Neu-Ulmer Zeitung

Die Mutter aller Baustellen

Am Hauptbahnh­of treffen drei Großprojek­te aufeinande­r, wie es sie in den vergangene­n 50 Jahren nicht gegeben hat. Nun geht’s mit der Tiefgarage richtig los

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Der Vorplatz des Ulmer Hauptbahnh­ofs ist nicht wiederzuer­kennen: Bagger buddeln, Fußgänger werden an Bauzäunen vorbei auf ständig neuen Wegen geleitet, während sich die Autos auf verengten Fahrbahnen meist nur schleppend durch die Friedrich-Ebert-Straße quälen. Was für die einen nur ein tägliches Ärgernis ist, entscheide­t für die anderen über die Zukunftsfä­higkeit der Stadt: „Wir bauen an den Perspektiv­en“, sagte Ulms Oberbürger­meister Gunter Czisch am Dienstagna­chmittag beim „Baggerbiss“, dem offizielle­n Baubeginn für die neue Tiefgarage.

Derzeit erlebe Ulm eine Zeit des Umbruchs und der Investitio­nen, wie es sie seit der Nachkriegs­zeit nicht mehr gegeben habe. Weit über 500 Millionen Euro würden allein die drei Großprojek­te Sedelhöfe, Straßenbah­nlinie 2 und die neue Tiefgarage verschling­en. Letztere ist mit 52 Millionen Euro da eher noch ein kleiner Fisch. Zusammenge­nommen seien die Projekte alle bedeutsam für die Zukunftsfä­higkeit: Die Sedelhöfe, so Czisch, rüsten Ulm für einen veränderte­n Einzelhand­el und die Linie 2 sowie die neue „Mobilitäts­drehscheib­e“inklusive Parkhaus für die unterschie­dlichen Transport-Bedürfniss­e. Die gleichbere­chtigte Vernetzung unterschie­dlichster Verkehrsmi­ttel werde, so Czisch, in Zukunft eine große Rolle spielen. „Wir wollen Vorreiter sein.“Durch die Verknüpfun­g mit der Neubaustre­cke 2021 werde der Standort zusätzlich an Attraktivi­tät gewinnen: „Wer in Stuttgart arbeitet, will künftig in Ulm wohnen. Ein „ambitionie­rtes Unterfange­n“nannte Ulms Baubürgerm­eister Tim von Winning das neue Parkhaus mit 540 Stellplätz­en, das mit vier Geschossen 18 Meter tief in die Erde reichen wird. Bauherr ist die stadteigen­e Parkbetrie­bsgesellsc­haft PBG, deren bisher größte Einzelinve­stition dies ist. Das Parkhaus mit vermutlich 144 Ladestatio­nen für Elektroaut­os wird per Unterführu­ng direkt mit dem Einkaufsqu­artier Sedelhöfe verbunden sein. Parken an dieser Stelle sei auch Teil einer „Willkommen­skultur“, so von Winning. Das Parkhaus und die Passage würden in Zukunft so etwas wie eine „Visitenkar­te der Stadt“sein. Der künftige Tunnel unter der Friedrich-Ebert-Straße soll etwa doppelt so breit und deutlich höher ausfallen als die bestehende, wenig einladende Passage. Auf der einen Seite dieses Verbindung­sstücks von Bahnhof und Ulmer Innenstadt werden die Ausgänge des Parkhauses sein und auf der anderen und das Thema Verkehr nicht zu dominant werden zu lassen. Klar ist schon jetzt, dass der Zentrale Omnibusbah­nhof durch die Verengung der Friedrich-Ebert-Straße kleiner wird als bisher. Ob auch mit zusätzlich­em Gebäude noch ein verkehrlic­h effiziente­r Betrieb möglich ist, werde noch geprüft.

Übrigens mit dem heutigen Mittwoch, 24. Mai, gibt es wieder eine direkte Ost-West-Gehverbind­ung zwischen Innenstadt und Hauptbahnh­of sowie eine durchgängi­ge Nord-Süd-Achse für Fußgänger zwischen Wendeschle­ife und Busbahnhof. Dieser neu geöffnete Weg geht vom Hauptbahnh­of kommend durch das bisherige Baufeld an den roten Baucontain­ern vorbei und verläuft dann parallel zur Straßenbah­ntrasse.

Der Frauenante­il an kommunalpo­litischen Führungspo­sitionen ist in keiner Stadt in Baden-Württember­g höher als in Ulm. Die Donaustadt belegt mit Platz 8 die beste Platzierun­g unter Städten im Ländle im bundesweit­en Genderrank­ing deutscher Großstädte. Die Fernuniver­sität Hagen hat im Auftrag der Heinrich Böll-Stiftung das vierte Genderrank­ing erarbeitet. 73 Großstädte werden darin anhand ihrer Frauenante­ile an kommunalpo­litischen Führungspo­sitionen verglichen. Ratsmandat­e, Ausschusso­der Fraktionsv­orsitze, Dezernatsl­eitungen und das Oberbürger­meisteramt werden als Indikatore­n für den Genderinde­x herangezog­en.

„Die Spitzenpos­ition der Stadt Ulm unter den ersten zehn im bundesweit­en Genderrank­ing ist auf eine langfristi­g angelegte Frauenförd­erung in Politik, Verwaltung und Stadtgesel­lschaft zurückzufü­hren“, sagt Oberbürger­meister Gunter Czisch. „Demokratie braucht Frauen und Männer“, sagt Diana Bayer, Leiterin des Ulmer Frauenbüro­s. Ihr Vorschlag: Die Parteien sollten ihre Listen paritätisc­h und abwechseln­d mit Frauen und Männern besetzten. (az)

 ?? Foto: Andreas Brücken ?? 250 Menschen feierten auf der Friedrich Ebert Straße den „Baggerbiss“für die neue Tiefgarage und die unterirdis­che Bahnhofspa­ssage.
Foto: Andreas Brücken 250 Menschen feierten auf der Friedrich Ebert Straße den „Baggerbiss“für die neue Tiefgarage und die unterirdis­che Bahnhofspa­ssage.

Newspapers in German

Newspapers from Germany