Neu-Ulmer Zeitung

Schulz: Die Rente mit 67 ist sicher

Mit einer milliarden­schweren Reform der Altersvers­orgung will die SPD verlorene Wählerguns­t zurückerob­ern. Was die Partei für Bezieher und Beitragsza­hler plant

- VON BERNHARD JUNGINGER

Martin Schulz wirkt blass und übernächti­gt, mit fahler Gesichtsfa­rbe und wenig Körperspan­nung tritt der SPD-Parteivors­itzende und Kanzlerkan­didat ans Rednerpult im Willy-Brandt-Haus. Am Morgen sind die neuesten Umfrageerg­ebnisse veröffentl­icht worden, nach denen seine SPD in der Wählerguns­t noch weiter abgerutsch­t ist. Würde jetzt gewählt, käme die SPD nur noch auf 24 Prozent der Stimmen. Die Union dagegen ist auf 39 Prozent enteilt, der Abstand ist damit schon fast so groß wie bei der Bundestags­wahl 2013, als die SPD 15,8 Prozentpun­kte hinter CDU und CSU landete.

Und auch für Schulz persönlich, noch vor wenigen Monaten umjubelter „SPD-Messias“, sind die Zahlen vom Vormittag ein neuer „Leberhaken“– so hatte er kürzlich lässliche Rente ein Kernverspr­echen einer solidarisc­hen Gesellscha­ft“. Zusammen mit Arbeitsmin­isterin Andrea Nahles erklärt er, wie er dieses Verspreche­n einlösen will. Kernpunkt seines Rentenkonz­epts ist die Forderung, das Rentennive­au nicht auf einen Wert unter 48 Prozent sinken zu lassen. Und zwar mindestens bis zum Jahr 2030.

Das Rentennive­au bildet das Verhältnis zwischen dem Durchschni­ttseinkomm­en aller Sozialvers­icherten und den Altersbezü­gen ab. Momentan sind es 48,2 Prozent. Gleichzeit­ig sollen die Rentenbeit­räge auf höchstens 22 Prozent begrenzt werden. Die Idee der „doppelten Leitplanke­n“, also der Begrenzung von Rentennive­au nach unten und Rentenbeit­rägen nach oben, ist nicht neu und stammt von Andrea Nahles. Sie hatte zuvor allerdings mit deutlich zurückhalt­enderen Zahlen argumentie­rt: Das Rentennive­au dürfe nicht niedriger als 46, der Beitragssa­tz nicht höher als 25 Prozent sein, hatte sie noch im November gesagt.

Mit einer sogenannte­n Solidarren­te solle zudem verhindert werden, dass Menschen, die mindestens 35 Jahre gearbeitet, aber dabei wenig verdient haben, im Alter nicht unter die Armutsgren­ze fallen. Sie sollen eine Rente bekommen, die zehn Prozent über der Grundsiche­rung liegt.

Eine rote Linie zieht die SPD beim Renteneint­rittsalter. „Mit mir wird es keine Erhöhung des Renteneint­rittsalter­s über 67 Jahre hinaus geben“, sagt Schulz. Im Gegensatz zu Forderunge­n aus der Union lehne die SPD eine Anhebung auf mehr als die derzeit geltenden 67 Jahre kategorisc­h ab. Und davon werde die SPD auch in möglichen Koalitions­verhandlun­gen nicht abweichen, beteuert Schulz.

Nach den Berechnung­en der SPD lässt sich das Konzept gegen das Absinken des Rentennive­aus bis 2028 ohne zusätzlich­e Steuermitt­el finanziere­n. Dann aber gehen laut Andrea Nahles die geburtenst­arken Jahrgänge, die sogenannte­n „Babyboomer“, in Rente, sodass zusätzlich­e Mittel von rund 14,5 Milliarden Euro nötig seien.

Mit seinen Rentenplän­en, das macht der angeschlag­ene Kanzlerkan­didat deutlich, will er im Wahlkampf zu Angela Merkel aufschließ­en. Das Thema, sagt er, nehme in seinem Programm die „zentrale Stellung“ein.

Der Umzug dauert einige Wochen, kostet viel Geld und macht militärisc­h keinen Sinn. Trotzdem wird die Anti-IS-Truppe der Bundeswehr vom türkischen Incirlik ins jordanisch­e Al-Asrak verlegt. Das Bundeskabi­nett sah am Mittwoch keine andere Wahl mehr, als den Abzug aus der Türkei einzuleite­n. Das Besuchsver­bot für Abgeordnet­e bei den Soldaten in Incirlik verträgt sich nicht mit dem deutschen Verständni­s von einer Parlaments­armee.

Nach dem Scheitern eines allerletzt­en Einigungsv­ersuchs von Außenminis­ter Sigmar Gabriel (SPD) am Montag gab es deswegen kein Zurück mehr. Jetzt geht es nur noch um den Vollzug eines beispiello­sen Manövers: heraus aus dem NatoBündni­sgebiet und hinein in ein

 ?? Foto: Bernd von Jutrczenka, dpa ?? SPD Chef Martin Schulz will verhindern, dass Menschen, die lange gearbeitet haben, später nur eine Rente auf Sozialhilf­e Niveau erhalten
Foto: Bernd von Jutrczenka, dpa SPD Chef Martin Schulz will verhindern, dass Menschen, die lange gearbeitet haben, später nur eine Rente auf Sozialhilf­e Niveau erhalten

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