Gemeinsam beten am Grab des Täters
SS-Mann Jochen Peiper ließ einst in Italien ein Massaker verüben. Heute liegt er am Ammersee begraben. Die Nachkommen der Opfer wollten die Stätte unbedingt besuchen
Am Anfang war ein Brief. Ein Brief aus Boves im Piemont, der von einem Massaker der Waffen-SS am 19. September 1943 in der italienischen Gemeinde erzählte. Und vom Wunsch der dortigen katholischen Christen nach Frieden und Versöhnung. Im Frühjahr 2013 erreichte dieses Schreiben die Pfarrgemeinde Schondorf (Kreis Landsberg am Lech). Denn hier liegt nach Angaben aus Italien der Anführer der SS-Einheit, Joachim „Jochen“Peiper, auf dem Kirchenfriedhof.
„Oh Gott, wir haben einen SSMann auf dem Kirchenfriedhof“, habe er gedacht, sagt Kirchenpfleger Marius Langer. Er machte sich sofort auf die Suche und fand das Grab – aber nicht im kirchlichen, sondern am gemeindlichen Teil der Friedhofsanlage. Und Langer, der lange als Regisseur fürs Bayerische Fernsehen arbeitete, machte sich ans Recherchieren.
Bisher hielt sich der derzeit sieben Mitglieder zählende Schondorfer Boves-Kreis unter dem Vorsitz von Andrea Weißenbach noch bedeckt in Sachen Öffentlichkeit: Man SS-Mann und zwei weiteren Anführern nicht nachgewiesen werden kann, dass sie die Erschießungen und das Niederbrennen der Häuser angeordnet hatten.
Wegen eines Massakers bei Malmedy (Belgien), bei dem wehrlose amerikanische Kriegsgefangene erschossen werden, wird Peiper jedoch 1946 zum Tode verurteilt, aber 1951 begnadigt. 1956 wird er laut Langer aus dem Kriegsverbrechergefängnis in Landsberg entlassen und arbeitet bei Porsche und auch bei BMW.
In den 1960erJahren zieht er nach Frankreich. Als dort seine Identität bekannt wird, erhält er Morddrohungen und schickt die Familie nach Deutschland, er bleibt. 1976 kommt es an seinem Haus im Dörfchen Traves zu einem Schusswechsel und das Haus wird in Brand gesteckt. Später findet man dort Peipers verkohlte Leiche.
Doch wie kommt Peiper zu einem Grab in Schondorf? Genaues konnte Langer noch nicht herausfinden. Es gibt jedoch ein Grab eines Verwandten, Major Georg Peiper, der 1958 starb und in Schondorf begraben liegt. Auf Peipers Grabplatte sind auch die Namen seiner beiden gefallenen
Ein angehender Priester, der 2013 wegen rassistischer Äußerungen aus dem Würzburger Priesterseminar geflogen war, soll in wenigen Wochen in Eichstätt zum Diakon geweiht werden. Bischof Gregor Maria Hanke hat den Mann dazu zugelassen.
Das Bistum Eichstätt erklärte gestern auf Anfrage unserer Zeitung, dass der Mann sich in seiner Arbeit und durch sein Engagement in einem zweijährigen Praktikum, das er im Herbst 2014 begann, sowie als Mitarbeiter in der Seelsorge seit Herbst 2016 bewährt habe. Während seines Praktikums in einer Pfarrei der Diözese Eichstätt habe er unter anderem in einer Wohngemeinschaft mit einem syrisch-muslimischen Asylbewerber gelebt.
„Seine Vorgesetzten und Begleiter während seiner Vorbereitungszeit sprechen ihm ein durchweg und uneingeschränkt positives Urteil aus. Anzeichen für rechtsradikale oder in irgendeiner Form extremistische Gesinnung gibt es nicht“, erklärte das Bistum Eichstätt weiter. Zudem betonte es, dass auch psychologische und juristische Gutachten ergeben hätten, dass der Mann der für „jeden kirchlichen Dienst unerlässlichen Vorgabe“entspreche – und zwar der, dass Antisemitismus in der Kirche keinen Platz habe. Die Zulassung zur Diakonenweihe ist die Vorstufe der Priesterweihe.
Das Bistum Würzburg wollte diese Entscheidung gestern nicht kommentieren. Der angehende Priester, der aus dem Erzbistum Bamberg stammt, wurde 2013 mit einem weiteren Priesteranwärter aus dem Würzburger Priesterseminar ausgeschlossen – nach dem Bericht einer externen Untersuchungskommission, die der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann eingesetzt hatte. Die war zu dem Ergebnis gekommen, dass einer der Priesteranwärter in jenem Jahr „völlig inakzeptable und unerträgliche KZWitze“erzählt hatte. Dabei handelt es sich um den Mann, der nun am 24. Juni zum Diakon geweiht wird.
Der andere habe – unter anderem – Nazi-Uniformen bewundert. Beide parodierten dem Bericht der Kommission zufolge im Bierkeller des Priesterseminars Adolf Hitler; auch der Hitlergruß wurde dort gezeigt. Ein dritter Priesteranwärter, dem ebenfalls Vorwürfe gemacht worden waren, musste das Seminar damals nicht verlassen. Die Staatsanwaltschaft leitete keine Ermittlungsverfahren ein.