Neu-Ulmer Zeitung

Die „Putte“ist bereit zum Abheben

Ein schwebende­s Zelt von Malte Bartsch gibt einen Vorgeschma­ck auf kommende Projekte in dem Ausstellun­gsraum am Augsburger Tor

- VON MARCUS GOLLING

Solche Probleme hatten Bildhauer früher nicht. „Es fliegt nicht“, ärgert sich der Künstler Malte Bartsch über seine Arbeit „Zelt“. Die ist genau das, wie es heißt: ein ganz normales CampingZel­t, allerdings auf den Kopf gestellt und gefüllt mit Helium, sodass es nach oben schwebt. Oder eher: schweben sollte. Nur in der „Putte“, dem neuen Ausstellun­gsraum in der Neu-Ulmer Brückenstr­aße, nur wenige Meter vom Augsburger­Tor-Platz entfernt, will es einfach nicht abheben. Ist es zu schwer? Oder ist es die Hitze in dem Raum, die das Zelt am Boden hält? Ein paar Minuten später schwebt es dann doch, vielleicht nicht ganz so hoch wie gedacht. Und mit ihm beginnt auch der Jungfernfl­ug der „Putte“.

Der Projektrau­m für aktuelle Kunst, um dessen Betrieb sich ein eigens gegründete­r Verein kümmert, ist der einzige kommunal betriebene „Offspace“in weitem Umkreis. Darunter versteht man Ausstellun­gsplätze für (zumeist junge und noch nicht etablierte) Kunst abseits der gängigen Institutio­nen wie Museen, häufig als Zwischennu­tzung in leer stehenden Gebäuden. Der Anstoß für die „Putte“, die ihren Namen von einem auffällige­n Engel über dem Eingang hat, kam von den Machern der ebenfalls ehrenamtli­chen Ulmer Griesbadga­lerie, die mit dem „Café Beirut“im vergangene­n Jahr ein sehr erfolgreic­hes temporäres Ausstellun­gsprojekt organisier­ten. Kuratorin der „Putte“ist für zunächst zwei Jahre die aus Wiblingen stammende Künstlerin Janina Schmid, 34, derzeit zusammen mit ihrem Mann Frederik Kochbeck, 38, Stipendiat­in der Ulmer Kunststift­ung Pro Arte. Kochbeck fungiert als Vorsitzend­er des Vereins.

Der Schwerpunk­t der „Putte“soll auf Bildhauere­i liegen – schließlic­h war Neu-Ulms größter Sohn, Edwin Scharff (1887-1955), selbst ein bedeutende­r Vertreter dieser Zunft. Mit dessen Bronzeplas­tiken und Steinskulp­turen hat die Arbeit von Künstlern wie Malte Bartsch auf den ersten Blick wenig zu tun. Da ist er trotzdem, wie der gebürtige Braunschwe­iger erklärt: „Der Zugang geht oft über die Materialie­n.“Heute freilich, so ergänzt er, sei auch die Idee ein Material. Bartsch, der in Berlin bei Manfred Pernice und Olafur Eliasson studierte, sieht seine Arbeiten als Experiment­e. Manchmal physikalis­ch, wie beim heliumgefü­llten Zelt, immer sozial. Ihm gehe es um die Frage: „Wie wollen wir leben?“. Dafür kann auch das „abgehobene“Zelt Denkanstöß­e liefern.

Es ist aber nur ein Vorgeschma­ck. Denn Bartsch wird das Wochenende nutzen, um die Umgebung des Kunstraums zu erkunden. Denn er wird voraussich­tlich Ende des Jahres zurückkehr­en, für eine komplette Ausstellun­g in der „Putte“– und einen künstleris­chen Eingriff im öffentlich­en Raum. Die Ideen dafür sucht er vor Ort in Neu-Ulm. Bartschs Strategie: „Einfach drauf losgehen. Es ist wichtig, ins Ge- spräch zu kommen, vielleicht auch mal eine Pizza mit den Leuten zu essen.“Bevor Bartsch die künstleris­chen Ergebnisse seiner Recherchen präsentier­t, zeigt aber der 1982 geborene Heiko Wommelsdor­f die erste reguläre Ausstellun­g in der „Putte“. Die Eröffnung ist für den Spätsommer geplant.

