Der Merkel Effekt
Flüchtlingskrise, Schulz-Hype, die Kanzlerin als Auslaufmodell: Ist alles Schnee von gestern. Nach drei gewonnenen Landtagswahlen ist die Kritik verstummt – und Angela Merkel obenauf. Und die CDU-Chefin selbst? Sie macht, was sie am besten kann
Nur nicht abheben. Immer schön auf dem Teppich bleiben. Und ja nicht überheblich wirken. Angela Merkel hätte allen Grund, euphorisch zu sein, es all ihren Kritikern zu zeigen. Ein paar Wochen erst ist es her, da galt sie als eine Art Auslaufmodell. Selbst treue Parteifreunde gingen auf Distanz zur Kanzlerin, bezeichneten sie als amtsmüde und ausgelaugt, kritisieren, dass sie dem vor Ehrgeiz sprühenden SPD-Herausforderer Martin Schulz nichts entgegenzusetzen habe. Die Parteichefin, so der Vorwurf, müsse endlich den feinen Regierungsanzug gegen die grobe Wahlkampfmontur tauschen und auf Angriff schalten.
Doch am Tag nach dem überraschend klaren Wahlsieg in Nordrhein-Westfalen genießt Angela Merkel ihren Triumph eher still und zurückhaltend. Dabei hat sie den Kritikern bewiesen, wozu ihre Partei in der Lage ist. Die CDU hat das Saarland verteidigt und, was Anfang des Jahres kaum jemand geglaubt hätte, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen zurückerobert. Vier Monate vor einer Bundestagswahl ist so etwas nicht einmal Helmut Kohl gelungen.
Angela Merkel aber bleibt sich Stefan Marschall von der Universität Düsseldorf. Auch die Erkenntnisse der Wahlforscher von Infratest dimap lassen sich so interpretieren. Schließlich sahen 59 Prozent der CDU-Anhänger in Nordrhein-Westfalen die Kanzlerin als „wichtigsten Grund, die CDU zu wählen“. Über Schulz sagten das gerade einmal 26 Prozent der SPDWähler. Und: Im aktuellen Deutschland-Trend ist Merkel wieder an Schulz vorbeigezogen. 63 Prozent sind aktuell mit ihrer Arbeit zufrieden – so viele wie zuletzt im Oktober 2015, dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle.
Die Kanzlerin aber hat es nicht so mit Effekten. „Ein Tag großer Freude“sei es, sagt die CDU-Vorsitzende. Das ist es dann aber auch. Ihren eigenen Beitrag zu den jüngsten Wahlsiegen spielt Merkel demonstrativ herunter. „Mein Anteil ist, dass ich die Landesverbände unterstütze, wenn die es wollen“, sagt sie. Andere in der Union werden da schon deutlicher. „Angela Merkel ist unser Zugpferd“, sagt ein Präside nach der Sitzung. Ihre Popularität sei auch im zwölften Jahr ungebrochen, die Leute schätzten ihre ruhige, unaufgeregte Art ihre stoische Ruhe sowie ihre Fähigkeit, sich von nichts und niemandem provozieren zu lassen. „Die Menschen vertrauen ihr“, sagt Wahlsieger Armin Laschet,