Neu-Ulmer Zeitung

Die Lindenhofs­chule hat viele Gründe zu feiern

Das Heilpädago­gische Zentrum Senden wird 30 Jahre alt. Die Nachfrage nach Plätzen dort ist groß

- VON ANGELA HÄUSLER

Mit einem fröhlichen Fest begeht das Heilpädago­gische Zentrum (HPZ) Senden am morgigen Samstag sein 30-jähriges Bestehen. Gründe zum Feiern gibt es im HPZ genug, denn in der Ausbildung und Betreuung von Kindern und Jugendlich­en mit Behinderun­g ist die Einrichtun­g aus dem Landkreis nicht mehr wegzudenke­n.

„Wir verstehen uns als Dienstleis­ter für Kinder und Eltern“, erklärt Matthias Düffert, Schulleite­r der Lindenhofs­chule und verantwort­lich für rund 180 Schüler. Doch die Schule ist längst nicht das einzige Standbein des Zentrums.

Begonnen hat die Geschichte des HPZ genau genommen schon 1977 – mit den ersten Planungen einer Schule für Kinder mit geistiger Behinderun­g. Zunächst in Pfaffenhof­en untergebra­cht, zog diese Einrichtun­g 1987 in ein eigens gebautes Gebäude um: am heutigen Standort in der Holsteiner Straße in Senden. Sogar länger als die Schule existiert die Frühförder­ung, die im Sendener St.Jodok-Weg schon Kleinkinde­r betreut und ebenfalls unter dem Dach des HPZ arbeitet. Für Kinder kann der integrativ­e Kindergart­en „Lindennest“oder der Besuch der schulvorbe­reitenden Einrichtun­g der

nächste Entwicklun­gsschritt sein. Nachmittag­s werden Kinder und Jugendlich­e ebenfalls fachkundig betreut und gefördert: In der heilpäda-

Tagesstätt­e. Mittlerwei­le gehören außerdem Tagesstätt­e und Frühförder­ung in Limbach bei Günzburg dazu.

Was sich in den Jahren seit der Gründung in Sachen Betreuung getan hat? Da fällt Düffert eine ganze Liste ein. Zum Beispiel haben hilfreiche Prinzipien Einzug gehalten, an die in den 80er-Jahren noch niemand dachte: So gibt es im HPZ heute ein „Konzept für unterstütz­te Kommunikat­ion“. Das ermöglicht es, sich mit Kindern, die sich nicht sprachlich ausdrücken können, zu verständig­en. Über Gesten und Gebärden etwa, oder mithilfe von bestimmten Medien. „Da beziehen wir auch die Eltern mit ein – für die Kinder ist das eine riesige Erleichter­ung“, sagt Patricia Minhöfer, stellvertr­etende Leiterin der heilpädago­gischen Tagesstätt­e.

Zu den großen Veränderun­gen gehört, dass die Anzahl der betreuten Kinder stark gewachsen ist. Gebaut wurde das Haus für 120 Kinder, heute gehen täglich mehr als 200 ein und aus. Ein Containerb­au sollte vorübergeh­end Abhilfe schaffen. Mittlerwei­le wird er, liebevoll eingericht­et, bereits im 13. Jahr genutzt.

Ein Grund für den gestiegene­n Bedarf sei der Bevölkerun­gszuwachs in der Region, sagt Düffert. Doch auch die bessere Diagnostik sei sicherlich ein wichtiger Faktor. Denn nach wie vor hat die Lindenhofs­chule ihren Förderschw­erpunkt in der geistigen Entwicklun­g von Kindern und Jugogische­n gendlichen, die hier in kleinen Gruppen und gemäß ihrer individuel­len Möglichkei­ten lernen. Dass die Nachfrage nach Plätzen groß ist, nimmt Düffert auch als Kompliment: „Es bestätigt, dass wir die Kinder angemessen fördern.“

Doch auch beim Besuch von Regelschul­en unterstütz­t das HPZ die Kinder: mit dem medizinisc­h-sozialen Dienst. Fachleute begleiten einzelne Schüler mit Förderbeda­rf, die allgemeinb­ildende Schulen besuchen – meist zwei Stunden pro Woche und Kind. „Das ist ein aktiver Beitrag zur Inklusion“, erklärt der Schulleite­r.

Auf längere Sicht muss die Institutio­n erweitert werden, da sind sich die Verantwort­lichen einig. Der Kindergart­en erlebt seit zwei Jahren einen regelrecht­en Boom, und bei den Erstklässl­ern wurden 2016 erstmals vier Klassen gebildet, Therapierä­ume sind knapp, die Technik ist veraltet. Dann wäre da noch ein großer Wunsch, von dem Düffert berichtet: Eine Grundschul­e, die von Kindern mit und ohne Behinderun­g besucht wird, ähnlich wie der integrativ­e Kindergart­en. Mit der Idee hat er bei übergeordn­eten Institutio­nen angeklopft und sei auf Interesse gestoßen, berichtet der Schulleite­r. Ein solches Projekt wäre eine große Neuerung, denn solche Schulen sind in Bayern bisher rar.

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Foto: Angela Häusler Das macht Spaß: Kinder aus dem integrativ­en Kindergart­en „Lindennest“mit ihrem Betreuer Marcus Wiese.

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