Bis dahin herrscht aber keineswegs Stillstand in dem Offspace, wie Kuratorin Schmid betont: „Wir müssen vieles organisier­en, renovieren, uns eine Struktur geben und richtig mit der Planung anfangen.“Der Jungfernfl­ug ist geglückt: Bei der Vorab-Vernissage mit Malte Bartsch gab es viele gute Gespräche – über Kunst, aber nicht nur. O

Die „Putte“hat heute, Samstag, von 14 bis 18 Uhr geöffnet.

Heute gibt es eine Neuauflage der Rad-Touren-Fahrt Rottal Classic (Start 10 Uhr im Vöhringer Sportpark). Es geht im Illertal hoch bis nach Tannheim und Rot an der Rot, zurück über Schwendi und Orsenhause­n. Bei Bolanden ist eine Verpflegun­gsstelle, die zweimal angefahren wird. Insgesamt warten auf die Teilnehmer 120 Kilometer. Eine kürzere Strecke führt über 80 Kilometer. Angepeilt wird eine Durchschni­ttsgeschwi­ndigkeit von 27 Kilometern pro Stunde. Das Fahren in der Gruppe sollte beherrscht werden. E-Bikes sind nicht zugelassen, Rennrad-Oldtimer dagegen erwünscht. Alle Teilnehmer mit einem Retro-Rad erhalten ein Präsent. Helmpflich­t gilt für alle. Die Startgebüh­r beträgt acht Euro, für Wertungska­rtenfahrer sechs Euro. Anmeldung vor dem Start. (skat)

Es bleibt so: Fußball hat die meisten Zuschauer, in Deutschlan­d auf jeden Fall. In einer Rangliste nehmen 33 Fußballklu­bs die ersten Plätze ein. An eins liegt Borussia Dortmund mit durchschni­ttlich stolzen 79 712 Besuchern, gefolgt von Bayern München (75000) und Schalke 04 (60703). Selbst die oft jämmerlich­en Auftritte des Hamburger SV (Rang vier) wollten im Schnitt 52 341 Leute sehen. Zweitliga-Absteiger Karlsruher SC (Nummer 33) hatte jeweils 13 855 Gäste. Erster Nicht-Fußballklu­b sind die Kölner Haie (Eishockey/12 662). Ratiopharm Ulm liegt als drittbeste­s Basketball­team – Berlin und Bamberg führen – mit 6200 Zuschauern auf Rang 56, aber mit 100-prozentige­r Auslastung der Hallenkapa­zität. Das hat sonst nur Bayern München (Fußball) geschafft. (kü)

Der Neu-Ulmer Trainer Daniel Koch wäre mächtig froh, wenn seinen Spartans nach dem für sie bisher unbefriedi­genden Saisonverl­auf in der Football-Regionalli­ga Süd jetzt die Wende gelingen würde. Nun treten die Spartans morgen um 15 Uhr bei Zweitliga-Absteiger München Rangers an, die unmittelba­r vor den Neu-Ulmern mit 6:6 Punkten auf dem drittletzt­en Platz rangieren, aber zuletzt mit einem klaren 41:29-Sieg beim Tabellenzw­eiten Landsberg X-Press aufhorchen ließen. Sollte das Team von Daniel Koch (4:8) an der Isar gewinnen, würde es mit den Rangers gleichzieh­en. Aber die Neu-Ulmer haben weiterhin einige Verletzte und eine große Last liegt auf ErsatzQuar­terback Matthias Glaser, der aus Limburg hierher kam und früher ruderte. (az)

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Foto: Alexander Kaya Endlich: Das Zelt schwebt. „Putte“Kuratorin Janina Schmid (rechts) und Vereinsvor sitzender Frederik Kochbeck mit einer Arbeit von Malte Bartsch.

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