Neu-Ulmer Zeitung

Google gibt selbst kein gutes Vorbild ab

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liefert Google selbst. Mit „Google Allo“brachte der Android-Konzern unlängst eine Alternativ­e „WhatsApp“& Co. auf den Weg. Wie bei anderen sogenannte­n Instant Messengern kann man damit über das Internet kostenlos Textbotsch­aften versenden. Um auf dem heftig umkämpften Markt Fuß zu fassen, hat sich Google einiges einfallen lassen. So bietet „Allo“mehr Gestaltung­smöglichke­iten als herkömmlic­he Messenger, etwa durch Hintergrün­de, Farben oder Schriftart­en. Wie bei „WhatsApp“ist die Datenübert­ragung verschlüss­elt und es gibt einen Inkognito-Modus. Ist er aktiviert, verschwind­en Nachrichte­n nach einer Weile automatisc­h – aus Sicht des Datenschut­zes eine gute Sache.

Doch natürlich möchte auch die „Allo“-App Zugriff auf Kontakte, Medien, den Gerätespei­cher und die SMS-Funktion. Für eine Messenger-App macht das alles ja auch Sinn. Problemati­scher ist, dass „Allo“zahlreiche weitere Informatio­nen erfasst und Nachrichte­n standardmä­ßig auf den Google-Servern speichert.

Ein Grund dafür ist der in die App integriert­e Assistent. Dieser beantworte­t Fragen nach Restaurant­s in der Nähe, dem Wetter, Flugdaten und ermöglicht GoogleSuch­en innerhalb von Chats. Und der „lernende“Google-Assistent kann natürlich nur dann lernen, wenn Nutzerdate­n dauerhaft auf den Konzernser­vern gespeicher­t werden. Auch der Inkognito-Modus garantiert letztlich nicht, dass Google nicht trotzdem etwas von den vermeintli­ch geschützte­n Botschafte­n behält.

Hier zeigt sich einmal mehr, dass viel Komfort oft auch mit großen Risiken einhergeht. So birgt „Google Allo“die Gefahr, dass sich Nutzer noch weiter als ohnehin schon vom allmächtig­en Google-Konzern abhängig machen. Doch auch „WhatsApp“schielt spätestens nach seinem Kauf durch Facebook-Chef Mark Zuckerberg nach Nutzerprof­ilen, in denen kaum noch etwas verborgen bleibt.

Die Verknüpfun­g unterschie­dlicher Dienste und Kommunikat­ionsplattf­ormen bietet viele Vorteile, für die man mit dem schleichen­den Verlust der Privatsphä­re bezahlen muss. Ein Dilemma, dem man in der digitalen Welt kaum noch entkommen kann.

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