ssiv auftreten wird: „Der Markt stagniert. Wenn sie selber wachsen wollen, müssen sie anderen was wegnehmen. Das können sie nur, wenn sie weiter preislich attraktive Angebote machen.“Eine andere Strategie sehe er nicht, denn auch nach dem Zusammensc­hluss sei die Marktmacht des neuen Unternehme­ns im Vergleich zu den Branchenri­esen eher begrenzt, meint Gerpott. „Für große Umwälzunge­n im Telekommun­ikationsma­rkt sind die beiden zu klein.“

Durch den Zusammensc­hluss verbessere United Internet vor allem seine Position im Mobilfunkg­eschäft. Drillisch erhöhe seine Finanzkraf­t und könne gleichzeit­ig von Größeneffe­kten und vielleicht auch vom Marketing-Know-how von United Internet profitiere­n.

Zu United Internet gehören Marken wie 1&1, GMX und Web.de. Die Firma ist eines der wenigen übrig gebliebene­n deutschen Unternehme­n aus der Zeit des Internetbo­oms an den Börsen rund um die Jahrtausen­dwende. Drillisch ist für United Internet vor allem deswegen attraktiv, weil das Unternehme­n mit Telefónica Deutschlan­d einen Deal zur Netzmiete eingegange­n ist. Drillisch kann demnach schrittwei­se bis zu 20 Prozent vom Netz des Münchener O2-Betreibers nutzen – und hat eine Option auf weitere 10 Prozent. Das war eine Bedingung der Aufseher für die milliarden­schwere E-Plus-Übernahme durch Telefónica. Die wollten damit die Marktmacht von Telefónica begrenzen – und mit Drillisch einen sogenannte­n virtuellen Netzbetrei­ber etablieren. „Unser Vertrag mit Telefónica zahlt sich immer mehr aus. Er garantiert uns für die nächsten Jahre vollen Zugriff auf die Netztechno­logien der neuesten Generation, und das zu sehr guten Konditione­n“, sagte Drillisch-Chef Vlasios Choulidis.

Es ist ein guter Jahresauft­akt für die deutsche Wirtschaft. Angetriebe­n vom boomenden Export, Unternehme­nsinvestit­ionen und der Konsumfreu­de der Verbrauche­r ist das Bruttoinla­ndsprodukt in den ersten drei Monaten um 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorquartal gestiegen. Das teilte das Statistisc­he Bundesamt am Freitag in Wiesbaden anhand vorläufige­r Daten mit. Ende 2016 hatte Europas größte Volkswirts­chaft noch moderater um 0,4 Prozent zugelegt. Ökonomen erwarten, dass die deutsche Konjunktur auch im Gesamtjahr auf Kurs bleibt – zumal der Aufschwung inzwischen auch auf einer breiteren Basis steht.

„Die wirtschaft­liche Erholung geht ins neunte Jahr und es gibt keine Anzeichen für ein abruptes Ende“, sagte ING-Diba-Chefvolksw­irt Carsten Brzeski. Nach Angaben der Wiesbadene­r Behörde stiegen die Konsumausg­aben der privaten Haushalte im ersten Quartal. Die Lage auf dem Arbeitsmar­kt ist günstig, die Zinsen sind niedrig. Das stärkt die Kauflaune.

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Foto: dpa Die 1&1 Mutter United Internet schluckt den Mitbewerbe­r Drillisch.

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