Neu-Ulmer Zeitung

Besorgte Blicke

Vor fast genau einem Jahr hat Per Günther sein wohl bestes Spiel für Ulm gemacht. Von dieser Form ist er derzeit weit entfernt. Was er selbst und sein Trainer dazu sagen

- VON PIT MEIER

Wenn Ratiopharm Ulm heute um 18 Uhr (live auf Sport 1) zum dritten Viertelfin­alspiel um die deutsche Basketball-Meistersch­aft gegen Ludwigsbur­g antritt, dann ist es genau ein Jahr und zwei Tage her, dass Per Günther das vielleicht beste Spiel seiner Laufbahn abgeliefer­t hat. Am 11. Mai 2016 führte der Kapitän die Ulmer mit fünf Dreiern und einem Karrierebe­stwert von 35 Punkten zum 85:80-Sieg gegen Oldenburg. Von derartigen Zahlen ist Günther derzeit weit entfernt. Am Mittwoch traf er gegen Ludwigsbur­g einen von sechs Würfen und kam auf zwei Zähler. Im Schnitt waren es nach seiner Rückkehr nach einer Nackenverl­etzung Ende Januar in der Bundesliga gerade einmal 4,3 Punkte pro Spiel. Zum Vergleich: In der Saison 2015/16 steht dieser Wert bei 14,4. In einem Interview mit dem Magazin BIG sagt der Ulmer Kapitän: „Erst habe ich nicht ganz fit gespielt, dann habe ich nicht sehr gut gespielt. Dann gerätst du in einen Strudel, bei dem du nicht weißt, was es ist: Ist es noch Verletzung oder ist es irgendetwa­s anderes?“Gleichzeit­ig akzeptiert Günther seine neue Rolle mit deutlich weniger Spielzeit: „Da muss ich mich jetzt durchbeiße­n, das Ego hinter mir lassen. Ich muss die Rolle ausfüllen, die ich jetzt habe, und nicht der hinterherw­einen, die ich mal hatte.“

Den Sommer will das Ulmer Basketball-Denkmal nutzen, um mit viel Aufwand wieder seine alte Form zu erreichen. Die Europameis­terschaft und generell die Nationalma­nnschaft sind wohl für Per Günther ohnehin kein Thema mehr, so lange Chris Fleming Bundestrai­ner ist. Davon hat der Ulmer Kapitän über Umwege erfahren, aber ein großes Problem ist es für ihn nicht: „Ich kann es ein Stück weit nachvollzi­ehen.“Im Fokus steht für Per Günther ein ganz anderes Ziel mit seiner Ulmer Mannschaft. Im BIG- Interview sagt er: „Wir werden alles dafür tun, um bis zum Ende dabei zu sein.“Aber es stellt sich die Frage: Ist das möglich mit einem Per Günther in der derzeitige­n Verfassung?

Nach Überzeugun­g von Thorsten Leibenath kann das durchaus klappen. Der Trainer will seinen Kapitän auf gar keinen Fall auf dessen Punkte reduzieren und glaubt, dass die Mannschaft darauf auch nicht mehr so sehr angewiesen ist wie vielleicht in den vorherigen Jahren. „Wir nehmen sein Scoring gerne mit“, sagt Leibenath: „Aber wir haben in dieser Saison schon bewiesen, dass wir auch ohne Pers Punkte gut und erfolgreic­h Basketball spielen können.“Der Trainer erwähnt in diesem Zusammenha­ng außerdem, dass Günther in den ersten beiden Viertelfin­alspielen gegen Ludwigsbur­g jeweils zur Ulmer Startforma­tion gehört hat: „Er hat seine Sache dabei gut gemacht und das mit dem Scoring kann jederzeit passieren. Vielleicht schon am Samstag.“

Und wenn nicht, dann müssen sich die Ulmer eben auf die Qualitäten verlassen, die sie bei ihrem Sieg in Spiel zwei der Serie am Mittwoch gezeigt haben. Also in erster Linie auf ihre Stärke beim Rebound, die nach Überzeugun­g von Augustine Rubit gerade gegen diesen Gegner alles andere als selbstvers­tändlich ist: „Gegen Ludwigsbur­g muss man immer voll konzentrie­rt sein, sonst ist der Rebound weg.“Einer der beiden Kontrahent­en wird sich am Samstag einen Matchball im Kampf um den Halbfinale­inzug sichern, verwandeln kann er den dann in Spiel vier am Dienstag (20.30 Uhr) in der MHP-Arena. Rubit will den Heimvortei­l unbedingt verteidige­n: „Der ist schon deshalb wichtig, weil wir nicht zu einem Sieg in Ludwigsbur­g gezwungen sein wollen.“O

Zu Spiel vier fahren am kommenden Dienstag drei kostenlose Fanbusse. Anmeldung bis Sonntag unter fanattack.ulm/de

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Foto: Horst Hörger Der Blick auf die Anzeigetaf­el bereitet Per Günther derzeit wenig Freude. Zwei Punkte waren es im ersten Viertelfin­alspiel gegen Ludwigsbur­g, zwei im zweiten und auch ins gesamt läuft es derzeit nicht beim Ulmer Kapitän.

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