Neue Location und alte Bekannte
Tausende Besucher sind zur achten Auflage in der Weißenhorner Innenstadt gekommen. Neben dem vielen Trubel gab es auch einen Moment der Besinnung
Dicht an dicht drängten sich die Besucher durch die Weißenhorner Innenstadt. Die milden Temperaturen des Frühlingsabends haben Tausende Kunstinteressierte Gäste – auch fernab der Fuggerstadt – zur Kulturnacht angelockt. Auf dem Kirchplatz verbreitete die Küche des laotischen Kulturvereins exotische Düfte, von der großen Bühne des Hauptplatzes klangen Country-, Rock- und Partyhits. Hier hatten sich nach der Eröffnung viele Musikfans versammelt.
Zum ersten Mal in der achtjährigen Geschichte der Kulturnacht haben Künstler den alten Busbahnhof als Veranstaltungsort entdeckt. „Landrauschen-Lounge“haben die Macher des Weißenhorner Heimatfilmes die Lokation genannt. Mit goldglänzender Folie und bunten Scheinwerfern wurde der sonst so trostlose Zweckbau zur Attraktion aufgewertet. Die Filmemacherin Lisa Miller nutzte schon im vergangenen Jahr die Kulturnacht, um auf ihr Projekt aufmerksam zu machen. Die Premiere könnte schon im Herbst sein, deutete sie an. Mit auf der Bühne zwischen dem alten Busbahnhof und der Stadtmauer war auch Dorfpolizistenmime und Bluesmusiker Rüdiger Radomski. Als Publikumsmagnet erwies sich in diesem Jahr wieder Kathi Wolf. Die Schauspielerin und Kabarettistin gab exklusive Einblicke in die zweite Auflage ihres Programmes „Kathistrophen“. Einen Mix aus Reggae, Rock und Pop lieferte Nadine Sauter hinterher.
Auf eine Zeitreise in das „Bella Italia“der 1950er Jahre luden die Mitglieder der Traumrevue ein. „Eine Reise in den Süden“nennt sich das neue Theaterprojekt, für kamen hier die Zuhörer geboten. Etwas versteckt, aber trotzdem gut hörbar haben sich die Mitglieder der Band Believe2 – Let’s Rock zu ihrem ersten Auftritt im Rahmen der Kulturnacht aufgestellt. Schlagzeuger Johannes Pelz beschreibt die Formation als „junge christliche Rockband“. Durchschnittlich 19 Jahre alt sind die Musiker, die bisher hauptsächlich Gottesdienste mit moderner Musik begleiten. Für die Kulturnacht hatte die Truppe aber auch weltliche Musik von Bon Jovi oder Green Day in ihr Programm aufgenommen. Von der Resonanz des Kulturnachtpublikums seien sie begeistert, sagte Pelz. Schließlich sei aus dem geplanten Kurzauftritt ein ausgedehnten zweistündiges Konzert geworden.
Die Kulturnacht haben die beiden Hobbykünstler Alexander Semler und Michael Kuderna für die Eröffnung des „Offenen Ateliers“genutzt. Die ehemaligen Geschäftsräume, gleich vor dem Unteren Tor, sollen allen Menschen Platz bieten, die Spaß am Malen haben, sagte Semler. So soll hier, regelmäßig am Donnerstagabend, ein Treffpunkt für Portraitmaler entstehen. „Wir wollen nicht belehren, sondern voneinander lernen“, erklärte Kuderna das Konzept.
Einen Moment der Besinnung, mitten im Trubel der Kulturnacht, wollte Pfarrer Daniel Rietzler in der Heilig-Geist-Kirche bieten. „Junge Christen feiern das Leben“hieß das Motto zum fast voll besetzten Gottesdienst. Zwar hatten viele Besucher mal einfach nur reingeschaut, doch seien viele Interessierte auch in der Kirche geblieben, so Rietzler.
Um skurrile Szenen zu sehen, mussten die Besucher in den Keller des ehemaligen Textilhauses Knall steigen. Nachwuchskünstlerin Isabelle Konrad hatte sich mit Fotomotiven und Videofilmen dem ehemaligen Haus ihrer Großmutter, der legendären Ochsenbrauerei, gewidmet. „Ich wollte die verlassenen Räume wieder mit Leben erfüllen“, erklärte Konrad, die vor einigen Jahren den Jugendpreis der Stadt Weißenhorn bekam.
Als spät am Abend der Regen über Weißenhorn niederging, flüchteten zwar die meisten Besucher und Künstler vom freien Himmel in die Läden, Kneipen und Säle der Innenstadt – doch auch das konnte die ausgelassene Stimmung nicht trüben. I Viele Bilder von der Kulturnacht Das Vöhringer Kunstforum eröffnet am Dienstag, 30. Mai, 19 Uhr, im Wolfgang-Eychmüller-Haus eine neue Themenausstellung unter dem Motto „Non Color“. Mit dabei sind dieses Mal Mitglieder des Kunstbauraums Ulm/Neu-Ulm mit seinem Vorsitzenden Richard Geczi und als Vertreterin des Kunstzirkels Illertissen dessen Vorsitzende Sabine Hader. Bürgermeister Karl Janson wird die Ausstellung eröffnen und Maximilian Jäger übernimmt am Flügel die musikalische Umrahmung. Die Bilderschau ist vom 31. Mai bis 5. Juni täglich von 16 bis 20 Uhr geöffnet. (ub)