Überholverbot? Nein, danke!
Autobahnbaustellen gehören zu den nervenaufreibendsten Dingen, die Berufspendlern widerfahren können. Aktuelles Beispiel: Die A 7 zwischen dem Dreieck Hittistetten und Vöhringen, wo sich Kolonnen von Autos und Lastwagen auf zwei Spuren über die enge Fahrbahn zwängen. Das allein ist nervig genug. Doch so richtig übel wird es dort, wenn Verkehrsteilnehmer das Überholverbot als unnütze Maßnahme ansehen! Vor allem Fahrer schnittiger Sportwagen und ausladender Geländewagen scheinen zu dieser Spezies zu gehören. Eine Beobachtung.
Der BMW X3-Fahrer zieht rüber auf die linke Spur und prescht los, frei nach dem Motto: Der Platz müsste doch eigentlich locker reichen. Tut er auch. Zumindest bis der Wagen einen breiten 40-Tonner, beladen mit rund 20 Kleinwagen, erreicht. Der BMW-Fahrer bremst, fährt auf, startet den ersten Überholversuch. Könnte wohl doch eng werden: Der BMW fällt etwas zurück. Der Fahrer scheint zu überlegen. Nein, die Fahrbahn ist sicher breit genug. Versuch Nummer zwei. Ebenfalls gescheitert. Wieder hat sich der Mann am Steuer wohl von dem mächtigen Gefährt einschüchtern lassen. Hinter dem BMW bildet sich eine Schlange. Weitere Adrenalinjunkies warten darauf, ihr Können unter Beweis zu stellen. Für die anderen Platz machen und auf die rechte Spur wechseln? Kneifen? Auf keinen Fall. Denkt sich der BMW-Fahrer. Augen zu und durch. Und tatsächlich. Was auf den ersten Blick wie eine physikalische Unmöglichkeit aussieht, klappt dieses Mal tatsächlich. Wie durch ein Wunder bleibt der BMW unversehrt. Keine 200 Meter weiter wartet allerdings schon der nächste Sattelzug. Ob es noch mal gut ausgeht?
Übrigens: Die tägliche Beobachtung zeigt, dass es doch einige Regelfanatiker gibt, die sich tatsächlich an das Verbot halten. Und: Die durchschnittliche Zeitersparnis für die Überholer beträgt nach journalistischer Milchmädchenrechnung allerhöchstens zwischen zehn und 20 Sekunden. Nichts im Gegensatz zum Zeitverlust bei einem auf diese Weise provozierten Unfall. Von schlimmeren Folgen ganz zu schweigen.