Neu-Ulmer Zeitung

Logistik: Eine Branche unter Hochdruck

Gegen die Vorwürfe aus den Reihen der Gewerkscha­ften, dass systematis­ch Lohn- und Tarifstand­ards unterlaufe­n würden, wehrt sich nun ein zentraler Akteur

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Nach der massiven Kritik der Gewerkscha­ften Verdi und IG Metall an den Arbeitsbed­ingungen in der Logistikbr­anche, wehren sich nun Branchenve­rtreter: Dass der von den Gewerkscha­ften erweckte Eindruck, in der Transportu­nd Logistikbr­anche würden systematis­ch Lohn- und Tarifstand­ards unterlaufe­n, nicht aus der Auseinande­rsetzung um einen Tarifvertr­ag in einzelnen Unternehme­n abgeleitet werden könne, betont Ingrid Eibner, Geschäftsf­ührerin des Logistik-Cluster Schwaben (LCS). LCS ist ein Zusammensc­hluss von Firmen und Organisati­onen, der Unternehme­r, Hochschule­n, Kommunen, Wirtschaft­sförderer und weitere logistikna­he Akteure an einen Tisch bringen will um ihre Aktivitäte­n zu koordinier­en und zu bündeln.

Eibner verweist darauf, dass vor allem die Speditione­n und Transportd­ienstleist­er unter einem „enormen Kosten- und Konkurrenz­druck“stehen würden. Ausschlagg­ebend hierfür sei vornehmlic­h der internatio­nale Wettbewerb. Denn auch die Mindestloh­ngesetze in verschiede­nen europäisch­en Staaten hätten bislang nicht zu einer wirklichen Angleichun­g der Wettbewerb­sbedingung­en geführt. Der Lohnkosten­anteil sei in dieser Branche aber ein entscheide­nder Faktor den Kalkulatio­nen und damit für die Frage, ob ein Unternehme­n Aufträge gewinnen kann. Eibner: „Hier stehen, das müsste auch den Gewerkscha­ften bekannt sein, vor allem deutsche Unternehme­n unter besonderem Druck aus dem Ausland, insbesonde­re aus Osteuropa.“ Das heißt: Ein Fahrer aus Neu-Ulm oder Ulm etwa, sieht sich demnach in direkter Konkurrenz zu BerufsKoll­egen aus Bulgarien oder Polen.

Gerne brüsten sich die lokalen Logistik-Größen wie Honold aus Neu-Ulm oder Seifert aus Ulm mit immer wieder neuen Umsatzreko­rin den. Honold etwa erzielte wie berichtet im vergangene­n Jahr eine Umsatzstei­gerung von 229 Millionen auf 234 Millionen Euro und Seifert erwirtscha­ftete 2016 ein Umsatz-Plus von 18 Prozent, was 145 Millionen Euro bedeutet. Begehrlich­keiten bei Mitarbeite­rn sollten diese Zahlen allerdings nicht direkt wecken, wie Eibner betont: Denn Umsatzentw­icklungen sind freilich keine Gewinne und könnten deswegen nicht zur Grundlage von Forderunge­n nach höheren Löhnen in der Branche gemacht werden. Eibner: „Ausschlagg­ebend sind in dieser Branche aufgrund der geschilder­ten Umstände die nur sehr schmalen Renditen.“Unabhängig von der Frage der Tarifvertr­äge sei die Bezahlung der Mitarbeite­r dennoch nicht schlecht. Allein aufgrund der Arbeitsmar­ktsituatio­n in der Region müssten fast alle Transport- und Logistikun­ternehmen Löhne deutlich oberhalb des staatliche­n Mindestloh­ns zahlen, um überhaupt Fachkräfte finden zu können.

Zum Hintergrun­d der Diskussion: Die IG Metall rief jüngst zu einem Warnstreik bei Seifert Logistik in Ulm auf, weil der Arbeitgebe­r sich weigere, über einen Tarifvertr­ag zu verhandeln. Christian Velsink, zuständige­r Gewerkscha­ftssekretä­r warf der Firma Bereicheru­ng auf dem Rücken der Beschäftig­ten vor. Ein Verdi-Vertreter aus Augsburg unterstütz­te die Aussagen.

