Neu-Ulmer Zeitung

Neue Location und alte Bekannte

Tausende Besucher sind zur achten Auflage in der Weißenhorn­er Innenstadt gekommen. Neben dem vielen Trubel gab es auch einen Moment der Besinnung

- VON ANDREAS BRÜCKEN

Dicht an dicht drängten sich die Besucher durch die Weißenhorn­er Innenstadt. Die milden Temperatur­en des Frühlingsa­bends haben Tausende Kunstinter­essierte Gäste – auch fernab der Fuggerstad­t – zur Kulturnach­t angelockt. Auf dem Kirchplatz verbreitet­e die Küche des laotischen Kulturvere­ins exotische Düfte, von der großen Bühne des Hauptplatz­es klangen Country-, Rock- und Partyhits. Hier hatten sich nach der Eröffnung viele Musikfans versammelt.

Zum ersten Mal in der achtjährig­en Geschichte der Kulturnach­t haben Künstler den alten Busbahnhof als Veranstalt­ungsort entdeckt. „Landrausch­en-Lounge“haben die Macher des Weißenhorn­er Heimatfilm­es die Lokation genannt. Mit goldglänze­nder Folie und bunten Scheinwerf­ern wurde der sonst so trostlose Zweckbau zur Attraktion aufgewerte­t. Die Filmemache­rin Lisa Miller nutzte schon im vergangene­n Jahr die Kulturnach­t, um auf ihr Projekt aufmerksam zu machen. Die Premiere könnte schon im Herbst sein, deutete sie an. Mit auf der Bühne zwischen dem alten Busbahnhof und der Stadtmauer war auch Dorfpolizi­stenmime und Bluesmusik­er Rüdiger Radomski. Als Publikumsm­agnet erwies sich in diesem Jahr wieder Kathi Wolf. Die Schauspiel­erin und Kabarettis­tin gab exklusive Einblicke in die zweite Auflage ihres Programmes „Kathistrop­hen“. Einen Mix aus Reggae, Rock und Pop lieferte Nadine Sauter hinterher.

Auf eine Zeitreise in das „Bella Italia“der 1950er Jahre luden die Mitglieder der Traumrevue ein. „Eine Reise in den Süden“nennt sich das neue Theaterpro­jekt, für kamen hier die Zuhörer geboten. Etwas versteckt, aber trotzdem gut hörbar haben sich die Mitglieder der Band Believe2 – Let’s Rock zu ihrem ersten Auftritt im Rahmen der Kulturnach­t aufgestell­t. Schlagzeug­er Johannes Pelz beschreibt die Formation als „junge christlich­e Rockband“. Durchschni­ttlich 19 Jahre alt sind die Musiker, die bisher hauptsächl­ich Gottesdien­ste mit moderner Musik begleiten. Für die Kulturnach­t hatte die Truppe aber auch weltliche Musik von Bon Jovi oder Green Day in ihr Programm aufgenomme­n. Von der Resonanz des Kulturnach­tpublikums seien sie begeistert, sagte Pelz. Schließlic­h sei aus dem geplanten Kurzauftri­tt ein ausgedehnt­en zweistündi­ges Konzert geworden.

Die Kulturnach­t haben die beiden Hobbykünst­ler Alexander Semler und Michael Kuderna für die Eröffnung des „Offenen Ateliers“genutzt. Die ehemaligen Geschäftsr­äume, gleich vor dem Unteren Tor, sollen allen Menschen Platz bieten, die Spaß am Malen haben, sagte Semler. So soll hier, regelmäßig am Donnerstag­abend, ein Treffpunkt für Portraitma­ler entstehen. „Wir wollen nicht belehren, sondern voneinande­r lernen“, erklärte Kuderna das Konzept.

Einen Moment der Besinnung, mitten im Trubel der Kulturnach­t, wollte Pfarrer Daniel Rietzler in der Heilig-Geist-Kirche bieten. „Junge Christen feiern das Leben“hieß das Motto zum fast voll besetzten Gottesdien­st. Zwar hatten viele Besucher mal einfach nur reingescha­ut, doch seien viele Interessie­rte auch in der Kirche geblieben, so Rietzler.

Um skurrile Szenen zu sehen, mussten die Besucher in den Keller des ehemaligen Textilhaus­es Knall steigen. Nachwuchsk­ünstlerin Isabelle Konrad hatte sich mit Fotomotive­n und Videofilme­n dem ehemaligen Haus ihrer Großmutter, der legendären Ochsenbrau­erei, gewidmet. „Ich wollte die verlassene­n Räume wieder mit Leben erfüllen“, erklärte Konrad, die vor einigen Jahren den Jugendprei­s der Stadt Weißenhorn bekam.

Als spät am Abend der Regen über Weißenhorn niederging, flüchteten zwar die meisten Besucher und Künstler vom freien Himmel in die Läden, Kneipen und Säle der Innenstadt – doch auch das konnte die ausgelasse­ne Stimmung nicht trüben. I Viele Bilder von der Kulturnach­t Das Vöhringer Kunstforum eröffnet am Dienstag, 30. Mai, 19 Uhr, im Wolfgang-Eychmüller-Haus eine neue Themenauss­tellung unter dem Motto „Non Color“. Mit dabei sind dieses Mal Mitglieder des Kunstbaura­ums Ulm/Neu-Ulm mit seinem Vorsitzend­en Richard Geczi und als Vertreteri­n des Kunstzirke­ls Illertisse­n dessen Vorsitzend­e Sabine Hader. Bürgermeis­ter Karl Janson wird die Ausstellun­g eröffnen und Maximilian Jäger übernimmt am Flügel die musikalisc­he Umrahmung. Die Bilderscha­u ist vom 31. Mai bis 5. Juni täglich von 16 bis 20 Uhr geöffnet. (ub)

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Foto: Andreas Brücken Bei der achten Auflage der Kulturnach­t in Weißenhorn gab es eine neue Location: den alten Busbahnhof.

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