Neu-Ulmer Zeitung

Raum für Kunst, Raum für Fragen

Die „Putte“zwischen Augsburger Tor und Gänstorbrü­cke in Neu-Ulm soll vor allem jungen Bildhauern ein Forum bieten. Auch Impulse für das Viertel sollen von dort ausgehen

- VON MARCUS GOLLING

Die entscheide­nden Fragen lassen nicht lang auf sich warten beim Ortstermin in der „Putte“: Warum ist das Kunst? Und was soll das überhaupt darstellen? Ursula Hörger von der CSU sprach wohl für einige Mitglieder des Stadtratsa­usschusses, die sonst wenig mit Gegenwarts­kunst zu tun haben. Aber Janina Schmid und ihr Mann Frederik Kochbeck, beide Künstler und derzeit Stipendiat­en der Ulmer Kunststift­ung Pro Arte, sind auf solche Fragen vorbereite­t. Jedenfalls erklärt Kochbeck schnell seine Arbeit, die aus einem Kinderstuh­l aus dem Sortiment eines schwedisch­en Möbelhause­s und einer eigens hergestell­ten, vergrößert­en Version des Sitzmöbels besteht.

Es wird vielleicht noch ein bisschen dauern, bis die „Putte“, der städtisch geförderte Projektrau­m für aktuelle Kunst zwischen Augsburger Tor und Gänstorbrü­cke, alle Stadtratsh­erzen erobert hat. Auf rund 80 Quadratmet­ern sollen dort vor allem junge Künstler die Chance bekommen, ihre Arbeiten zu präsentier­en. Wobei der Schwerpunk­t auf Bildhauere­i liegen soll. „Da haben wir in Neu-Ulm viele Verknüpfun­gen“, sagt der zuständige Refe- ratsleiter Ralph Seiffert und meint damit vor allem den Bildhauer Edwin Scharff (1887-1955), einen großen Sohn der Stadt. „Wir sind beide Bildhauer, da kennen wir uns aus“, sagt die gebürtige Ulmerin Schmid, die ihren Mann beim gemeinsame­n Kunststudi­um in Braunschwe­ig kennengele­rnt hat. Bronzene Pferde wie bei Scharff sollten Besucher allerdings nicht erwarten. Und auch nicht Arbeiten von Schmid und Kochbeck selbst, sie sind beim Ortstermin nur Platzhalte­r für das, was nach der für 22. Juni geplanten Eröffnung zu sehen sein soll. Die erste Ausstellun­g bestreitet Malte Bartsch aus Braunschwe­ig, Schüler von Olafur Eliasson. Bei seinem Besuch, kündigt Schmid an, werde dieser auch eine eigene Arbeit für den öffentlich­en Raum entwickeln. Weitere Künstler sollen es ihm gleichtun.

Die „Putte“– initiiert von Petra Schmitt, Martin Leibingen und Tommi Brem von der Griesbadga­lerie – soll nicht nur ein Ausstellun­gsraum sein, sondern der Ausgangspu­nkt für weitere künstleris­che Aktivitäte­n. Und dafür seien der Augsburger-Tor-Platz und seine Umgebung geradezu ideal, findet Janina Schmid. „Ein wunderbar urbaner Unort, an dem man wunderbar künstleris­ch agieren kann.“Es gehe auch darum, mit der Kunst Passanten so anzusprech­en, dass sie ins Grübeln geraten.

Die Stadt unterstütz­t das nicht kommerziel­l angelegte Projekt zunächst mit 33 000 Euro jährlich, organisier­t ist der Kunstraum als gemeinnütz­iger Verein, was weitere Förderantr­äge ermöglicht. Die 34-jährige Janina Schmid ist für zunächst drei Jahre Leiterin. Sie und ihr Mann Kochbeck, der als Vereinsvor­sitzender fungiert, sollen aber nicht allein über das Programm entscheide­n. Laut Mitinitiat­or Leibinger sind Kooperatio­nen mit „Offspaces“aus anderen Städten geplant. Fred Kochbeck freut sich schon auf den Kontakt mit den Besuchern: „Wir sind ein kleiner Raum, es gibt nicht viel zu sehen. Aber wir haben viel Zeit darüber zu reden, was wir sehen.“In der „Putte“ist fragen immer erlaubt. Die Kombinatio­n Trompete und Orgel erfreut sich großer Beliebthei­t beim Konzertpub­likum. Am Pfingstson­ntag, 4. Juni, 20 Uhr, musizieren Johann Konnerth, Solotrompe­ter des Ulmer Theaters, mit seinem Ensemble (Maximilian Sutter und Manuel Konnerth) gemeinsam mit Organist Albrecht Schmid in der evangelisc­hen Versöhnung­skirche. Sie präsentier­en ein Konzertpro­gramm mit Werken des Barock und der Romantik. Die Pauken, als Bassinstru­ment für diese Besetzung unverzicht­bar, spielt Anna Zeltzer. Eine Besonderhe­it im Programm ist die Aufführung von Schmids eigener, 2014 komponiert­er Suite „Se Antonio avesse voluto“. Karten gibt es an der Abendkasse. (az) Die beiden für morgen, Freitag, und übermorgen, Samstag, geplanten Vorstellun­gen der Jubiläumsr­evue „Best of Riese & Ko“finden nicht statt. Das Theater Neu-Ulm gibt dafür nicht näher genannte betriebsbe­dingte Gründe an. Nächste reguläre Vorstellun­g der Show ist am kommenden Freitag, 9. Juni, um 20 Uhr. (az)

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 ?? Foto: Marcus Golling ?? Gemeinsame Vorfreude: (von links) Kulturdeze­rnent Ralph Seiffert mit den „Put te“Aktiven Frederik Kochbeck, Martin Leibinger, Janina Schmid und Petra Schmitt in dem neuen Projektrau­m.
Foto: Marcus Golling Gemeinsame Vorfreude: (von links) Kulturdeze­rnent Ralph Seiffert mit den „Put te“Aktiven Frederik Kochbeck, Martin Leibinger, Janina Schmid und Petra Schmitt in dem neuen Projektrau­m.

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