Vom Aussterben bedrohte Disziplinen
Der Ulmer Trainer Christopher Hallmann erklärt die Idee, den Zehnkampf zu einem Achtkampf einzudampfen und er begründet die Notwendigkeit von Veränderungen
Paul Meier hat eine Reform-Diskussion in Gang gebracht mit seinem Vorschlag, den Zehnkampf zu einem Achtkampf einzudampfen. Wie stehen Sie als Ulmer Trainer zu dieser Idee des Präsidenten des deutschen Zehnkampf-Teams, Herr Hallmann?
Zunächst bin ich als Ulmer Trainer natürlich Teil des deutschen Zehnkampf-Teams und Paul Meier hat für das gesamte Team gesprochen. Ich freue mich sehr darüber, dass diese Diskussion in Gang kommt und ich würde mich über Ergebnisse freuen. In anderen Sportarten gab es Reformen. Ich denke an Skispringen, Langlauf oder Triathlon. Bei uns Zehnkämpfern hat sich an den Disziplinen und deren Reihenfolge seit den Olympischen Spielen 1912 in Stockholm nichts getan. Man muss über Veränderungen reden, bevor ein Schiff untergeht.
Warum könnte das Zehnkampf-Schiff untergehen?
Ein Zehnkämpfer verbringt seine Zeit zu 90 Prozent mit Training und nur zu zehn Prozent mit Wettkämpfen. Wie soll ich das einem 14-Jährigen schmackhaft machen, der ja auch eine andere Sportart betreiben kann, in der er an jedem Wochenende spielen darf? Wie soll ich ihn davon überzeugen, dass er dafür seine Freizeit opfert oder später sein Studium streckt? Das ist sehr schwierig und deswegen fehlen uns irgendwann die Athleten. Die Sponsoren und die Zuschauer machen sich sowieso rar. Ein Zehnkampf geht über zwei Tage und für einen Laien ist nur schwer verständlich, worum es genau geht. Bringt ein Meter beim Kugelstoßen mehr Punkte oder ein Meter beim Speerwurf? Zählt ein Zehntel über die Hürden mehr oder über die 100 Meter?
Was wäre mit der Streichung von zwei Disziplinen gewonnen?
Ein Achtkampf ist nur eine von mehreren Möglichkeiten, über die wir intern gesprochen haben. Hintergrund ist der Wunsch des Weltverbands, dass die Frauen ebenso viele Disziplinen absolvieren wie die Männer. Aber die Frauen tun sich erfahrungsgemäß beim Stabhochsprung und mit dem Diskus schwer. Bevor wir ihnen das zumuten, verzichten wir also lieber auch bei den Männern auf diese Dis- ziplinen und bestreiten jeweils einen Achtkampf. Wie stehen Ihre Athleten zu diesen Ideen?
In einzelnen Fällen könnte Überzeugungsarbeit nötig sein. Ein guter Stabhochspringer würde sich sicher über die Streichung seiner Lieblingsdisziplin ärgern. Aber die Sache ist ja auch noch nicht beschlossen. Da müssen sich mal ein paar kluge Köpfe ein paar Tage zusammensetzen, dann muss das alles auch durch die internationalen Gremien und eine Umsetzung ist frühestens bei den Olympischen Spielen 2024 vorstellbar. Die wird dann etwa Arthur Abele vor dem Fernseher verfolgen. Interview: Pit Meier Beim Turnier um den Großen Preis von Baden-Württemberg in Baienfurt holte Kevin Schweter in der Gewichtsklasse bis 74 Kilogramm als Dritter im Freistil eine Medaille für den KSV Unterelchingen. Sein Bruder Erik Schweter wurde Vierter der Klasse bis 65 Kilogramm, Greco-Ringer Maximilian Besser belegte in der Klasse bis 80 Kilogramm Rang sieben. Das Turnier war mit rund 130 Ringern unter anderem aus Italien, der Schweiz, Österreich und Afghanistan gut besetzt. Beim Nachwuchsturnier in Baienfurt gab es für die Elchinger Mick Junginger, Hans Häckel und David Braun in ihren Gewichtsund Altersklassen einen ersten, zweiten und dritten Platz. (az)