Auslaufmodell Stadtbus
Bei Evobus in Neu-Ulm stehen Veränderungen der Produktion an. An die 300 Leiharbeiter müssen gehen. Warum sich der Betriebsratschef dennoch ganz entspannt gibt
Bei Evobus, dem einzigen Bushersteller, der noch in Deutschland fertigt, ändert sich Einiges: Seit Monaten verhandeln der Betriebsrat und die Leitung der Daimler-Bussparte um Hartmut Schick wie berichtet über eine neue Organisation der Busproduktion. Im Gespräch mit unserer Zeitung betont der Betriebsratschef Friedrich Beck, dass die Gespräche in „großem Einvernehmen“verlaufen. Medienberichte über angebliche massive Spannungen und Unruhe verweist Beck ins Reich der Fabeln. Auch von einer geplanten „Arbeitsplatzvernichtung“wie es auf einer linksextremen Internetseite heißt, könne nicht die Rede sein. Arbeitgeber und Arbeitnehmer seien sich einig, dass die Sicherung der bestehenden Stammarbeitsverhältnisse gemeinsames Ziel ist.
Der Chef der Daimler-Bussparte Hartmut Schick beschwichtigt: „Was wir jetzt schon sagen können: Bestehende Arbeitsverhältnisse sind sicher.“Ein Großteil von 300 Leiharbeitern müsse das Unternehmen jedoch verlassen, wie Beck sagt. Der Betriebsratschef betont, dass dieser Schritt weder überraschend noch plötzlich komme. Bewusst seien für eine Übergangszeit während der Neuordnung der Montage, als von drei Fertigungslinien auf nur noch eine umgestellt wurde, zusätzliche Leiharbeiter eingestellt worden. „Während der Umstellung brauchten wir mehr Leute“, sagt Beck. Dass der Großteil davon wieder gehen müsse, sei von vornherein klar gewesen. Unternehmen und Gesamtbetriebsrat hätten sich im Rahmen einer auch heute gültigen Betriebsvereinbarung verständigt, diese erforderliche Personalflexibilität sicherzustellen. Dem Betriebsrat stellte die Geschäftsführung jüngst ihre Vorstellung einer neuen europäischen Produktionsordnung vor. Das Kernelement: Künftig sollen in Neu-Ulm nur noch Reisebusse der Marken Setra und Mercedes Benz produziert werden. Es habe sich als nicht effizient herausgestellt, in Neu-Ulm, auf der für Reisebusse ausgerichteten Linie, auch CitaroStadtbusse zu produzieren. Auch das Daimler-Buswerk in der Türkei stellt aus Sicht Becks keine Konkurrenz für Neu-Ulm dar. „Wir wollen hier in Neu-Ulm die besten Reise- der Welt bauen“, sagt Beck. Vor diesem Hintergrund sei die Konzentration auf dieses PremiumSegment sinnvoll. Zu mehr Schließungstagen solle das letztendlich nicht führen, wenngleich bisher das Werk Neu-Ulm mit Stadtbussen ausgelastet werden konnte, wenn Reisebusse saisonbedingt schwächer nachgefragt werden. Nicht zuletzt setzt Daimler auf eine anhaltende große Reisebus-Nachfrage durch den wachsenden Fernbusmarkt. Außerdem würden Stadtbusse in Mannheim inzwischen mit einer höheren Effizienz gefertigt, sodass es sich nicht mehr lohne, Stadtbusse in Neu-Ulm auf einer Reisebus-Linie zu bauen.
In „keinem großen Umfang“, wie Beck sagt, hätten Mitarbeiter innerhalb der Produktion ihren Arbeitsplatz gewechselt. Doch zu größeren Problemen habe das nicht geführt. Beck selbst hat den Ehrgeiz, eine Vereinbarung zur Sicherung des Standorts als sein eigenes Vermächtnis abzuschließen: Beck ist seit 1975 im Buswerk angestellt, seit 1984 Betriebsrat und geht kommendes Jahr per Altersteilzeit in den Ruhestand.
Buschef Schick betont, dass keine Eile besteht. Evobus werde aus einer Position der Stärke reformiert, um in Zukunft nicht mehr in die roten Zahlen zu rutschen, wie es 2012 vor dem Sparprogramm „Globe“der Fall war. Schick sei bewusst, dass so ein Veränderungsprozess wie die Umsetzung des Zukunftsbusse bilds auch Sorgen in der Belegschaft auslöste. „Wir bauen auch in Zukunft auf unseren Setra-Standort in Neu-Ulm, müssen uns aber regelmäßig die Frage stellen, ob wir uns nicht noch besser organisieren können“, sagt Schick. Ein entsprechendes Zukunftsbild sei nun entworfen. Zum Standort Neu-Ulm gehöre auch das zukunftsträchtige Feld der Entwicklung von Systemen für autonomes Fahren.
Dass im Zuge solcher Verhandlungen auch unterschiedliche Auffassungen überbrückt und Kompromisse gefunden werden müssen, sei ganz normal, so Schick. „Ich bin davon überzeugt, dass am Ende eine gute, tragfähige Lösung für alle Beteiligten erreicht werden kann.“ Die Bauarbeiten am Asphalt gehen in die letzte Runde. Wie die Autobahndirektion Südbayern gestern meldete, ist die Anschlussstelle Vöhringen in Fahrtrichtung Ulm am heutigen Freitag, 30. Juni, zu. Immerhin: Laut Ankündigung wird es die letzte Vollsperre der Ausfahrt während der aktuellen Baumaßnahmen sein. Die Anschlussstelle ist in der Zeit zwischen 9 und 22 Uhr gesperrt. Grund für die Sperrung sind die derzeit laufenden Fahrbahnerneuerungen auf der A7 zwischen Vöhringen und dem Autobahndreieck Hittistetten. Die Einund Ausfahrt der Anschlussstelle Vöhringen in Fahrtrichtung Ulm/ Würzburg wird asphaltiert. Die Autobahndirektion schließt eine kurzfristige Verschiebung der Sperrung nicht aus, sollte es heute Probleme mit der Witterung geben. Darüber hinausgehende Sperrungen sind jedoch nicht mehr erforderlich. (cao)