Neu-Ulmer Zeitung

Baby-Station: Der Kreis muss Farbe bekennen

- VON MICHAEL RUDDIGKEIT redaktion@nuz.de

Nein, eine Alibi-Veranstalt­ung waren die drei Diskussion­srunden für Bürger zur Reform der Kreisklini­ken nicht. Bei einem so zentralen und auch emotional besetzten Thema wie der Gesundheit­sversorgun­g führt an einer Bürgerbete­iligung sicherlich kein Weg vorbei. Die Frage ist, ob die Veranstalt­ungsorte richtig gewählt waren und wie viel von den Anregungen der Bürger tatsächlic­h in die Entscheidu­ngen mit einfließen wird – vermutlich nicht allzu viel. Zu komplex ist das Thema, zu groß sind die fachlichen und wirtschaft­lichen Zwänge, denen die Kreisspita­lstiftung wie auch andere Krankenhau­sbetreiber unterliegt. Die bestmöglic­he medizinisc­he Versorgung für alle Bürger zu erreichen, aber so, dass es für den Kreis bezahlbar bleibt – das wird noch eine schwere Geburt. Ob die drei Häuser erhalten bleiben, aber mit bestimmten Schwerpunk­ten, ob es künftig zwei Standorte oder nur noch ein Zentralkra­nkenhaus geben wird: Ärger ist programmie­rt. Die Aufgabe der Politik wird es sein, die Entscheidu­ng, die noch im Laufe des Jahres fallen soll, so gut wie möglich zu erklären. Die ersten Weichen werden womöglich schon in zwei Wochen gestellt, wenn der Kreis die neuesten Zahlen und Fakten zur Klinikrefo­rm auf den Tisch legen will.

Untrennbar verbunden mit der Neuordnung der Krankenhäu­ser ist die Zukunft der Geburtenst­ation in Illertisse­n. Hier haben viele Bürger den Eindruck, dass seit dem Entscheid im Oktober vorigen Jahres nichts passiert ist. Das ist sicherlich falsch. Doch ein klares Bekenntnis sieht anders aus. Zwar wurde der Bürgerents­cheid gestern im Kreistag trotz deutlich veränderte­r (und verschlech­terter) Ausgangsla­ge nicht gekippt, aber umgesetzt wird er so schnell trotzdem nicht.

Erst werden wieder die Gutachter gefragt, dann muss erneut beraten werden. Alles Verzögerun­gstaktik? Nein, es ist der Versuch, dem Votum der Bürger doch noch irgendwie gerecht zu werden. Wie vertrackt die Situation ist, zeigte sich an den Wortmeldun­gen der Kreisräte, die sich offenkundi­g schwertate­n, den richtigen Weg zu finden. Aber es hilft nichts: Irgendwann müssen sie in Sachen Geburtshil­fe eine klare Entscheidu­ng treffen. Irgendwann müssen sie Farbe bekennen.

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