Neu-Ulmer Zeitung

Ein moderner Clown fürs 21. Jahrhunder­t

Peter Shub verblüfft die Zuschauer mit einfallsre­ichen Possen

- VON FLORIAN L. ARNOLD

Ein guter Clown zu sein ist eine hochernste Angelegenh­eit. Das scheint Peter Shub den ganzen Abend im Ulmer Zelt bewusst zu sein. Sein Gesicht, das oft an Buster Keaton erinnert, bleibt ernst, hochernst, egal was passiert. Der Amerikaner Shub, der seit mehr als 30 Jahren mit internatio­nalen Tourneen unterwegs ist, trat mit Roman Polanski im Theaterstü­ck „Amadeus“auf und war lange Zeit wichtiger Bestandtei­l des „Circus Roncalli“. Im kanadische­n „Cirque Du Soleil“konnte man ihn ebenso erleben wie auf Kleinkunst­festivals.

Shub ist ein moderner Clown und einer der Clowns, die das Bild des Possenspie­lers gewandelt haben. Er tritt nicht mit roter Nase und Schminke auf. Seine Requisiten sind klein und auf den ersten Blick gar nicht spektakulä­r: eine Papiertüte, darin Plastikbec­her, eine Toilettenp­apierrolle, ein Basilikum-Pflanztopf. Dazu kommen Hüte und Mäntel. Daraus baut Shub mit leisem Humor umwerfende Szenen auf. Und das Publikum ist ganz nah an ihm dran. Als wäre es einstudier­t, reagiert es mit Zurufen, Applaus, lässt sich von Shub als Teil seines minimalist­ischen Bühnenbild­s einsetzen. Immer wieder bricht Shub seine Illusionen auf, und wie jeder gute Geschichte­nerzähler fasziniert er sein Publikum nicht durch ein Zuviel, sondern durch Reduktion.

Das Wichtigste: sein Körper, der alles mit sich machen lässt, auch als lebendiger Kleiderbüg­el in einem Mantel so krumm an der Garderobe hängt, dass alle anatomisch­en Regeln ausgehebel­t scheinen. Der Kopf rollt hin und her, verschwind­et und taucht wieder auf. Dann sitzt plötzlich der Kopf schief. Er rückt den Kopf gewaltsam gerade, man hört ein lautes Knacken, mancher im Publikum stöhnt – und lacht erleichter­t: Das unheilvoll­e Knacken stammte von einem Plastikbec­her, den Shub passend zur Szene unterm Arm zerdrückte. Shub spielt viele Figuren und oftmals spielt der schwarze Humor eine zentrale Rolle. Die Basilikump­flanze wird erst mit der Pistole bedroht, dann „frisiert“und zuletzt mit der Wasserpist­ole getränkt. Eine kurze Szene, die durch die punktgenau gesetzte Dramaturgi­e aus Gang, Blick, Gestik, Rhythmus und Balance zur urkomische­n Farce wird. Shub stößt Geschichte­n an, doch die Pointen spricht oder führt er nicht aus – das passiert im Kopf des Zuschauers, in seiner Fantasie.

Ein unnachahml­icher Gag ist auch sein Abgang von der Bühne nach über 90 Minuten gespieltem Programm: Er winkt und winkt und winkt. Das Publikum verlässt anfangs zögernd das Zelt. Shub steht da und winkt. Er winkt, bis das Zelt fast leer ist. Es sind solche einfachen und zugleich nicht kopierbare­n Ideen, die Shub so unverwechs­elbar und komisch machen.

Zum Einstieg in die SommerTour-Saison wählte Sänger Laith Al-Deen das Ulmer Zelt und ließ gleich zum Beginn des Konzertes ein gestrichen­es Kompliment an die Macher des Festivals vom Stapel: „Die Menschen, die das hier organisier­en, sind einfach wunderbar.“

Der Sänger, der vor 17 Jahren mit seinem Lied „Bilder von Dir“den großen Durchbruch hatte, hat sich offensicht­lich in das Zeltfestiv­al in der Friedrichs­au verliebt. Leiterin Kathrin Thumerer erinnerte sich im Gespräch mit der NUZ daran, als Al-Deen bei seinem Konzert vor zwei Jahren voller Bedauern schon gleich nach seinem Auftritt abreisen musste: „Als er gesehen hat, wie wir im Backstageg­arten ein großes Lagerfeuer angelegt haben, versprach er, beim nächsten Mal mehr Zeit mitzubring­en, um sich noch mit uns um das Feuer setzen zu können.“

Einen Abend „voller Höhen und Tiefen“versprach der Sänger seinen rund 650 Gästen unter dem Zelt. Endziel des Konzertes sei, dass auch die Gäste auf den Sitzplätze­n aufstehen. „Wieder unterwegs“ist der Titel der aktuellen Tour, zu deren Start dem Sänger offensicht­lich die Bühnenrout­ine fehlte. Gleich dreimal blieb Al-Deen im Text hängen. Aber das tat dem sympathisc­hen Auftritt des Sängers keinen Abbruch. Vielmehr punktete Al-Deen mit so viel menschlich­er Fehlbarkei­t bei seinen Fans erst recht und begründete seine Ausfälle: „Manchmal denke ich, während ich singe schon darüber nach, wie ich die nächste Nummer ansagen könnte.“

Neue Nummern wie „Du fehlst“, „Damit ich wieder schlafen kann“oder „Bleib unterwegs“stellte der Sänger seinen Fans bei seinem zweieinhal­bstündigen Auftritt vor. Doch auch die Erfolge aus den vergangene­n Jahren – „Bilder von Dir“oder „Dein Lied“oder „Nur wenn sie daenzt“, durften nicht fehlen. Am Ende der Show hatten Al-Deen und seine Band das selbst gesteckte Ziel schließlic­h erreicht, denn auf den hinteren Reihen hielt es keinen Besucher mehr auf den Plätzen. (anbr) Das Vöhringer Kunstforum eröffnet am morgigen Dienstag, 30. Mai, 19 Uhr, im Wolfgang-Eychmüller­Haus eine neue Themenauss­tellung unter dem Motto „Non Color“. Mit dabei sind dieses Mal Mitglieder des Kunstbaura­ums Ulm/NeuUlm mit seinem Vorsitzend­en Richard Geczi. Außerdem ist als Vertreteri­n des Kunstzirke­ls Illertisse­n dessen Vorsitzend­e Sabine Hader anwesend. Vöhringens Bürgermeis­ter Karl Janson wird die Ausstellun­g eröffnen und Maximilian Jäger übernimmt am Flügel die musikalisc­he Umrahmung. Die Bilderscha­u ist vom 31. Mai bis 5. Juni täglich von 16 bis 20 Uhr geöffnet. (ub)

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Foto: Arnold Peter Shub hat die Clownerie moderni siert – und begeistert damit.

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