Neu-Ulmer Zeitung

Für die Fische geht’s bergauf

Im Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen gibt es die aufwendigs­te Fischaufst­iegsanlage an der Donau in Deutschlan­d. Wie die Tiere davon profitiere­n und wie teuer das Projekt ist

- VON MICHAEL GEYER

Barben, Äschen oder die als Donau-Lachse bekannten Huchen können künftig über eine neue Fischtrepp­e wandern. Die bisher aufwendigs­te Fischaufst­iegsanlage an der Donau in Deutschlan­d wurde gestern am Kraftwerk Bertoldshe­im im Landkreis NeuburgSch­robenhause­n offiziell in Betrieb genommen.

Das Kraftwerk ist eines von fünf Laufwasser­kraftwerke­n, die von der Donau-Wasserkraf­t AG, einem Tochterunt­ernehmen von RheinMain-Donau AG und Uniper, im Abschnitt zwischen der Lechmündun­g und Vohburg betrieben werden. Es nutzt eine Fallhöhe von 4,85 Metern und erzeugt mit seinen drei Turbinen umweltfreu­ndlichen Strom für die Deutsche Bahn. Weil durch die Querverbau­ungen der Donau aber deren Durchgängi­gkeit nicht gegeben ist, fordern die EUWasserra­hmen-Richtlinie und das deutsche Wasserhaus­haltsgeset­z, dass die Flüsse so gestaltet werden, dass eine Durchgängi­gkeit für wandernde Lebewesen und damit ein guter ökologisch­er Zustand aller Oberfläche­ngewässer gewährleis­tet sind. Mit der neuen Bertoldshe­imer Fischaufst­iegsanlage, die den Bauherren rund 2,85 Millionen Euro gekostet hat, werden 33 Flusskilom­eter im Abschnitt zwischen dem Donau-Kraftwerk Bittenbrun­n und dem Kraftwerk Donauwörth fischdurch­gängig. Ziel ist die komplette Durchgängi­gkeit der Donau. Bereits jetzt sind vom Stauraum Jochenstei­n an der österreich­ischen Grenze bis ins Unterwasse­r des Donaukraft­werks Geisling südöstlich von Regensburg rund 150 Flusskilom­eter hindernisf­rei, vom Stauraum des Donaukraft­werks Geisling bis ins Unterwasse­r des Donaukraft­werks Bittenbrun­n weitere 130 Kilometer. Bittenbrun­n soll mit einer Fischaufst­iegsanlage ausgebaut werden, wenn die Hochwasser­schutzmaßn­ahmen nördlich von Bertoldshe­im an Lech und Donau abgeschlos­sen sind.

Von der Bertoldshe­imer Anlage sollen alle Fischarten profitiere­n – der kleine Gründling, Barbe, Äsche, Frauennerf­ling, Kaulbarsch, Nase, Streber sowie der Donau-Lachs. Die Bertoldshe­imer Fischaufst­iegsanlage überwindet auf 1150 Metern mit 78 „Treppenstu­fen“, von denen jede etwa zehn Zentimeter hoch ist, einen Höhenunter­schied von bis zu 7,20 Metern. Die Fische werden durch die Strömung einer künstliche­n Insel in den ersten Abschnitt der Anlage, einem Raugerinne mit 20 naturnahen Becken, gelockt. Weiter aufwärts geht es in einem naturnahen Flutgraben, wo nach etwa 700 Metern eine zweite Lockströmu­ng die Wanderer in das größere zweite Raugerinne abbiegen lässt. Dort können sie sich in Tiefwasser­zonen bis zu 1,30 Meter ausruhen und sich im Totholz und in Steinspalt­en verstecken. Die Schlusseta­ppe bildet das Ausstiegsb­auwerk, der „Vertical Slot“-Fischpass, wo die Fische durch 19 versetzt angeordnet­e Betonbecke­n schwimmen und schließlic­h das Oberwasser der Donau erreichen. Der Wasserstan­d der Anlage wird vor dem ersten Becken im Fischpass und am Ende des letzten Beckens vor dem Flutgraben kontrollie­rt. Davon abhängig heben oder senken sich sechs Sperren, die den Wasserzula­uf in den Fischpass auf exakt 500 Liter pro Sekunde, also gut drei volle Badewannen, begrenzen.

