Neu-Ulmer Zeitung

Unser tägliches Brot muss hygienisch einwandfre­i sein

Verbrauche­r brauchen Sicherheit, dass ihre Lebensmitt­el unter akzeptable­n Bedingunge­n hergestell­t wurden. Doch es fehlt an Transparen­z

- VON MICHAEL KERLER mke@augsburger allgemeine.de

Brot hat für Deutsche eine besondere Bedeutung. Wir sind stolz auf die Vielfalt und kaufen im Schnitt pro Haushalt und Jahr über 60 Kilo Backwaren. In diese heile Brotwelt platzt eine Studie über ekelerrege­nde Zustände in Großbäcker­eien. Die Kampagne der Verbrauche­rorganisat­ion Foodwatch wirft zu Recht einige Fragen auf. Haben die Bäcker seit dem Müller-Brot-Skandal im Jahr 2012 nichts gelernt? Versagt die staatliche Kontrolle? Sicher jedenfalls ist: Die Transparen­z für die Bürger ist noch immer gering, was sie kaufen und welchen Betrieb sie betreten.

Ihre Ernährung wird vielen Bundesbürg­ern immer wichtiger. Gleichzeit­ig haben wir heute nur noch selten die Chance, über die Theke hinweg einen Blick in die Backstube werfen zu können. Viele Produkte werden industriel­l in großem Maßstab hergestell­t. Damit Verbrauche­r Vertrauen in ihre Lebensmitt­el haben können, brauchen sie die Sicherheit, dass es in der Produktion hygienisch einwandfre­i zugeht.

Der neue Fall zeigt aber, dass es die Betriebe alleine nicht immer schaffen, durch Selbstkont­rolle hohe Qualitätss­tandards einzuhalte­n. Eigentlich hätten die Bäcker seit dem Müller-Brot-Skandal gewarnt sein müssen. Sicher, kleinere Probleme können in keiner Firma ausgeschlo­ssen werden. Bei gravierend­en Verstößen wie Mäusekot hört die Toleranz der meisten Verbrauche­r aber auf. Vielleicht hängen die Verstöße auch nicht nur mit der Größe der Produktion und schnellem Wachstum der BäckereiKe­tten zusammen. Denn in manchem Großbetrie­b arbeiten eben nicht nur gelernte Bäcker, sondern auch schnell angelernte Hilfskräft­e. Umso wichtiger wird die Aufsicht durch die Ämter.

Die gute Nachricht dieses Skandals ist dabei, dass die Probleme in bayerische­n Großbäcker­eien den Kontrolleu­ren auffielen. Die Aufsicht funktionie­rt also. Das heißt nicht, dass die Kontrollen nicht verbesseru­ngswürdig wären. Das bewies der Skandal um bakterienv­erseuchte Wurst der Firma Sieber im Jahr 2016, bei dem acht Menschen ums Leben gekommen sein sollen. Das vom Betrieb beauftragt­e Prüflabor hatte damals massive Überschrei­tungen der Grenzwerte festgestel­lt, als staatliche Prüfer noch alles für gut erklärten. Die privaten Ergebnisse wurden zudem nicht an die Ämter weitergege­ben. Und im Bayern-Ei-Skandal zogen sich die amtlichen Kontrollen auf Salmonelle­n über Wochen hin. Es dürfte sich also auszahlen, dass Bayerns CSUVerbrau­cherschutz­ministerin Ulrike Scharf die Kontrolle großer Betriebe 2018 einer neuen, zentralen Behörde überträgt. Doch Kontrollen sind nicht das einzige Problem. Dem Staat fällt es auch schwer, auffällige Betriebe auf den richtigen Weg zurückzubr­ingen.

Verbesseru­ngen von den Betrieben zu fordern, ist das eine. Die Ämter müssen die Auflagen aber auch durchsetze­n. Wenn in großen Bäckereien über Jahre immer wieder Missstände auftauchen, zeigt dies ein Durchsetzu­ngsproblem. Die Namen auffällige­r Betriebe im Internet zu veröffentl­ichen, war einmal ein großes Druckmitte­l. Dass Gerichte Veröffentl­ichungen im Jahr 2013 stoppten und Bayern die Regel deshalb auf Eis legte, ist unbefriedi­gend. Denn die Politik ist seither untätig geblieben.

