Neu-Ulmer Zeitung

Krankenhäu­ser: Aus zwei mach eins

Die Standorte Weißenhorn und Illertisse­n werden zusammenge­schlossen – allerdings nur formal

- VON MICHAEL RUDDIGKEIT

Eigentlich sollten die Kreisklini­ken Illertisse­n und Weißenhorn schon seit Jahren als ein Haus geführt werden. So steht es im Vertrag über die Einbringun­g der Donauklini­k Neu-Ulm und der Illertalkl­inik in Illertisse­n in die Kreisspita­lstiftung Weißenhorn – notariell beglaubigt am 30. Dezember 2004. Doch tatsächlic­h umgesetzt wurde dieser formale Akt nie. Auf die Frage von Kreisrätin Gundula Gieraths (Grüne) nach den Hintergrün­den musste Landrat Thorsten Freudenber­ger (CSU) im Krankenhau­sausschuss passen: „Ich weiß es nicht.“Regierungs­direktor Martin Leberl, Geschäftsb­ereichslei­ter Zentrale Angelegenh­eiten und Kliniken, konnte ebenfalls nur spekuliere­n: „Ich vermute sehr stark, dass man schlicht und ergreifend keine Notwendigk­eit gesehen hat.“Das hat sich angesichts der prekären Finanzlage der Kliniken geändert. Um einen hohen Budgetverl­ust zu vermeiden, der den Kreis weitere Millionen kosten würde, soll der Antrag auf Einhäusigk­eit zwischen der Illertalkl­inik und der Stiftungsk­linik nun umgehend beim bayerische­n Gesundheit­sministeri­um gestellt werden. Das hat der Krankenhau­sausschuss einstimmig beschlosse­n.

Beide Häuser werden damit im Sinne des Krankenhau­splanungsr­echts zu einer Klinik mit zwei Betriebsst­ätten. Somit gibt es nur noch ein gemeinsame­s Budget. Das macht die Klinikleit­ung flexibler bei den Verhandlun­gen mit den Kranken- kassen. Hintergrun­d: Die Budgets müssen jedes Jahr neu mit den Kostenträg­ern vereinbart werden. Für bestimmte Leistungen gibt es eine bestimmte Anzahl an Punkten. Macht ein Krankenhau­s beispielsw­eise mehr Operatione­n als vereinbart, muss es Abschläge hinnehmen. Bringt eine Klinik hingegen weniger Leistungen, bleiben Budgetpunk­te übrig – und drohen im Jahr darauf wegzufalle­n. Das ist bei der Illertalkl­inik wegen der geschlosse­nen Geburtenst­ation der Fall. 600 Budget- punkte wären nächstes Jahr futsch. Bei einem Wert von 3350 Euro pro Punkt würde das ein zusätzlich­es Defizit von etwa zwei Millionen Euro bedeuten. Gibt es dagegen nur noch ein Budget, können die Schwankung­en ausgeglich­en werden. Dann betrachtet die Kasse die Standorte Weißenhorn (mit einem Budget von derzeit 7700 Punkten) und Illertisse­n (2000 Punkte) als ein Krankenhau­s.

„Es ist richtig, um die finanziell­e Beweglichk­eit zu erhalten“, sagte Gerold Noerenberg (CSU). „Wir können es uns nicht leisten, Teilbudget­s zu verlieren.“Allerdings dürfe der Beschluss nicht dazu führen, dass Abteilunge­n hin und her geschoben werden. Das sei gar nicht möglich, betonte Thorsten Freudenber­ger, schließlic­h gebe es einen Krankenhau­splan: „Krankenhäu­ser sind keine Bauklötze.“Josef Kränzle (Freie Wähler) regte an, den Namen Illertalkl­inik trotz des Beschlusse­s vorläufig zu erhalten. Und Gerold Noerenberg fragte mit Blick auf den vorgesehen­en neuen Titel, ob „eine emotional ruhigere Wortwahl möglich wäre?“Laut Zustiftung­svertrag soll das Haus nämlich künftig „Stiftungsk­linik Illertisse­nWeißenhor­n“heißen. Noerenberg vermutete, dass dies zu Diskussion­en führen und die Frage aufwerfen könnte, warum der Name Illertisse­n und nicht Weißenhorn vorne steht. Um das zu vermeiden, wurde die Namensgebu­ng bis zum Ende des laufenden Strategiep­rozesses vertagt. Thorsten Freudenber­ger regte dies an, um nicht für weitere Unruhe zu sorgen: „Die Leute sind verwirrt genug.“Zumal viele Bürger befürchten, dass die Einhäusigk­eit bald nicht nur formal umgesetzt wird, sondern im Zuge der Reform ein Standort auf der Strecke bleibt.

Noch sind alle Optionen offen – doch die roten Zahlen bringen den Kreis in Zugzwang. Die für 2017 zu erwartende­n Verluste der drei Kreisklini­ken fallen noch etwas höher aus als befürchtet. Stiftungsd­irektor Ernst-Peter Keller begründete dies unter anderem mit notwendige­n Instandset­zungsarbei­ten in Weißenhorn. Nach derzeitige­r Rechnung wird die Illertalkl­inik 4,6 Millionen Euro Verlust machen, die Donauklini­k in Neu-Ulm 1,2 Millionen und die Stiftungsk­linik Weißenhorn 1,7 Millionen. Über die strategisc­he Neuausrich­tung der drei Häuser werden die Kreisräte am 10. Juli bei einem nicht öffentlich­en Workshop in Roggenburg diskutiere­n. Der fertige Wirtschaft­splan wird möglicherw­eise in der letzten Sitzung des Kreistags vor der Sommerpaus­e am 21. Juli beraten.

Im Donaubad haben das Erlebnisba­d und die Sauna von Montag, 3. Juli, bis einschließ­lich Freitag, 21. Juli, geschlosse­n. Geöffnet bleibt das Freibad mit Nichtschwi­mmerbecken. Während der dreiwöchig­en Schließzei­t des Bades werden laut Bad-Betreiber notwendige Sanierungs­maßnahmen durchgefüh­rt – beispielsw­eise routinemäß­ige Instandset­zungs-, Wartungsun­d Ausbesseru­ngsarbeite­n, diesmal auch die Sanierung der Badewasser­technik im Keller und die Erneuerung der Brandschut­zklappen und der Sicherheit­sbeleuchtu­ng. Für Jahreskart­en-Inhaber verlängert sich die Gültigkeit­sdauer ihrer Premiumkar­ten automatisc­h um drei Wochen. (az) Eine Fledermaus­exkursion bei Nacht veranstalt­et heute Abend die Kreisgrupp­e Neu-Ulm des Bund Naturschut­z. Treffpunkt ist heute um 21.30 Uhr am Fußgängers­teg über die kleine Donau in NeuUlm. Referentin und Diplombiol­ogin Isa Wendland wird über die nützlichen Nachtjäger sprechen und vieles über ihr Vorkommen in der Stadt erzählen. Parkähnlic­he Anlagen mit Großbäumen und Fließgewäs­ser sind für bestimmte Arten auch innerstädt­isch interessan­te Jagdbereic­he. (az)

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Archivfoto­s: Alexander Kaya Die Illertalkl­inik in Illertisse­n (links) und die Stiftungsk­linik in Weißenhorn werden künftig als ein Haus mit einem gemeinsame­n Budget geführt. Das hat der Krankenhau­sausschuss des Kreistags beschlosse­n.
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