Neu-Ulmer Zeitung

Firma Mayser will nach Senden

Florierend­em Ulmer Traditions­unternehme­n für Sicherheit­stechnik wird es am Stammsitz zu eng. Bürgermeis­ter Bögge reibt sich unterdesse­n bereits die Hände

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Einen dicken Fisch hat Senden an der Angel: Das Ulmer Traditions­unternehme­n Mayser ist drauf und dran seinen Ulmer 400-Mitarbeite­r-Standort nach Senden zu verlegen. Nachdem entspreche­nde Gerüchte längst an der Iller grassieren, ging nun Geschäftsf­ührer Thomas L. Zawalski in die Offensive. „Es wird zu eng hier“, sagt der Chef einer Ulmer Traditions­firma, die offiziell in Lindenberg im Allgäu ihren Sitz hat, aber 1800 in Ulm gegründet wurde. Möglichst noch dieses Jahr will die Geschäftsf­ührung mit der Sendener Rathausspi­tze handelsein­ig werden. Noch sei kein Vertrag unterschri­eben, doch verhandle Mayser derzeit auch nicht mit anderen Kommunen.

Mit Hüten hat Mayser nur noch am Rande zu tun: Die Firma Mayser wurde zwar als Hutmachere­i in der Ulmer Oststadt in der Örlingerst­raße gegründet. Doch Mitte der 60er Jahre vollzog sich ein Wandel in der Mode. Die Nachfrage nach Hüten sank stetig. Die Firma Mayser nutzte ihre Erfahrung im Verformen und Behandeln textiler Materialie­n und wagte einen entscheide­nden Schritt: Der Einstieg in die Herstellun­g funktional­er Schaumstof­fe ebnete den Weg in Richtung High-Tech. Heute ist in Ulm die Sparte Sicherheit­stechnik beheimatet. Hier werden beispielsw­eise Sensor-Leisten entwickelt und produziert, die verhindern, dass man sich bei einer Auto- oder auch Zug-Tür die Finger einklemmt.

Nun will das Unternehme­n weiter expandiere­n, was in der verschacht­elten Ulmer Firmen-Keimzelle auf 10 100 Quadratmet­er Grundfläch­e und 18 000 Quadratmet­er Nutzfläche nicht möglich sei. 80 Millionen setzte das Unternehme­n im vergangene­n Jahr um, zweistelli­g seien die Wachstumsr­aten. Der neue Standort in Senden soll, was die Nutzfläche angeht, fast verdreifac­ht werden. Wie Sendens Bürgermeis­ter Raphael Bögge (CSU) sagt, sei der Vertrag für ein Grundstück im Gewerbegeb­iet St.-Florian-Straße so gut wie endverhand­elt. „Die Vorfreude ist groß.“Ein Abschluss wäre ein riesiger Erfolg und wichtiger Schritt für die Stadt Senden, so Bögge. Sämtliche 400 Mitarbeite­r sollen in den nächsten zwei Jahren nach Senden wechseln. Es könnten noch mehr sein, so Zawalski. Allerdings sei es gerade schwierig, Fachkräfte zu bekommen.

Um der allergrößt­en Platznot in Ulm zu begegnen, verlagerte Mayser bereits die Logistik in den Ulmer Norden. Doch dies sei nur eine Notlösung, weil die räumliche Trennung von Produktion und Logistik

Effizienz nicht zuträglich sei. Wie Zawalski betont, fühle sich die Ur-Ulmer Firma in Ulm eigentlich sehr wohl. Doch weder in Ulm noch in Neu-Ulm habe sich eine passende Fläche finden lassen. Und so sei Senden vor den Toren Ulms eine sehr gute Lösung, auch für die mit der Münstersta­dt eng verbundene­n Mitarbeite­r. Das Grundstück mitten in einem Ulmer Wohngebiet gehört den Mayser-Gesellscha­ftern der Familie Zechbauer. Vorerst sei kein Verkauf, sondern eine Vermietung als „eine Art Gewerbepar­k“des si- cherlich begehrten Grunds geplant. Wie Ulms Oberbürger­meister Gunter Czisch betont, sei es immer schade, wenn eine Firma Ulm verlasse. Schließlic­h wird künftig Gewerbeste­uer nach Senden statt Ulm überwiesen. Das Problem knapper Gewerbegeb­iete sei freilich bekannt. Doch es sei gut, dass Mayser in der Region bleibe. Zumal somit attraktive­r Grund auf dem Markt komme: „Das wird der Oststadt einen Schub geben.“Die Firma Mayser ist inzwischen ein High-Tech-Unternehme­n, stellt aber in der Slowakei imder mer noch Hüte her und macht damit noch etwa sieben Prozent des Umsatzes. In Ulm künftig wohl etwas weniger: Denn seit über 100 Jahren werden Mayser Hüte in der Ulmer Herdbrucke­rstraße verkauft, ein roter Hut an der Fassade zeugt davon. Mehr als eine Handelsbez­iehung gibt es nicht mehr zwischen dem Hutmacherm­eister-Laden und Mayser in Ulm. Doch Ende des Monats macht der 1909 eröffnete Laden aufgrund sinkender Umsätze zu. Reiner Zufall. Die Blaskapell­e „Volles Rohr Böhmisch“unter der Leitung von Toni Nadler unterhält am Sonntag, 14. Mai, Besucher beim Serenadenk­onzert mit Klängen aus dem Egerland, aus Böhmen und Mähren. Beginn ist um 18.30 Uhr. Bei gutem Wetter findet das Konzert auf der Parkbühne im Stadtpark statt, bei schlechter Witterung im Bürgerhaus. Eintritt ist frei. (az) O

Wo das Konzert definitiv stattfinde­t, können Interessie­rte am Sonntag ab 17 Uhr unter der Telefonnum mer 0151/74623055 erfahren.

 ?? Fotos: Oliver Helmstädte­r ?? „Mayser Hutmacher seit 1800“steht am Haupteinga­ng zur Firma Mayser an der Örlingerst­raße im Ulmer Osten. Dem Unterneh men wird es zu eng dort, ein Umzug ist geplant. PFAFFENHOF­EN
Fotos: Oliver Helmstädte­r „Mayser Hutmacher seit 1800“steht am Haupteinga­ng zur Firma Mayser an der Örlingerst­raße im Ulmer Osten. Dem Unterneh men wird es zu eng dort, ein Umzug ist geplant. PFAFFENHOF­EN

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