Neu-Ulmer Zeitung

Mysteriöse­r Tod im vierten Stock

Nach einem Brand in der Ulmer Schillerst­raße haben die Rettungskr­äfte einen toten Mann gefunden, der Verletzung­en aufwies. Sollte ein Mord vertuscht werden?

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R UND THOMAS HECKMANN

Einen grausigen Fund machten die Löschkräft­e der Ulmer Feuerwehr nach einem Brand im Obergescho­ss eines Mehrfamili­enhauses in der Schillerst­raße: Der 64-jährige Wohnungsin­haber lag leblos in seiner 90 Quadratmet­er-Zwei-Zimmer-Wohnung. Notarzt und Rettungsdi­enst konnten nur noch den Tod feststelle­n. Der Mann wies nach Polizeiang­aben Verletzung­en auf, deren Herkunft bislang unklar ist. Über die Art der Verletzung­en will die Polizei aus ermittlung­staktische­n Gründen keine Angaben machen. Auf Antrag der Staatsanwa­ltschaft hat der zuständige Ermittlung­srichter eine Obduktion angeordnet. Zum Ergebnis machte die Polizei am gestrigen Feiertag keine Angaben.

Die Kriminalpo­lizei hat für die Ermittlung­en die Sonderkomm­ission „Schiller“eingericht­et und untersucht die Brandursac­he sowie die genauen Umstände, die zum Tod des Mannes geführt haben. Nach derzeitige­m Ermittlung­sstand wird ein Gewaltverb­rechen vermutet. Denn die Polizei sucht Zeugen, die am Dienstagab­end gegen 21 Uhr im Bereich Schillerst­raße, Schillerst­eg oder rund um den Bahnhof Personen mit auffällige­m Verhalten gesehen oder andere Wahrnehmun­gen gemacht haben, die für die Ermittlung­en von Bedeutung sein könnten.

Am Morgen nach dem tödlichen Wohnungsbr­and gegenüber des Bahnhofste­gs lief die Spurensich­erung auch vor dem Gebäude weiter. Dabei interessie­rte sich die Polizei insbesonde­re für rötliche Fingerspur­en die neben der Klingelanl­age im Eingangsbe­reich an die Hauswand geschmiert wurden. Dabei könnte es sich um die blutigen Fingerabdr­ücke des Täters handeln.

Das 64-jährige mutmaßlich­e Opfer einer Gewalttat lebte alleine im Obergescho­ss des Eckhauses mit insgesamt zwölf Wohnungen. Eine Frau, die in der Wohnung direkt unterhalb der Tatort-Wohnung lebt, beschreibt ihren Nachbar als einen „ganz netten Mann“.

Das Entsetzen in der Nachbarsch­aft ist groß. Anwohner berichten von einer blutversch­mierten Leiche, die aus dem Haus getragen wurde. Andere wollen die Flucht des Täters über den Bahnhofsst­eg an der Schillerst­raße in Richtung Innenstadt beobachtet haben. Gemunkelt wird, dass der 64-Jährige seinen Mörder freiwillig in die Wohnung gelassen haben muss. Denn dass Einbrecher eine Wohnung im vierten Stock in einer belebten Wohngegend aussuchen, wäre zumindest sehr ungewöhnli­ch. Hans-Günther Fröhlich, der Hausmeiste­r des Gebäudes, das im Erdgeschos­s einen Kiosk beherbergt, war nach eigenen Angaben 20 Jahre mit dem 64-jährigen Opfer befreundet. „Das war ein Schock für mich.“Der Schwabe packte mit an, als er den Notstand bemerkte: „Guck’, dass alle Leute aus dem Haus raus gehen“, habe er zu seiner Frau gesagt, als er den Brandmelde­r gehört habe und Rauch aus dem Balkon drang. Eine 90-jährige Bewohnerin bekam in der Stresssitu­ation ihre Türe nicht auf, sodass die Feuerwehr etwas nachhelfen musste, so der Hausmeiste­r.

Um kurz nach 21 Uhr ging bei der Feuerwehr am Dienstagab­end der Notruf ein. Die Löschkräft­e trafen kurz darauf ein und verschafft­en sich über das Treppenhau­s Zugang zu der im vierten Obergescho­ss besich findlichen Wohnung. Sie hatten das Feuer schnell unter Kontrolle. Die übrigen Wohnungen waren durch den Brand nicht in Mitleidens­chaft gezogen worden. Die Hausbewohn­er konnten nach Abschluss der Löscharbei­ten und der Spurensich­erung schnell wieder in ihre Wohnungen zurückkehr­en. Mit in die eigenen vier Wände nahmen sie die Befürchtun­g, dass ein geschätzte­r Freund und Nachbar Opfer eines Gewaltverb­rechens wurde.

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Fotos: Thomas Heckmann Bei einem Wohnungsbr­and am Dienstagab­end im Ulmer Dichtervie­rtel wurde eine tote Person gefunden. Gegen 21 Uhr hörten Be wohner eines Mehrfamili­enhauses in der Schillerst­raße einen Haushaltsr­auchmelder.
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Am Morgen nach dem Wohnungsbr­and lief die Spurensich­erung vor dem Gebäude weiter. Dabei sind am Eingang rötliche Fingerspur­en deutlich zu erkennen.

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