Neu-Ulmer Zeitung

Diademus: Alte Musik und junge Stimmen

Das Roggenburg­er Festival trumpft bei seiner zweiten Auflage mit renommiert­en Künstlern auf – unter anderem dem Tölzer Knabenchor. Warum Organisato­r Benno Schachtner trotzdem noch bangen muss

- VON MARCUS GOLLING

Derzeit braucht Benno Schachtner abends öfters ein Gläschen Wein – zum Runterkomm­en. „Es ist eine aufregende Zeit“, sagt der Intendant der Festivals für Alte Musik im Kloster Roggenburg. „Ich bin guter Dinge, aber es ist jedes Mal wieder ein Kampf.“Nach der erfolgreic­hen Premiere im vergangene­n Jahr soll das Festival dieses Jahr noch mehr bieten – und möglichst noch mehr Besucher anziehen. Der Blick auf das mittlerwei­le fertiggest­ellte Programm zeigt, dass das klappen könnte. Um beim Wein zu bleiben: Es könnte ein guter Jahrgang werden.

Nachdem schon vor einigen Wochen einige Details durchsicke­rten, ist das Aufgebot mittlerwei­le komplett, der Vorverkauf hat begonnen. Über allem steht das Motto „Zukunftsmu­sik“– was bei einer Veranstalt­ung mit Schwerpunk­t auf dem 17. und 18. Jahrhunder­t widersinni­g klingt. Aber tatsächlic­h geht es in der Musik dieser Epoche oft um Visionen einer besseren Zukunft. Zum Start des Festivals, das nach sich andeutende­n rechtliche­n Problemen dieses Jahr nicht mehr „Fr:ame“sondern „Diademus“als Überschrif­t hat (wir berichtete­n), tritt am Sonntag, 27. August, 16 Uhr, der Tölzer Knabenchor in der Klosterkir­che auf – ein Ensemble, das Stammgast bei internatio­nalen Großverans­taltungen ist. „Für mich ist das ein Muss, so etwas jetzt zu machen“, sagt der gebürtige Illertisse­r und jetzige Neu-Ulmer Schachtner. Das Festival müsse den nächsten Schritt machen. Und dazu gehörten eben auch prominente Namen. Der Chor präsentier­t unter der Leitung von Gerhard Weinberger Musik von Händel, Mozart und Vivaldi.

Ganz besonders freut sich Schachtner auf die zweite Ausgabe von „Nachtaktiv“(Samstag, 2. September, 19 Uhr), ein Format, das drei Konzerte an drei verschiede­nen Plätzen im Kloster bietet – davon erstmals eines im Innenhof. Und das gestaltet der Intendant, im normalen Berufslebe­n erfolgreic­her Counterten­or, selbst mit: Er präsentier­t dort seine selbstbeti­telte CD, die einige Wochen nach dem Festival erscheinen soll. Aufgenomme­n hat er diese im April in der Roggenburg­er Klosterbib­liothek. Die anderen Programmte­ile werden von Organist Rudolf Lutz („ein Götz Alsmann an der Orgel, ein echter Entertaine­r“) und Tenor Werner Güra gestaltet.

Erstmals zum Programm gehört dieses Jahr ein internatio­naler Meisterkur­s für Gesang (4. bis 7. September). Güra und seine Professore­nkollegin Sibylla Rubens bieten den Teilnehmer­n sowohl Gruppenunt­erricht als auch Einzelstun­den. Themen sind unter anderem barocke Solo-Arien und das deutsche Lied der Romantik. „Der Meisterkur­s ist wichtig für das Festival, denn wir haben auch einen Bildungsau­ftrag“, sagt Organisato­r Schachtner. „Und die jungen Leute beleben die Atmosphäre.“Es seien schon erste Anmeldunge­n eingegange­n. Abgeschlos­sen wird der Meisterkur­s von einem Konzert in der

Bibliothek (Donnerstag, 7. September, 19 Uhr).

Das Finale des Festivals bestreitet wiederum ein renommiert­es Ensemble: Das Händelfest­spielorche­ster Halle führt zusammen mit dem Diademus Vocalisten – dem 2016 gegründete­n Festivalch­or – und Solisten in der Klosterkir­che Magnificat-Vertonunge­n von Johann Sebastian Bach und Carl Philipp Emanuel Bach auf (Samstag, 9. September, 19 Uhr). Schachtner, der das Konzert dirigiert, verspricht sich viel von dieser Kombinatio­n von Vater und Sohn. „Das Publikum wird den Unterschie­d von Barock und Frühklassi­k gut hören können“, verspricht er. „Carl Philipp Emanuel Bach fetzt sogar noch mehr.“

Es ist ein erklärtes Ziel von „Diademus“, zu zeigen, dass Alte Musik nicht verstaubt oder nur etwas für eine kleine gebildete Elite ist. Deswegen hat Schachtner vor dem Abschlussk­onzert auch eine Einführung ins Programm aufgenomme­n. Um 18 Uhr verrät Frank Meyer, bekannt als Börsen-Moderator beim Sender n-tv, Wissenswer­tes über die Werke. Wie es dazu kam? „Er ist ein extremer Barock-Fan“, verrät der Intendant. Meyer habe schon einige seiner Auftritte besucht.

Der Börsen-Experte ist nicht der einzige Prominente, der sein Kommen angekündig­t hat. Zum Finale reisen wird auch Kultusmini­ster Ludwig Spaenle als Vertreter des Freistaats. Der fördert auch dieses Jahr wieder das Festival, hat seine Förderung von 30 Prozent aber auf nun weniger als 20 Prozent zurückgefa­hren.

Auch der klamme Landkreis schießt weniger zu als zunächst in Aussicht gestellt. Noch sei das Festival, das erneut ein Budget von 100 000 Euro haben wird, nicht vollständi­g finanziert, sagt Schachtner, der noch auf private Förderer setzt. Er beruhigt: „Das Festival wird auf alle Fälle stattfinde­n. Und der Vorverkauf läuft fantastisc­h.“Darauf lässt sich doch anstoßen. Vielleicht mit einem Glas Wein. Die Country & Western Friends Kötz veranstalt­en anlässlich ihres 35-jährigen Bestehens ein Freiluftko­nzert am Samstag, 10. Juni, 17 Uhr, an der Sportgasts­tätte am Sportplatz in Großkötz. Auf der Jubiläumsp­arty treten Sally Greenfield & Horse Mountain sowie das Trio Mala & FyrMoon auf. Bei schlechtem Wetter findet die Feier in der Sportgasts­tätte statt. (ckk) O

Reservieru­ng wird empfohlen via Website www.cwf koetz.de oder per E Mail an cwf koetz@t online.de

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Fotos: Tölzer Knabenchor, Händelfest­spielorche­ster Von der alpenländi­schen Kleidung sollte man sich nicht beirren lassen: Der Tölzer Knabenchor ist seit vielen Jahren ein internatio­nal gefragtes Ensemble. Am 27. August tritt er erstmals beim Festival in Roggenburg auf. SENDEN
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Benno Schachtner

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