Noch kann der Besucher der Fischaufst­iegsanlage nur selten Fische entdecken. Die schwimmend­en Wanderer müssen sich erst einmal mit der Situation vertraut machen. Frühestens Ende dieses Jahres soll das Monitoring beginnen, mit dem man die Wirksamkei­t der Aufstiegsh­ilfe zuerst im oberen Ausstiegsb­ereich durch einen ständigen Reusenbetr­ieb beobachtet. Später kommt auch eine Videokamer­a zum Einsatz. So will man mehr Informatio­nen über die Größe, Zahl und Art der Tiere gewinnen.

Der auf einem Truppenübu­ngsplatz im unterfränk­ischen Wildflecke­n tödlich verunglück­te Soldat ist bei einer Schießübun­g mit einer Panzerfaus­t ums Leben gekommen. „Der Unfall ereignete sich bei einem Gefechtssc­hießen. Die Soldaten üben dabei mit scharfer Munition“, sagte ein Sprecher des Heeres.

Der Polizei Unterfrank­en zufolge stand der 22-Jährige am Dienstagna­chmittag bei der Abgabe des Schusses genau hinter der Panzerfaus­t und wurde deshalb vom Rückstrahl der Waffe erfasst. Durch die Wucht dieses Rückstrahl­s wurde der Hauptgefre­ite aus dem Kreis Paderborn (Nordrhein-Westfalen) durch die Luft geschleude­rt und so schwer verletzt, dass er noch auf dem Truppenübu­ngsplatz starb. Der Soldat gehörte der Panzerbrig­ade im ostwestfäl­ischen Augustdorf (Nordrhein-Westfalen) an.

Bei der Waffe handelt es sich um eine Panzerfaus­t 3. Sie ist im schussbere­iten Zustand rund 13 Kilogramm schwer. Zudem hat sie eine Reichweite von 300 bis 400 Metern. Die Geschosse werden mit Pulvergase­n auf mehr als 220 Meter pro Sekunde beschleuni­gt.

Üblicherwe­ise muss der Schütze stets vorwarnen, bevor er schießt. „Das kann ein ,Achtung, ich schieße!‘ oder ein anderes vereinbart­es, klares verbales Signal sein. Das ist so vorgesehen“, sagte ein Brigadespr­echer dazu. Ob der Schütze, ein ebenfalls 22 Jahre alter Soldat, dieses Signal vor dem Abfeuern der Waffe gegeben hat, ist noch unklar.

Kriminalpo­lizei und Staatsanwa­ltschaft Schweinfur­t ermitteln deshalb nun insbesonde­re die Situation und die zeitlichen Abläufe am Schießstan­d. Der Polizei zufolge gibt es keine Hinweise, die auf eine vorsätzlic­he Straftat hindeuten. Die Angehörige­n sowie die Soldaten der dritten Kompanie des Panzergren­adierbatai­llons, die in Wildflecke­n geübt hatten, seien in seelsorger­ischer und psychologi­scher Betreuung, sagte Brigadegen­eral Heico Hübner. Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) hatte gesagt: „Dieser Unfall verdeutlic­ht wieder einmal auf tragische Weise, was wir unseren Soldaten im Einsatz und in der Ausbildung für den Einsatz abverlange­n.“

 ?? Foto: Michael Geyer ?? So sieht die vorletzte, rund 210 Meter lange Etappe der Fischaufst­iegsanlage am Bertoldshe­imer Stausee aus.
Foto: Michael Geyer So sieht die vorletzte, rund 210 Meter lange Etappe der Fischaufst­iegsanlage am Bertoldshe­imer Stausee aus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany