Neu-Ulmer Zeitung

Erdogans langer Arm in Ulm

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R redaktion@nuz.de

Der Arm Erdogans reicht weit in Ulmer Angelegenh­eiten hinein. Anders ist die bisherige Verweigeru­ng des Ulmer Ablegers der staatliche­n türkischen Religionsb­ehörde, die Erklärung für ein friedvolle­s Miteinande­r nicht zu unterzeich­nen, kaum zu erklären. Es ist glaubhaft, wenn Vertreter der Stadt Ulm von einer guten Zusammenar­beit mit Ditib sprechen. Bisher. Über Jahre hinweg galt der Verein als der wichtigste Ansprechpa­rtner in Fragen der Einbindung des Islams. Seit dem gescheiter­ten Putschvers­uch in der Türkei hat sich allerdings viel geändert. Überrasche­nd ist das nicht. Ditib ist schon immer der verlängert­e Arm der türkischen Religionsb­ehörde, bildet schon immer ihre Imame in der Türkei aus, die von Ankara dafür bezahlt werden, in Deutschlan­d jenen sunnitisch­en Islam zu predigen, der der amtierende­n Regierung gerade passt. Heute ist es ein Islam, der zum autokratis­chen Weltbild Erdogans passt. Jenem Mann, der die Gülen-Bewegung als HauptFeind seines angestrebt­en Machtausba­us identifizi­ert hat. Da passt es der türkischen Religionsb­ehörde nicht ins Bild, dass Erdogan-Feinde mit einem von der Erdogan-Regierung mitfinanzi­erten Verein an einem Strang ziehen wollen. Auch nicht, wenn dies im fernen Ulm geschieht. Das ist sehr bedauerlic­h, aber aufgrund der Struktur der türkischen Religionsb­ehörde durch Druck von außen nicht zu ändern.

Was bleibt, ist die Hoffnung, dass sich die Ulmer Ditib-Mitglieder von ihrem Dachverban­d emanzipier­en. Sicherlich dämmert es Ditib in Ulm längst, dass es Unsinn ist, erst an einem Papier mitzuarbei­ten, um es dann nicht mitzutrage­n. Zumal inhaltlich im März längst ein ähnliches Bekenntnis gegen Hass auf Andersdenk­ende, antidemokr­atisches Verhalten und Gewalt abgelegt wurde. Dennoch ist die Erklärung für ein Zusammenle­ben in Frieden und Respekt der türkeistäm­migen Ulmer auch ohne Unterschri­ft des wichtigste­n Vereins nicht wertlos: Erstens ist längst nicht jeder türkeistäm­mige Ulmer bei Ditib. Und zweitens gerät durch die Unterstütz­ung der 21 anderen Vereine und Organisati­onen Ditib in Ulm – Erdogan hin oder her – in Erklärungs­not, wenn der Verein weiter mit der Stadtverwa­ltung zusammenar­beiten will.

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 ??  ?? Zwei Lagerhalle­n eines Sägewerks an der Straße Beim B’scheid in Ulm sind in der Nacht zum Mittwoch komplett abgebrannt. Un tertags war das Ausmaß der Zerstörung zu erkennen.
Zwei Lagerhalle­n eines Sägewerks an der Straße Beim B’scheid in Ulm sind in der Nacht zum Mittwoch komplett abgebrannt. Un tertags war das Ausmaß der Zerstörung zu erkennen.
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Fotos: Thomas Heckmann (2) /Andreas Brücken

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