Neu-Ulmer Zeitung

Vor 12000 Jahren ist ganz Ähnliches passiert

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in der Kritik: Bezogen auf den gleichen Energiegeh­alt wird zwar bei der Verbrennun­g von Erdgas – und Methan ist der Hauptbesta­ndteil von Erdgas – weniger Kohlendiox­id freigesetz­t als bei der Verbrennun­g von Kohle oder Heizöl. Aber die Erschließu­ng weiterer fossiler Brennstoff­e würde die Entwicklun­g alternativ­er Energien weiter ausbremsen.

Doch der Einfluss des Methanhydr­at auf unser Klima könnte noch viel größer sein. Methan ist ein Treibhausg­as, das fast 30-mal stärker wirkt als Kohlendiox­id. Die vom Klimawande­l angestoßen­e Erderwärmu­ng könnte dazu führen, dass große Mengen Methan aus den Hydrat-Lagerstätt­en in der Arktis oder am Meeresbode­n freigesetz­t werden. Mittlerwei­le sind Forscher davon überzeugt, dass dies schon einmal in ähnlicher Form passiert ist. Auf dem Höhepunkt der letzten Eiszeit vor etwa 20 000 Jahren war Methanhydr­at im Boden der Barentssee unter einer kilometerd­icken Eisschicht gefangen. Nach Ende der Kälteperio­de sind dann explosions­artig riesige Mengen Methan aus dem arktischen Meeresbode­n entwichen.

Darauf deuten Hunderte Krater hin, die die Forscher am Grund der Barentssee zwischen Spitzberge­n und Norwegen entdeckt haben. Mehr als 100 davon haben einen Durchmesse­r von 300 bis 1000 Metern und sind bis zu 30 Meter tief. Im Fachblatt Science schreiben die Experten, dass sich große, unter massivem Druck stehende Methanspei­cher vor rund 12 000 Jahren entluden, nachdem sich der darüberlie­gende Eispanzer zurückgezo­gen hatte. Solche Szenarien könnten sich bei einem Rückzug heutiger Eisschilde möglicherw­eise wiederhole­n, mahnen die Autoren.

Das Szenario von damals vergleiche­n die Forscher mit einem Schnellkoc­htopf. Das Gas sei über Jahrtausen­de aus tieferen Schichten kontinuier­lich nach oben gestiegen und habe unter der Eisdecke enormen Druck aufgebaut. Dann verschwand der Deckel: Die Speicher kollabiert­en einfach und entließen das Methan in die Wassersäul­e. Zurück blieben die Krater.

In dem Meeresgebi­et entweicht an mehr als 600 Stellen noch immer Methan ins Wasser, aber in vergleichs­weise geringer Menge. Dabei wird das Gas im Wasser gelöst und gelangt nicht in die Atmosphäre – anders als bei den explosions­artigen Ausbrüchen. Die Forscher wollen nun klären, ob sich solche Szenarien wie vor 12000 Jahren wiederhole­n können, wenn sich heutige Eisschilde zurückzieh­en oder Permafrost­böden auftauen. Dann steige die Gefahr, dass auch dort Methan in großen Mengen entweicht.

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