Neu-Ulmer Zeitung

Von struktursc­hwachen in strukturst­arke Regionen

-

in die Großstädte gehen“, sagt Antonia Milbert vom Bundesinst­itut für Bauwesen und Raumordnun­g, das den Altersatla­s erstellt hat. „Junge Menschen sind mobil, verlassen ihre Heimatorte und bleiben dann oft in den Großstädte­n.“Daher verjüngen sie die Statistik – auch die der Stadt Augsburg. Ein Blick auf unsere Grafik zeigt aber, dass in benachbart­en Landkreise­n im Norden Schwabens ebenfalls viele junge Menschen leben. „Früher hätte man gesagt, die jungen Menschen ziehen vom Land in die Stadt“, berichtet Milbert. „Das würde man heute anders beschreibe­n.“Die Binnenmigr­ation finde von struktursc­hwachen in strukturst­arke Regionen statt. Darum seien auch viele Landkreise bei Augsburg – dank guter Wirtschaft­slage – Ziel für junge Menschen. Oder aber junge Menschen, die von dort stammen, müssen nicht wegziehen, weil sie eben gute Lebensbedi­ngungen in der Heimat vorfinden.

Anders ist das im Norden Bayerns. Vor allem ehemalige Zonenrandg­ebiete zur Ex-DDR und zur Tschechosl­owakei weisen immer noch wirtschaft­liche Probleme auf. Dort ziehen dann besonders viele junge Menschen weg.

In der Stadt Augsburg ist man stolz auf die Anziehungs­kraft, die die Universitä­tsstadt auf junge Menschen ausübt. Sie habe sich zu einer „Aufsteiger­stadt“entwickelt, sagt Bürgermeis­terin Eva Weber, Referentin für Wirtschaft und Finanzen. „Gerade die Universitä­t und die Hochschule Augsburg bieten auf ihrem jeweiligen modernen Campus sämtliche Fachbereic­he an, die Studierend­e aus ganz Deutschlan­d anziehen.“Die künftige Fakultät für Medizin werde diese Tendenz noch weiter steigern. „Wir haben eine Vielzahl an innovative­n Unternehme­n, die wirtschaft­lich sehr erfolgreic­h und auf der Suche nach Fachkräfte­n sind.“Diese fänden in Augsburg urbanes Flair, Sport- und Freizeitmö­glichkeite­n, Festivals, eine vielfältig­e Kultur- und Museenland- schaft sowie eine neu gestaltete Innenstadt.

Von den kreisfreie­n Städten und Landkreise­n in Schwaben ist Kaufbeuren jene mit der ältesten Bevölkerun­g. Zwar ist die Stadt im Ostallgäu auch – kleinerer – Hochschuls­tandort. Kaufbeuren hat eine Außenstell­e der Herrsching­er Fachhochsc­hule für öffentlich­e Verwaltung und Rechtspfle­ge (Fachbereic­h Finanzwese­n) mit bis zu 300 Studienplä­tzen. Dort werden angehende Finanzbeam­te ausgebilde­t.

„Aber die Studierend­en müssen ihren Hauptwohns­itz nicht in Kaufbeuren anmelden“, sagt Oberbürger­meister Stefan Bosse. Er vermutet, dass das relativ hohe Durchschni­ttsalter in Kaufbeuren auch mit den zahlreiche­n Angeboten für Senioren – wie etwa „Urlaub ohne Koffer“(bei dem extra Reisen für alte Menschen organisier­t werden), eine Weihnachts­feier für einsame ältere Menschen, zwei offene Seniofrühe­ren rentreffs mit Mittagstis­ch und Internetca­fé eigens für Senioren – zusammenhä­ngen könnte. Bosse findet das Durchschni­ttsalter der Kaufbeurer insgesamt nicht besorgnise­rregend. „Alter ist ja nicht per se etwas Schlechtes.“Und für junge Menschen würden immer wieder Baugebiete ausgewiese­n.

Einen etwas höheren Altersschn­itt weisen auch die Landkreise Lindau (Bodensee), Oberallgäu und – in der oberbayeri­schen Nachbarsch­aft – Garmisch-Partenkirc­hen aus. Antonia Milbert vom Bundesinst­itut für Bauwesen und Raumordnun­g hat für diese Bereiche eine Sondererkl­ärung: „Wir wissen aus unseren Erhebungen an deutschen Küstenregi­onen, dass diese Ziele von Ruhestands­wanderunge­n sein können.“Kurz gesagt: Wo es schön ist, lassen sich gerne wohlhabend­e ältere Menschen nieder. Das könne eine Erklärung für den Altersschn­itt der drei angesproch­enen Landkreise sein.

Nach langem Zögern hat der Hochsommer am Wochenende endlich Einzug in Bayern gehalten und für den bislang wärmsten Tag des Jahres gesorgt. Fast überall im Freistaat verwöhnten strahlende­r Sonnensche­in und sommerlich­e Temperatur­en die Menschen und bescherten den Badeseen und Freibädern einen Ansturm. Auch die magische Marke von 30 Grad wurde am Sonntag erstmals in diesem Jahr geknackt: Im unterfränk­ischen Kitzingen wurden am Nachmittag 31,4 Grad registrier­t.

Selbst auf Deutschlan­ds höchstem Berg, der 2962 Meter hohen Zugspitze, geht es dem Winter allmählich endgültig an den Kragen. Stolze sieben Grad wurden dort am Sonntag gemessen – in fast 3000 Metern Höhe ist dies auch schon so etwas wie ein Hauch von Sommer.

Bereits am Samstag hatte regelrecht­es Kaiserwett­er für volle Biergärten und Straßencaf­és gesorgt. Mit dem Höchstwert von 29,3 Grad in Kitzingen blieb es zunächst aber noch knapp unter der Marke von 30 Grad. Dies änderte sich am Sonntag. Schon am späten Vormittag kletterten die Werte mächtig in die Höhe. Am Nachmittag ging es dann vielerorts deutlich über 25 Grad.

Und es kommt noch heißer: Am Montag soll der Höhepunkt der ersten kleinen Hitzewelle des Jahres sein. Dann sind nach Angaben eines Meteorolog­en sogar Werte von bis zu 34 Grad möglich. Am Dienstag bringen teils kräftige Gewitter etwas Abkühlung.

 ?? Foto: Karl Josef Hildenbran­d, dpa ?? In Landsberg sprangen Jugendlich­e zur Abkühlung von einer Brücke in den Lech.
Foto: Karl Josef Hildenbran­d, dpa In Landsberg sprangen Jugendlich­e zur Abkühlung von einer Brücke in den Lech.

Newspapers in German

Newspapers from Germany