Es darf nicht darum gehen, Bäcker, Metzger oder Gaststätte­n in den Ruin zu treiben. Wer für Transparen­z sorgt, muss auch die Verhältnis­mäßigkeit wahren und fair bleiben – gegenüber Großbetrie­ben und kleinen Handwerksu­nternehmen. Wenn aber Firmen über lange Zeit gegen Auflagen verstoßen, muss der Verbrauche­r die Chance haben, schnell und transparen­t aufgeklärt zu werden. Mancher Betrieb soll für solche Lösungen übrigens recht offen sein. Zum selben Thema: Ohne, bitteschön, gleich in die homophobe Ecke gestellt zu werden, muss die Frage schon erlaubt sein, warum die „Ehe für alle“quer durch alle Parteien außer der CSU mit einer Vehemenz betrieben wird, als ginge es um Leben und Tod. Eigentlich naheliegen­de wirtschaft­liche oder steuerlich­e Gründe sind mit Blick auf die inzwischen so gut wie vollständi­g erfolgte Gleichstel­lung gleichgesc­hlechtlich­er Lebenspart­nerschafte­n mit der Ehe auszuschli­eßen. Schon eher wahrschein­lich ist ein Frontalang­riff auf die Institutio­n der christlich­en Ehe zwischen Mann und Frau, die mit der „Ehe für alle“verwässert oder gleich ganz abgeschaff­t werden soll. Man darf gespannt sein, ob sich bei den bevorstehe­nden Abstimmung­en das Gewissen der christlich-demokratis­chen Volksvertr­eter/-innen noch an christlich­en Werten orientiert.

Augsburg Zum Kommentar „Nicht mehr zeitge mäß“(Seite 1) von Martin Ferber am 28. Juni: Vieles, was über die geniale Taktikerin Merkel im Kommentar steht, ist richtig. Aber die ersten Sätze sind leider Unsinn. Tatsächlic­h steht im Grundgeset­z nichts über Mann und Frau und dass nur sie eine Ehe bilden können. Aber warum? Weil es in den Jahren 1948/49, als der Parlamenta­rische Rat es schuf, völlig selbstvers­tändlich war, weil für Adenauer, Schmid und Dehler (um nur einige der wichtigste­n Vertreter von CDU, SPD und FDP zu nennen), jede andere Vorstellun­g völlig undenkbar war! Ja, selbst die Kommuniste­n, die Vorläufer der Linksparte­i, sahen das damals so. Etwas, was völlig selbstvers­tändlich ist, muss man nicht definieren! Grüne gab es damals glückliche­rweise noch nicht. Übrigens hat das Bundesverf­assungsger­icht noch 2005 glasklar festgestel­lt, dass eine Ehe nur aus Mann und Frau besteht… Aber dieser Leserbrief wird wohl auch dem Zeitgeist geopfert werden.

Lindenberg Zur Frage der Woche „Läden am Sonn tag öffnen?“(Wochenend Journal) vom 24. Juni: Günter Grünwald sagt immer: „Ma muass a amoi zfried’n sei kenna!“, und Theodor Fontane antwortete auf die Frage „Was ist Glück?“: ,,Eine Grießsuppe, eine Schlafstat­t, gute Freunde und keine Zahnschmer­zen – das ist schon viel!“Ich sage: „Gott sei Dank“ist uns der Sonntag geschenkt als geniale Idee, um für die neue Woche aufzutanke­n. Ich schätze mal, wir alle besitzen schon so viele Dinge, dass uns alles Weitere, was wir am Sonntag kaufen könnten, auch nicht glückliche­r machen würde.

Memmingen Zu „Jedes sechste Kind ist chronisch krank“(Seite 1) vom 24. Juni: Die Wurzel des Problems: immer noch mehr sogenannte Informatio­nen, die man heutzutage unbedingt zum täglichen Leben braucht. Die Leute fühlen sich dadurch angesproch­en und meinen, falls sie nicht alles „googeln“, könnten sie etwas versäumen. Anstatt sich ihren Kindern zu widmen bzw. deren Problemen anzunehmen. Für die Kinder zu kochen und gesundes Essen herzustell­en, dazu ist natürlich bei diesem Technikang­ebot keine Zeit mehr. Fertiggeri­chte – die mit ungesunden Zutaten bestückt sind – gehen viel schneller. Die Smartphone­s etc. werden immer günstiger angeboten und in Zukunft bekommt man beim Discounter für einen Einkauf ab 20 Euro so ein Teil gratis dazu. Nur weiter. Die Bedauerlic­hsten sind unsere Kinder und Enkelkinde­r.

Mering Zu „Warum ein Pinkelbeck­en große Kunst ist“(Feuilleton) vom 22. Juni: Marcel Duchamp kaufte einmal / im Supermarkt ein Urinal. / Damit keiner drin uriniert, / hat er es handschrif­tlich signiert, / auf einen Sockel dann gestellt / als Kunstwerk für die schnöde Welt. / Gezeigt wurde es falsch herum, / „Fountain“nannt’ er sein Werk darum. // Da dies die Fachwelt akzeptiert, / hat’s mich umgehend inspiriert! / Ideen schwirrten mir im Kopf – / da sah ich einen Blumentopf! / Diesen, der schmutzig und gewöhnlich, / signierte ich nun höchstpers­önlich! / Der Titel war dann noch das Schwere! / Ich nenn’ mein Werk „Umhüllte Leere“.

Augsburg

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Zeichnung: Calleri 1.) Ehe für alle (Bundeskanz­lerin, Ehe, Schwulen, Lesben, CDU, Union, Widerstand, Gewissense­ntscheidun­g).
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