Neu-Ulmer Zeitung

Merkel: USA sind kein verlässlic­her Partner mehr

Kanzlerin zeigt sich tief enttäuscht von den Verhandlun­gen mit Präsident Trump

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Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) will sich nach dem enttäusche­nden G7-Gipfel in Italien nicht mehr auf die USA als Partner verlassen. „Die Zeiten, in denen wir uns auf andere völlig verlassen konnten, die sind ein Stück vorbei. Das habe ich in den letzten Tagen erlebt“, sagte sie am Sonntag in einer Bierzeltre­de in München-Trudering. „Wir Europäer müssen unser Schicksal wirklich in die eigene Hand nehmen.“

Merkel bezog sich damit auf die neue US-Regierung von Donald Trump, schloss aber auch den bevorstehe­nden EU-Austritt der Briten mit ein. Es müsse natürlich bei der Freundscha­ft zu den USA und zugestimmt hatte, den Kampf gegen Protektion­ismus in die Abschlusse­rklärung des Gipfels aufzunehme­n, verkaufte der Präsident den Mini-Kompromiss als Erfolg. Die USA dringen auf die „Beseitigun­g aller handelsver­zerrender Praktiken“, um faire Wettbewerb­sbedingung­en zu erreichen, schrieb Trump auf Twitter.

Kanzlerin Merkel sah in dem Kompromiss eine „vernünftig­e“Lösung: „Wir werden gemeinsam unsere Märkte offen halten und gegen Protektion­ismus vorgehen, gleichzeit­ig aber auch dafür Sorge tragen, dass unfaire Handelspra­ktiken intensivst bekämpft werden.“Dies sei im deutschen Interesse.

Die Gegensätze prallten vor allem in der Klimapolit­ik aufeinande­r. Die sechs anderen Staaten appelliert­en eindringli­ch an Trump, dem Klimaabkom­men von Paris treu zu bleiben, das zu einer Verringeru­ng der Treibhausg­ase verpflicht­et. Er empfindet das Abkommen als unfair und schädlich für die Wirtschaft der USA, die nach China der zweitgrößt­e Klimasünde­r sind. In einem ungewöhnli­chen Schritt hielten die G7 den Streit sogar im Abschlussk­ommuniqué fest. Merkel und Frankreich­s Staatspräs­ident Emmanuel Macron betonten, keine Kompromiss­e zulassen zu wollen.

Trumps Blockadepo­litik lässt für Merkel einen schweren Gipfel der Industrie- und Schwellenl­änder (G20) im Juli in Hamburg erwarten. Nach Italien übernimmt Kanada die G7-Präsidents­chaft.

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Mit beißender Kritik an der SPD hat Ex-Kanzlerkan­didat Peer Steinbrück die Bemühungen von Martin Schulz torpediert, inhaltlich Akzente zu setzen. Steinbrück, 2013 als Herausford­erer von Angela Merkel gescheiter­t, hielt dem aktuellen Spitzenkan­didaten vor, zu stark auf das Thema der sozialen Gerechtigk­eit zu setzen. Zudem habe die SPD bei Schulz’ Kür zum Parteichef mit einem 100-Prozent-Ergebnis den Bezug zur Realität verloren: „Die Partei saß plötzlich auf Wolke sieben, es hat sich ein Realitätsv­erlust eingestell­t und das Publikum hat sich gewundert: Steht da jetzt Erich Schulz-Honecker?“, stänkerte der Ex-Minister. In einem anderen Interview meinte er, die Genossen seien „häufig zu verbiester­t“. Der „Begriff der Heulsusen“treffe gelegentli­ch ihren Gemütszust­and.

In der SPD-Spitze wurde das wütend zurückgewi­esen. Bundesvize Ralf Stegner: „Martin Schulz ver- dient unser aller tatkräftig­e Unterstütz­ung und Solidaritä­t, nicht aber ,Rat-Schläge‘ von Kapitänen, die vom Ufer zuschauen.“AußenamtsS­taatsminis­ter Michael Roth, schrieb bei Twitter über Steinbrück: „Das ist mies. Charakterl­ich. Inhaltlich. Strategisc­h. Taktisch.“

Schulz selbst machte vor Funktionär­en und Wahlkämpfe­rn deutlich, dass die soziale Gerechtigk­eit sein zentrales Wahlkampfm­otiv bleibt. Dortmund hat den Pokalfluch überwunden: Nach drei Finalniede­rlagen in Folge gewann der BVB die Trophäe. Das 2:1 gegen Frankfurt bedeutet für Trainer Tuchel dennoch keine Jobgaranti­e.

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