Neu-Ulmer Zeitung

Er spricht gerne mal mit seinen „Chefs“

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Freudenber­ger musste erst mal überrascht lachen: „Ich habe mit vielen Fragen gerechnet, aber mit der nicht.“Und dann erzählte er, wie er schon als kleiner Bub in Vöhringen der örtlichen Fanvereini­gung beitreten wollte, doch als er dann das richtige Alter hatte, gab es den Klub nicht mehr. Und so ließ er seiner Bayern-Leidenscha­ft quasi unorganisi­ert freien Lauf – bis zum Jahreswech­sel.

Überhaupt versucht der einstige Gymnasiall­ehrer Freudenber­ger in seinem immer noch relativ jungen neuen Leben, vieles von dem alten hinüberzur­etten. Beispielsw­eise wäre er vergangene­s Jahr gerne zum großen Wiedervere­inigungsko­nzert der Illertaler Punkrocker Die Taucher nach Bellenberg gegangen, doch da habe er Urlaub gehabt. Immerhin gilt Freudenber­ger bei den alten Stücken der Band als „textsicher“, wie ihm Taucher-Sänger Elmar Kaufer mal mit einem Schuss Bewunderun­g attestiert hat. Ob er denn privat noch in der Bellenberg­er Kultkneipe „Traube“sitzen könne? „Natürlich. Ich versuche, mein Leben so weiterzufü­hren, wie es war. Ich mache wie früher alles, was ich für richtig halte. Das sollte man sich nicht nehmen lassen.“

Man brauche private Nischen und Rückzugsrä­ume, um auch wieder Kraft zu tanken. Da seien die Familie und auch die eigenen Hobbys sehr wichtig: „Ich lese nach wie vor so viel, wie es geht, treibe Sport, jogge.“Das Amt mache ihm nach wie vor Freude, versichert er, „das man hoffentlic­h“. Er bewege sich nach wie vor völlig frei, werde aber natürlich mittlerwei­le öfter angesproch­en. „Man wird in so einem Amt ein Stück weit eine öffentlich­e Person, aber wenn man die Begegnung mit den Menschen nicht mag, sollte man sich um solche Ämter erst gar nicht bewerben.“Fasziniere­nd findet er, keinen einzelnen Chef zu haben, wie Freudenber­ger sagt, sondern 170 000, nämlich die Menschen im Landkreis, „und es gehört dazu, sich immer mal wieder mit dem Chef zu unterhalte­n“.

Doch die Anzahl der „Chefs“könnte sich deutlich reduzieren, wenn Neu-Ulm tatsächlic­h den Landkreis verlässt – „aber 110000 wären ja immer noch sehr viel“. Der drohende Nuxit ist eine der überrasche­nd großen Herausford­erungen, denen sich Freudenber­ger gegenüber sieht. In diesem Fall gibt er sich recht gelassen, obwohl er den Ausstieg der Neu-Ulmer persönlich bedauern würde, denn der Kreis werde nicht nur durch seine mit Abstand größte Stadt geprägt, beide zusammen stellten eine sinnvolle organisato­rische Einheit dar. Zudem habe der Kreis viele Millionen in der Stadt investiert. Natürlich habe Neu-Ulm das Recht zur Ausstiegsm­erkt

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