Wechsel in der Geschäftsf­ührung von Teva Deutschlan­d: Christoph Stoller übernimmt mit sofortiger Wirkung interimsmä­ßig die Position des General Managers Teva Deutschlan­d und Österreich. Der neue Geschäftsf­ührer kommt aus den eigenen Reihen. Christoph Stoller war zuletzt in der Zentrale in Amsterdam als Chief Operating Officer des europäisch­en Generikage­schäfts tätig. Deutschlan­d ist der größte Markt für Teva in Europa und der zweitgrößt­e aus globaler Sicht. Aufgrund dieser überragend­en Bedeutung des deutschen Marktes habe sich Teva entschloss­en, den Posten sofort neu zu besetzen, auch wenn der im Weltkonzer­n eigentlich übliche Prozess der Personalfi­ndung noch nicht abgeschlos­sen sei. Das heißt: Es kann sein, dass Stoller dauerhaft in Ulm bleibt, doch es muss nicht sein.

Zum Hintergrun­d: Nach knapp fünf Jahren wechselt der bisherige Chef Markus Leyck Dieken in eine globale Funktion und übernimmt die Leitung der Abteilung für das Therapiege­biet Zentrales Nervensyst­em. Stoller kam 2008 als General Manager für die Schweiz zu Teva, bevor er 2011 zur Europazent­rale wechselte, wo er verschiede­ne Führungspo­sitionen im Bereich Marketingu­nd Vertrieb übernahm. Er ist Schweizer Staatsbürg­er und Betriebswi­rt. (az/heo)

Ein herrenlose­r Koffer sorgte am Mittag für eine kurzzeitig­e Sperrung der Bahnhofsha­lle im Ulmer Hauptbahnh­of. Eine Streife der DBSicherhe­it stellte das Gepäckstüc­k gegen 13.20 Uhr fest, dessen Eigentümer sich nach mehreren Lautsprech­erdurchsag­en und Reisendenb­efragungen nicht meldete. Im Rahmen der Absperrmaß­nahmen wurde auch ein Teil eines angrenzend­en Ladengesch­äfts geräumt, bis gegen 15 Uhr nach Einsatz eines Sprengstof­fspürhunde­s der Bundespoli­zei Entwarnung gegeben werden konnte. Im Koffer befanden sich Bekleidung und Lebensmitt­el, sowie Hinweise auf den rechtmäßig­en Eigentümer aus dem Landkreis Oberallgäu. (az)

Erneut wurde jetzt in Ulm einer Frau die Tasche aus dem Fahrradkor­b gestohlen. Eine 54-Jährige fuhr am Dienstagab­end durch die Ulmer Weststadt. Die Handtasche lag ungesicher­t im Fahrradkor­b. Am Ziel angelangt bemerkte sie, dass die Handtasche fehlt. Samt Telefon, Schlüsselb­und sowie Geldbeutel mit Ausweisen und Barem.

Wie die Polizei mitteilt, wurden ihr seit Jahresbegi­nn zehn solcher Fälle allein aus Ulm gemeldet: In der Innenstadt, am Eselsberg, am Kuhberg und in Böfingen kamen auf dieselbe Weise Handtasche­n, Stoffbeute­l und Rucksäcke abhanden. In wenigen Fällen wurden die Taschen kurz darauf wieder gefunden. Jedoch ohne Geld, Scheckkart­en oder Telefonen. Nur in einem Fall hatte eine Zeugin die Tat beobachtet. Hier flüchtete der Täter ohne Beute. In anderen Fällen erinnerten sich die 45 bis 78 Jahre alten Frauen an Männer, die ihnen unterwegs mit Fahrrädern gefolgt waren. (az)

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Symbolfoto: Julian Stratensch­ulte/dpa Dem Transport per Laster kommt in der Logistikbr­anche eine zentrale Rolle zu. Die europaweit­e Konkurrenz ist groß.
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Christoph Stoller

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