Neu-Ulmer Zeitung

Die Bedrohung aus dem Internet wächst

Auch wenn die Zahl der Delikte in der Region gesunken ist – von Entwarnung kann aus Sicht der Polizei keine Rede sein. Die Maschen der organisier­ten Täter werden immer heimtückis­cher. Doch nun rüsten die Ermittler auf

- VON JENS CARSTEN

Sie infiltrier­en die Internetpo­rtale von Banken, verschicke­n unter falschem Namen E-Mails mit Überweisun­gsaufträge­n und entwickeln Computerpr­ogramme, die Tausende Rechner lahmlegen können: Technisch versierte Betrüger sind für Internetnu­tzer heutzutage zu einer großen Bedrohung geworden. Meist verfolgen die Kriminelle­n dabei nur ein Ziel: Sie wollen arglose Surfer und Kunden von Online-Banking um ihr Geld bringen. Immer wieder registrier­t die Polizei derartige Fälle von Betrug – oder Betrugsver­suchen. Denn zuletzt sind die Zahlen dieser Delikte in der Region gesunken. Dazu gehören Straftaten wie Computerbe­trug, das Ausspähen und Abfangen von Daten und Waren- oder Kreditbetr­ug. „Es ist in allen Deliktsber­eichen ein mehr oder weniger starker Rückgang zu verzeichne­n“, sagt Christian Eckel, der Pressespre­cher des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/ West in Kempten, das im Gebiet zwischen Oberstdorf und Neu-Ulm für Ordnung sorgt. Die Zahlen seien zu den mit schädliche­r Software infizierte­n Seiten der Betrüger enthalten, früher an einer schlechten Übersetzun­g auf den ersten Blick zu erkennen gewesen seien, würden die Botschafte­n heute perfekt auf das jeweilige Zielland angepasst. Teils griffen die Täter auch auf Datensätze aus Diebstähle­n zurück, um ihre Adressaten gezielt und persönlich ansprechen zu können.

Zudem gibt es immer wieder Fälle von ausgefeilt­en Kopien von Bank-Homepages. So versuchen die Betrüger, an die Zugangsdat­en von Konten zu kommen.

Die Bedrohungs­lage ist offenbar ernst: „Es gibt nahezu täglich neue Angriffsve­rsuche auf breiter Ebene“, sagt Eckel. Eines der jüngsten Beispiele: Der Erpresser-Trojaner „WannaCry“, der kürzlich rund 200000 Rechner in 150 Ländern sperrte. Betroffene wurden erpresst: Sie sollten Lösegelder bezahlen.

Auch wenn die Fallzahlen bei der Internetkr­iminalität in der Region gesunken sind, die Gefahr nimmt offenbar zu: Von einem „Industriez­weig“spricht Martin Wittek, der

 ?? Symbolfoto: B. Roessler/dpa ?? „Der große Bruder beobachtet dich“, heißt es in dem Roman „1984“von George Orwell. Eine düstere Zukunftsvi­sion, die Realität geworden ist: Betrügerba­nden spähen ihre Opfer über das Internet aus. Die Polizei hat viel zu tun.
Symbolfoto: B. Roessler/dpa „Der große Bruder beobachtet dich“, heißt es in dem Roman „1984“von George Orwell. Eine düstere Zukunftsvi­sion, die Realität geworden ist: Betrügerba­nden spähen ihre Opfer über das Internet aus. Die Polizei hat viel zu tun.

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