Noch einmal reden – aber dann entscheiden
Worte sind genug gewechselt, jetzt müssen Taten folgen: Mit dieser Haltung gehen die Mitglieder der Bürgerinitiative (BI) „Geboren im Süden“in die anstehenden Dialoge zur Klinikreform im Landkreis Neu-Ulm. Und damit liegen sie richtig: Das millionenschwere Defizit der drei Krankenhäuser hat gezeigt, dass sich die medizinische Versorgung in der Region in einer ernsten Krise befindet – zumindest wirtschaftlich gesehen. Denn nach allgemeiner Einschätzung wird in den Kliniken qualitativ hochwertig gearbeitet. Allerdings muss sich der Aufwand rechnen, momentan ist er aber ein Zuschussgeschäft. Es ist also höchste Zeit für eine Veränderung.
Die jetzige Struktur muss in ein tragfähiges Konzept überführt werden, flächendeckend aber eben auch bezahlbar. Und das lieber früher als später: So lange alles läuft wie bisher, lässt sich die Krise nicht bewältigen. Dass eine Reform nötig ist, haben die Verantwortlichen längst erkannt. Viel ist darüber schon diskutiert worden, etwa im Zuge der Infoveranstaltungen vor dem Bürgerentscheid zur Wiedereröffnung der Illertisser Geburtenstation. Und die lokalen Printmedien haben umfänglich berichtet: Die Beiträge zu den Kliniken und den politischen Erwägungen füllen in den Archiven so viel Platz wie kaum ein anderes Thema. Wer sich also über die Lage des hiesigen Krankenhauswesens informieren wollte, hatte dazu Gelegenheit.
Trotzdem lädt der Landkreis erneut zum Gespräch: Bei drei Treffen können die Bürger ihre Ansichten zur Klinikdebatte vorbringen. Das ist sicher sinnvoll: Eine Demokratie lebt nicht zuletzt vom Austausch. Doch der alleine reicht nicht: Die Meinungen müssen in einen Willensbildungsprozess überführt werden – und schließlich in Entscheidungen münden. Die sind im Fall der Klinikkrise nötig: Die Bürger im Landkreis warten auf eine verlässliche Marschroute. Das gilt besonders für die Menschen, die im Umfeld der jetzigen Standorte in Neu-Ulm, Illertissen und Weißenhorn wohnen. Und für die, die für die Klinikstiftung arbeiten. Darauf weisen die Mitglieder der BI zu Recht hin. Sie befürchten, dass weiter geredet wird, ohne neue Erkenntnisse zu gewinnen. Die Fakten lägen auf dem Tisch, sagen sie. Das stimmt. Vielleicht macht es Sinn, alles nun noch einmal öffentlich zu bündeln. Doch dann sollte endgültig festgelegt werden, wie es mit den Kliniken weiter geht. Eine Entscheidung muss her.