Neu-Ulmer Zeitung

Noch einmal reden – aber dann entscheide­n

- VON JENS CARSTEN redaktion@nuz.de

Worte sind genug gewechselt, jetzt müssen Taten folgen: Mit dieser Haltung gehen die Mitglieder der Bürgerinit­iative (BI) „Geboren im Süden“in die anstehende­n Dialoge zur Klinikrefo­rm im Landkreis Neu-Ulm. Und damit liegen sie richtig: Das millionens­chwere Defizit der drei Krankenhäu­ser hat gezeigt, dass sich die medizinisc­he Versorgung in der Region in einer ernsten Krise befindet – zumindest wirtschaft­lich gesehen. Denn nach allgemeine­r Einschätzu­ng wird in den Kliniken qualitativ hochwertig gearbeitet. Allerdings muss sich der Aufwand rechnen, momentan ist er aber ein Zuschussge­schäft. Es ist also höchste Zeit für eine Veränderun­g.

Die jetzige Struktur muss in ein tragfähige­s Konzept überführt werden, flächendec­kend aber eben auch bezahlbar. Und das lieber früher als später: So lange alles läuft wie bisher, lässt sich die Krise nicht bewältigen. Dass eine Reform nötig ist, haben die Verantwort­lichen längst erkannt. Viel ist darüber schon diskutiert worden, etwa im Zuge der Infoverans­taltungen vor dem Bürgerents­cheid zur Wiedereröf­fnung der Illertisse­r Geburtenst­ation. Und die lokalen Printmedie­n haben umfänglich berichtet: Die Beiträge zu den Kliniken und den politische­n Erwägungen füllen in den Archiven so viel Platz wie kaum ein anderes Thema. Wer sich also über die Lage des hiesigen Krankenhau­swesens informiere­n wollte, hatte dazu Gelegenhei­t.

Trotzdem lädt der Landkreis erneut zum Gespräch: Bei drei Treffen können die Bürger ihre Ansichten zur Klinikdeba­tte vorbringen. Das ist sicher sinnvoll: Eine Demokratie lebt nicht zuletzt vom Austausch. Doch der alleine reicht nicht: Die Meinungen müssen in einen Willensbil­dungsproze­ss überführt werden – und schließlic­h in Entscheidu­ngen münden. Die sind im Fall der Klinikkris­e nötig: Die Bürger im Landkreis warten auf eine verlässlic­he Marschrout­e. Das gilt besonders für die Menschen, die im Umfeld der jetzigen Standorte in Neu-Ulm, Illertisse­n und Weißenhorn wohnen. Und für die, die für die Klinikstif­tung arbeiten. Darauf weisen die Mitglieder der BI zu Recht hin. Sie befürchten, dass weiter geredet wird, ohne neue Erkenntnis­se zu gewinnen. Die Fakten lägen auf dem Tisch, sagen sie. Das stimmt. Vielleicht macht es Sinn, alles nun noch einmal öffentlich zu bündeln. Doch dann sollte endgültig festgelegt werden, wie es mit den Kliniken weiter geht. Eine Entscheidu­ng muss her.

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