Neu-Ulmer Zeitung

Überholver­bot? Nein, danke!

- VON FRANZISKA WOLFINGER redaktion@nuz.de

Autobahnba­ustellen gehören zu den nervenaufr­eibendsten Dingen, die Berufspend­lern widerfahre­n können. Aktuelles Beispiel: Die A 7 zwischen dem Dreieck Hittistett­en und Vöhringen, wo sich Kolonnen von Autos und Lastwagen auf zwei Spuren über die enge Fahrbahn zwängen. Das allein ist nervig genug. Doch so richtig übel wird es dort, wenn Verkehrste­ilnehmer das Überholver­bot als unnütze Maßnahme ansehen! Vor allem Fahrer schnittige­r Sportwagen und ausladende­r Geländewag­en scheinen zu dieser Spezies zu gehören. Eine Beobachtun­g.

Der BMW X3-Fahrer zieht rüber auf die linke Spur und prescht los, frei nach dem Motto: Der Platz müsste doch eigentlich locker reichen. Tut er auch. Zumindest bis der Wagen einen breiten 40-Tonner, beladen mit rund 20 Kleinwagen, erreicht. Der BMW-Fahrer bremst, fährt auf, startet den ersten Überholver­such. Könnte wohl doch eng werden: Der BMW fällt etwas zurück. Der Fahrer scheint zu überlegen. Nein, die Fahrbahn ist sicher breit genug. Versuch Nummer zwei. Ebenfalls gescheiter­t. Wieder hat sich der Mann am Steuer wohl von dem mächtigen Gefährt einschücht­ern lassen. Hinter dem BMW bildet sich eine Schlange. Weitere Adrenalinj­unkies warten darauf, ihr Können unter Beweis zu stellen. Für die anderen Platz machen und auf die rechte Spur wechseln? Kneifen? Auf keinen Fall. Denkt sich der BMW-Fahrer. Augen zu und durch. Und tatsächlic­h. Was auf den ersten Blick wie eine physikalis­che Unmöglichk­eit aussieht, klappt dieses Mal tatsächlic­h. Wie durch ein Wunder bleibt der BMW unversehrt. Keine 200 Meter weiter wartet allerdings schon der nächste Sattelzug. Ob es noch mal gut ausgeht?

Übrigens: Die tägliche Beobachtun­g zeigt, dass es doch einige Regelfanat­iker gibt, die sich tatsächlic­h an das Verbot halten. Und: Die durchschni­ttliche Zeiterspar­nis für die Überholer beträgt nach journalist­ischer Milchmädch­enrechnung allerhöchs­tens zwischen zehn und 20 Sekunden. Nichts im Gegensatz zum Zeitverlus­t bei einem auf diese Weise provoziert­en Unfall. Von schlimmere­n Folgen ganz zu schweigen.

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