Auf einem guten Weg
Was ein Politiker wirklich kann, erweist sich erst in der Krise, wenn gute Worte und Sonntagsreden nicht mehr fruchten, sondern die Menschen Taten sehen wollen. Der einstige Lehrer Thorsten Freudenberger hat es in dieser Beziehung vergleichsweise hart erwischt, seit er vor drei Jahren das Klassenzimmer als Wirkungsort mit der Kupferburg getauscht hat. Zwar war er politisch kein heuriger Hase mehr, doch es macht einen gewaltigen Unterschied, lediglich der Jungen Union vorzusitzen und als Stadt- und Kreisrat nur einer von vielen Entscheidungsträgern zu sein, als einem Kreis vorzustehen. Als Landrats-Neuling wurde er mit diversen Krisen geprüft: Der Flüchtlingszustrom musste bewältigt werden, die Kliniken kranken an gewaltigen Defiziten, es galt, einen Bürgerentscheid über die Illertisser Babystation zu überstehen, er musste sich mit der letztlich gescheiterten Sparkassenfusion herumschlagen und dann droht zu allem Übel noch der Ausstieg NeuUlms aus dem Landkreis.
All das hat bei Freudenberger nach außen hin keine sichtbaren Spuren hinterlassen. Er hat offenkundig seinen Humor noch nicht verloren. Bei aller Freundlichkeit, die er in der Regel ausstrahlt, wirkt er dennoch nicht so, als lasse er sich die Butter vom Brot nehmen. Auf der ersten Hälfte seiner Wegstrecke im Amt hat er die Dinge unerschrocken angepackt und arbeitet die Probleme Stück für Stück ab. Er ist sachlich im Ton, allerdings spürbar entschieden, wenn es darum geht, etwas durchzusetzen. Dabei kommt er alles andere als chefmäßig rüber, denn nach allem, was man über seine Amtsführung weiß, bindet er seine Leute im Landratsamt ein und pflegt eine sehr offene Kommunikation. Patriarchalisches Gebaren ist ihm offenkundig fremd, auch in Sachen Eitelkeit gehört er beileibe nicht zu den üblichen Polit-Verdächtigen. Wie erfolgreich Freudenberger ist, wird sich noch zeigen, doch bisher scheint er auf einem guten Weg.