Anklage wegen Majestätsbeleidigung
Ein „Homme de Lettres“, ein Mann des Wortes also, war Eisner als Journalist und Publizist ohne Frage. Das machte es allerdings schwierig, haptische Ausstellungsstücke zu finden. Am Ende entschieden sich Scherf und Gerstenberg dafür, eine, wie Scherf es nennt, „an die Wand gebrachte politische Biografie“auszustellen.
Geboren wird Eisner als Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie am 14. Mai 1867 in Berlin. Weil das Geld der Familie ausgeht, muss der junge Mann sein Studium der Philosophie und Geschichts- und Literaturwissenschaft abbrechen. Der Journalismus wird sein Notnagel. Er arbeitet bei verschiedenen linken Zeitungen und macht sich als Kritiker Kaiser Wilhelms II. einen Namen. Das bringt ihm eine Anklage wegen Majestätsbeleidigung ein, 1898 muss Eisner ins Gefängnis.
Dort wendet er sich der Sozialdemokratie zu und wird nach seiner neunmonatigen Haftzeit Redakteur beim Vorwärts, dem Zentralorgan der SPD. Das geht eine Zeit lang gut, ehe er sich 1905 mit den Ansichten der SPD in Berlin überwirft. 1910 geht er nach München, wo er 1917 die SPD verlässt und Mitglied der neu gegründeten Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) wird. Als Gegner des Ersten Weltkriegs schafft es Eisner im Frühjahr 1918, junge Arbeiter um sich zu scharen. Viele von ihnen sind ehemalige Sol- die genug haben vom Krieg. Es kommt zum Januarstreik der Münchner Rüstungsbetriebe, der letztlich in der Novemberrevolution gipfelt und das Ende der Wittelsbacher Dynastie einläutet. Das macht Eisner zur Zielscheibe von Konservativen und Rechtsradikalen und gipfelt in seiner Ermordung 1919.
Die Ausstellung im Münchner Stadtmuseum widmet sich auch der Räterepublik, die nach Eisners Tod gegründet wurde und für deren Folgen er mitverantwortlich gemacht wird – auch die bayerische Staatsregierung hielt sich lange daran. „Obwohl er da schon tot war“, betont Scherf. Um die Räterepublik entwickelte sich ein erbitterter Streit, in dessen Folge es bis zur Zerschla- gung der Republik am 3. Mai 1919 über 600 Tote gab.
Die bayerische Regierung tat sich lange schwer im Umgang mit Eisner. Das Denkmal in der KardinalFaulhaber-Straße wurde erst 1989 gestiftet, 70 Jahre nach seiner Ermordung und nach einer hitzigen öffentlichen Diskussion. Außerdem findet sich von ihm als einzigem bayerischen Ministerpräsidenten kein Bild in der Staatskanzlei. Und auch in der Schule komme Eisner nur vor, „wenn der Lehrer noch etwas Zeit hat“, sagt Ingrid Scherf. Das liege an seiner Rolle während der Novemberrevolution und dem negativen Bild von ihm, das anschließend verbreitet wurde.
Doch die bayerische Staatsregiedaten, rung scheint eine Kehrtwende im Umgang mit Kurt Eisner gemacht zu haben. Äußerst positiv sehe die CSU nun das Schaffen Eisners, teilte sie auf eine Anfrage des SPD-Fraktionsvorsitzenden Markus Rinderspacher mit.
Im nächsten Jahr jährt sich die Revolution zum hundertsten Mal. Deshalb sei zum 8. November 2018 ein Staatsakt und eine Ausstellung im Museum der Bayerischen Geschichte geplant. O
Die Schau „Revolutionär und Ministerpräsident Kurt Eisner 1867–1919“im Münchner Stadtmuseum ist noch bis zum 8. Oktober geöffnet. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr.
Der Anbau-West am Augsburger Klinikum ist das größte laufende Bauvorhaben an einem bayerischen Krankenhaus. Fast 100 Millionen Euro an Fördermitteln vom Freistaat sind dafür vorgesehen, den Rest, etwa zehn Millionen, tragen Stadt und Landkreis Augsburg. Gestern wurde Richtfest gefeiert. „Mit unseren Bauinvestitionen machen wir das Klinikum Augsburg fit für die kommenden universitären Aufgaben“, sagte Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml. Schon im Herbst 2019 werden die ersten Studenten ihre Medizin-Ausbildung an der Uni-Klinik beginnen.
Die Ministerin unterstrich: „Die Erweiterung sorgt vor allem für einen enormen medizinischen Fortschritt im Klinikum Augsburg und bringt wichtige Bereiche wie Intensivpflege, die Labordiagnostik oder die Pathologie entscheidend voran.“Bis Oktober 2020 soll der gigantische Anbau, der die Größe eines Kreiskrankenhauses hat, fertiggestellt sein.
Aus Patientensicht spielt vor allem eine Rolle, dass das Gebäude mehr Platz für Intensivbetten bieten wird. Momentan hat das Krankenhaus das Problem, dass die bestehenden Betten nicht reichen.
Insgesamt fließen in die Generalsanierung des Klinikums um die 300 Millionen Euro. (AZ)